Marina Schmitz, Prof. Dr. Christopher Stehr
Mehrere öffentliche Verwaltungen in Europa haben bereits erfolgreich Aspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung umgesetzt und zeigen, wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auch in staatlichen Institutionen wirkungsvoll eingesetzt werden kann.
Schweden ist bekannt für seine führende Rolle in der nachhaltigen öffentlichen Verwaltung. Bereits seit den frühen 2000er-Jahren haben schwedische Kommunen begonnen, Nachhaltigkeitsziele in ihre Haushaltspläne zu integrieren. Städte wie Malmö und Stockholm veröffentlichen detaillierte Berichte über ihre ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Leistungen. Besonders hervorzuheben ist, dass Nachhaltigkeitskennzahlen in den allgemeinen Entscheidungsprozess einbezogen werden. So gibt z. B. Malmö in seinen Berichten regelmäßig über den Energieverbrauch öffentlicher Gebäude, die CO2-Emissionen der Stadt und den Fortschritt in Richtung einer klimaneutralen Kommune bis 2030 Auskunft. Hierbei kommen u. a. auch digitale Plattformen und Big Data zur Erhebung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten zum Einsatz. Die Stadt Barcelona z. B. hat ein Open-Data-Portal eingeführt, das es Bürgern ermöglicht, auf Echtzeit-Daten zu städtischen Nachhaltigkeitsinitiativen zuzugreifen. Diese Plattform zeigt Daten zu Energieverbrauch, Wassernutzung, Abfallmanagement und anderen wichtigen Indikatoren. Solche Tools fördern nicht nur die Transparenz, sondern ermöglichen es der Öffentlichkeit, aktiv an der Überwachung von Nachhaltigkeitszielen teilzunehmen.
Auch Finnland hat auf nationaler Ebene eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die von der öffentlichen Verwaltung auf verschiedenen Ebenen umgesetzt wird. Diese Strategie wird regelmäßig durch die finnische Kommission für nachhaltige Entwicklung überprüft, die detaillierte Berichte über die Fortschritte in den Bereichen Bildung, Energieverbrauch und soziale Gerechtigkeit veröffentlicht. Die Berichte werden im Parlament diskutiert, was die Transparenz und Rechenschaftspflicht erhöht. Finnland setzt außerdem stark auf die Beteiligung der Zivilgesellschaft, um nachhaltige Ziele zu erreichen, und integriert diese Berichte in die langfristige Planung staatlicher Institutionen.
Öffentliche Verwaltungen sind oft große Einkäufer von Waren und Dienstleistungen. Ein innovativer Ansatz zur Förderung der Nachhaltigkeit ist die Einführung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien in den öffentlichen Beschaffungsprozess. In den Niederlanden hat die Stadt Amsterdam eine Circular Procurement Strategie entwickelt, bei der alle Ausschreibungen nachhaltige Kriterien erfüllen müssen. Die Stadt fördert die Nutzung von recycelten Materialien und Dienstleistungen, die auf der Maximierung von Ressourceneffizienz basieren. Dies reduziert nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern fördert auch die Entwicklung neuer, nachhaltiger Geschäftspraktiken im privaten Sektor.
Zur Einbeziehung der Bürger in die Entscheidungsfindung und die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat die Stadt Kopenhagen den Bürgerdialog zum zentralen Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie gemacht. Über digitale Plattformen, öffentliche Workshops und Abstimmungen können Bürger Einfluss auf die städtische Planung und die Festlegung von Nachhaltigkeitszielen nehmen. Dies erhöht nicht nur die gesellschaftliche Akzeptanz von nachhaltigen Maßnahmen, sondern sorgt auch für größere Transparenz und eine stärkere Verantwortlichkeit seitens der Verwaltung.
Das Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) hat eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die konkrete Ziele zur Förderung von nachhaltigem Handeln im öffentlichen Sektor verfolgt. Die Landesregierung von NRW veröffentlicht regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte, in denen sie Fortschritte bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen, der Förderung nachhaltiger Mobilität und der Implementierung von Umweltbildungsprogrammen darstellt. Besonders hervorzuheben ist der Ansatz, nachhaltige öffentliche Beschaffung zu fördern, indem ökologische und soziale Kriterien stärker in Ausschreibungen integriert werden.
Die Stadt Berlin hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 eine klimaneutrale Verwaltung zu erreichen. Dafür hat Berlin die Klimaschutzvereinbarung für die Berliner Verwaltung eingeführt, die spezifische Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes und zur Steigerung der Energieeffizienz umfasst. Öffentliche Gebäude werden zunehmend auf Energieeinsparung und den Einsatz von erneuerbaren Energien umgestellt. Berlin veröffentlicht regelmäßig Berichte über den Fortschritt seiner Klimaziele und setzt auf nachhaltige Stadtentwicklung, indem Projekte wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder der Bau von energieeffizienten Gebäuden prioritär behandelt werden.
Freiburg gilt als ein herausragendes Beispiel für eine konsequente Ausrichtung der städtischen Verwaltung auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden, und setzt dabei auf nachhaltige Mobilität, Energieeffiz...