Zusammenfassung

Die ABC-Analyse ist ein Verfahren zur wertmäßigen Klassifikation und Fundierung von Entscheidungen. Durch Bildung dreier Klassen (A-, B- und C-Klassen) werden komplexe Problembereiche strukturiert. Das Ziel der ABC-Analyse besteht darin, das gegenläufige Verhalten von Mitteleinsatz und Zielerreichung deutlich zu machen und die Aktivitäten auf jene Bereiche zu konzentrieren, die die höchste wirtschaftliche Bedeutung für ein Unternehmen haben. Die ABC-Analyse stammt ursprünglich aus der Materialwirtschaft, ist aber bei zahlreichen weiteren Anwendungen nutzbar.

1 Welche Aussagen liefern ABC-Analysen?

Typische Einsatzgebiete von ABC-Analysen sind Produktprogramme, Kunden, Absatzgebiete, Absatzsegmente, Materialien, Lieferanten, Standorte oder Filialen. Die ermittelten Klassen oder Kategorien bedeuten (Orientierungswerte, die im Einzelfall etwas höher oder niedriger auffallen können):

 
A: Mit ca. 5-10 % des Mitteleinsatzes werden ca. 70–80 % des Ziels erreicht; effizientester Bereich.
B: Mit ca. 20–30 % des Mitteleinsatzes werden nur ca. 20–30 % des Ziels erreicht.
C: 70–80 % der Mittel werden zum Erreichen von nur 10 % des Ziels benötigt.
 
Achtung

Die Klassen helfen, Prioritäten zu setzen, indem sie zeigen, mit welchem Einsatz welche Wirkungen erzielt werden. Je nach Einsatzgebiet der ABC-Analyse lassen sich Aktivitätenschwerpunkte ableiten. Der Einsatz einer ABC-Analyse lohnt sich i. d. R. ab einer Menge von 100-150 Untersuchungsobjekten.

2 Welche wesentlichen Vor- und Nachteile hat die ABC-Analyse?

Vor dem Einsatz der ABC-Analyse sollte man die wichtigsten Vor- und Nachteile kennen und auch Möglichkeiten bedenken, vor allem die Nachteile zu vermeiden.

Insbesondere sind bei der klassischen ABC-Analyse diese Vor- und Nachteile zu bedenken:

 
Vorteile Nachteile
Leicht umzusetzen, da die meisten benötigten Daten meist in der IT vorhanden sind. Mit nur drei Klassen/Kategorien eher grobe Klassifizierung.
Schnell und flexibel für verschiedene Untersuchungsgegenstände nutzbar. Darstellung des Istzustandes (Klasseneinteilung aufgrund der aktuellen Lage, nicht der Potenziale oder möglicher Veränderungen).
Auch für Nicht-Fachleute schnell zu verstehen und nachzuvollziehen. Keine Berücksichtigung qualitativer Faktoren.
Beschränkung auf nur wenige (wesentliche) Faktoren. Möglichkeit von Verzerrungen oder Fehlentscheidungen, wenn bei neuen Untersuchungsgegenständen mit geringen Wertanteilen noch nicht absehbar ist, wie sie sich entwickeln.
Möglichkeit der Visualisierung, daher noch besser zu erfassen.  

Umgang mit und Vermeidung zentraler Nachteile

Weiß man um die Nachteile, sollte geprüft werden, ob und wie man sie zumindest reduzieren kann, soweit sie für den Betrieb relevant sind. Einige Vorschläge und Möglichkeiten:

  • Erweiterung der Klassifizierung, z. B. um zwei zusätzliche Klassen D und E.
  • Arbeit auch mit Plan- oder Potenzialzahlen, um mögliche künftige Einordnungen besser abschätzen zu können.
  • Einbindung qualitativer Faktoren, etwa von Nachhaltigkeit oder anderer strategischer Bedeutung der Untersuchungsobjekte, z. B. Unverzichtbarkeit eines volumenmäßig geringen Beschaffungsgutes für die Produktion. Ein Beispiel dazu, wie die Einbindung qualitativer Faktoren umgesetzt werden kann, findet sich hier.
 
Hinweis

Deckungsbeitrag statt Umsatz als Sortierkriterium

Kommt die Analyse bei Untersuchungsobjekten wie Kunden, Produkten, Aufträgen, Projekten oder Filialen zum Einsatz, sollte möglichst nicht auf die Umsätze als Sortier- und Bewertungskriterium, sondern auf Erfolgsgrößen wie Deckungsbeiträge oder Gewinne, gesetzt werden.

3 Wie geht man bei ABC-Analysen vor?

Am häufigsten werden ABC-Analysen in der Beschaffungs- und Lagerwirtschaft eingesetzt. Folgende Arbeitsschritte sind in diesem Bereich empfehlenswert:

  • Erfassung der Materialpositionen, mit Mengen und Preisen,
  • Berechnung ihres Wertes,
  • Ermittlung ihrer relativen Bedeutung am gesamten Verbrauchswert einer Periode.

Hilfreich ist dazu eine Arbeitstabelle wie sie in Abb. 1 zu sehen ist. Bis zu einem kumulierten Wert von 80 % handelt es sich um A-Materialien, bis 90 % um B-Materialien. Der Rest sind C-Materialien.

Um eine schnellere Orientierung zu ermöglichen, wird häufig mit farblichen Hervorhebungen gearbeitet. Im Beispiel sind A-Materialien grün, B-Materialien gelb und C-Materialien rot markiert. :

Abb. 1: Beispiel einer ABC-Analyse im Materialbereich

Die Verbrauchsmengen ordnet man in fallender Höhe an. Aus der Anordnung kristallisieren sich z. B. die Klassen wie folgt heraus, wobei es je nach Situation im Betrieb und Untersuchungsgegenstand zu geringfügig anderen Prozentwerten kommen kann:

 
Klasse Prozentanteil an den Positionen Prozenanteil am Gesamtwert

A

B

C

5-10

20-30

70-80

70-80

20-305-

10

Abb. 2: Klassifizierungsbeispiel für den Materialverbrauch

Die Schnittstellen zwischen den einzelnen Klassen richten sich pragmatisch nach den unternehmensindividuellen Gegebenheiten. Eine grafische Darstellung unterstützt die Klassifizierung bzw. erleichtern die Erfassung der Aussagen bei den Adressaten. Die Darstellungen erfolgen häufig mithilfe einer Lorenzkurve. Vereinfacht gesagt, drückt die Lorenzkurve bei der ABC-Analyse aus...

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