3.5.5.1 Ursachen

Verbrennungen und Verbrühungen entstehen bei Temperaturen über 50 °C durch Feuer, heiße (glühende) Objekte, Gase, elektrischen Strom, Strahlung (z. B. Radioaktivität) oder starke mechanische Reibung.

3.5.5.2 Erkennen

Hitzeschäden der Haut sind an deren Verfärbung zu erkennen. Sie reichen von einer Rötung bis hin zur Schwarzfärbung. Zur objektiven Charakterisierung erfolgt im Allgemeinen eine Einteilung in 3 Verbrennungsgrade, denen typische Kennzeichen zugrunde liegen (Tab. 4).

 
Verbrennungsgrad Typische Kennzeichen
1 Rötung, Schmerz, Spannungsgefühl, Schwellung
2 starke Rötung, große Schmerzen, geplatzte und/oder gefüllte Brandblasen
3 weißliche bis braune oder schwarze Haut, keine Schmerzen

Tab. 4: Verbrennungsgrade und ihre Kennzeichen

Da der Grad der Hitzeeinwirkung bei Verbrennungen nicht überall gleichmäßig ist, sind meist alle 3 Verbrennungsgrade anzutreffen.

3.5.5.3 Verbrennungsfläche

Das prozentuale Ausmaß der hitzegeschädigten Körperoberfläche kann man mithilfe von 2 Methoden genauer erfassen. Die Handfläche des Brandopfers entspricht ca. 1 % seiner Körperfläche (Handflächenregel). Würde die Hand z. B. 8 Mal die Brandwunde bedecken, so sind ca. 8 % verbrannt. Bei der Neunerregel erfolgt die Abschätzung anhand von vorgegebenen Werten für die unterschiedlichen Körperteile (Abb. 30).

Abb. 30: Neunerregel: Jedem Körperteil sind bestimmte Prozentwerte zugeordnet, die eine Abschätzung der Verbrennungsfläche ermöglichen

3.5.5.4 Gefahren

Neben der Zerstörung der Haut und darunterliegender Gewebsschichten treten bei schweren Verbrennungen Flüssigkeitsverluste auf, die u. a. zum Schock führen. Der Schock wird zusätzlich durch Schmerzen intensiviert. Atmet der Betroffene Flammen, heiße Dämpfe oder Verbrennungsgase ein, kann es zu Atemnot oder -stillstand kommen. Die verbrannte bzw. verbrühte Hautfläche ist anfällig für Infektionen.

3.5.5.5 Erste-Hilfe-Leistung

Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen Brandwunden aufgrund der daraus resultierenden Gefahr der Unterkühlung grundsätzlich nicht mehr gekühlt werden. Zur Schmerzlinderung können kleinflächige Verbrennungen (z. B. Finger) sofort ca. 2 Minuten mit Wasser abgekühlt werden. Das Kühlen ist auf die verbrannte Körperstelle zu begrenzen. Größere verbrannte Körperoberflächen nicht (mehr) kühlen. Anschließend Wundversorgung: Keimarmes Bedecken der Brandwunde, z. B. mit einem Verbandtuch, um damit auch einem weiteren Wärmeverlust vorzubeugen.

In der Vergangenheit wurden immer wieder leicht modifizierte Empfehlungen zur Ersten Hilfe bei Verbrennungen gegeben, deren Hauptmerkmal die über einige Zeit andauernde Kühlung durch – zuletzt handwarm temperiertes – Wasser war. In der sich an die Erste Hilfe jeweils anschließenden notfallmedizinischen Versorgung zeigte sich jedoch, dass zu viel des vermeintlich Guten eher schädlich ist. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass der Kühleffekt lediglich ein sehr kurzfristiger schmerzlindernder Effekt ist. Die Gefahr der anhaltenden oder großflächigeren Kühlung ist eine Unterkühlung des Körpers, die den Kreislauf belastet und in ihren Auswirkungen weit problematischer als die durch die Verbrennung verursachten Haut- und Gewebeschäden sein kann.

Wurde die Dauer der Wasserbehandlung zuletzt auf 10 Minuten begrenzt und nur noch handwarmes Wasser empfohlen sowie eine Beschränkung auf Verbrennungen im Ausmaß von nicht mehr als etwa 2 DIN-A4-Seiten beim Erwachsenen und entsprechend weniger bei Kindern, wird jetzt nur noch z. B. "ein Finger" als Maßeinheit angeführt. Damit wird der erhofften "gefühlten Schmerzlinderung" Rechnung getragen, wie auch der wohl häufigsten Brandstelle am Körper. Eine Schmerzlinderung kann nur wahrgenommen werden, wenn die Überspülung mit Wasser sofort erfolgt. Dabei ist es weniger bedeutsam, welche Temperatur das Wasser hat. "Sofort" kann nur genutzt werden, was nächstgelegen ohne Zeitverlust verfügbar ist, wie das Wasser aus der Leitung.

 
Achtung

Rettungsdecke verwenden

Auch bei einem Brandopfer ist u. U. ein Wärmeerhalt notwendig. In diesem Fall wird am besten die Rettungsdecke verwendet, da sie nicht mit der Verbrennung verklebt.

3.5.5.6 Löschen von Personenbränden

Brennende Menschen reagieren panisch und laufen in den meisten Fällen davon. Insbesondere dort, wo die Gefahr eines Brandes sehr hoch ist, sind neben Feuerlöschern und Löschdecken auch Notduschen für den Notfall zu finden (Tab. 5). Jedes dieser "Löschmittel" hat Vor- und Nachteile. Im Ernstfall wird jedoch immer das nächste greifbare Löschgerät verwendet.

 
Löschgeräte
Kleinlöschgeräte Feuerlöscher Selbstlöscher
  • Löschdecke (160 cm x 200 cm)
  • Wasserlöscher
  • Schaumlöscher
  • Pulverlöscher
  • Kohlendioxidlöscher
  • Löschdusche
  • Halbkabine

Tab. 5: Löschgeräte

Die Bekämpfung eines Personenbrandes ist mit einem Feuerlöscher – unabhängig vom Typ – effektiver als mit einer Löschdecke. Die brennende Person wird dazu aufgefordert, Augen und Mund zu schließen. Um Hals und Kopf des Betroffenen zu schützen, wird der Löschstrahl zuerst auf dessen Brust und Schulter gerichtet. Anschließend wird der Löschstrahl auf die untere Körperhälfte und die Seiten gerichtet. Bei a...

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