Hannemann/Biewer/Kocatepe/Zaruk/Weigl, MaRisk BTR 3.1 Al ... / 6.6 Geschäftspolitische Dimension der Preisgestaltung

Rz. 193

Die Kreditwirtschaft hat im Rahmen der Konsultation auch auf die geschäftspolitische Dimension von Transferpreisen hingewiesen. So wird über ein Liquiditätstransferpreissystem zunächst nur eine bankinterne Übertragung von Liquiditätsrisiken an eine zentrale Struktursteuerung bewirkt. Inwieweit die übertragene Liquiditätsrisikoposition anschließend extern glattgestellt oder geschlossen wird, ist eine (geschäftspolitische) Frage der Limitierung der Struktursteuerung und nicht der Kalkulation von Transaktionen.^[1] Im MaRisk-Fachgremium wurde zudem darauf hingewiesen, dass auch die interne Verrechnung von Transferpreisen in einer Weise eingeführt werden muss, dass sich einzelne Geschäftsbereiche den neuen Steuerungsimpulsen mit ggf. geringeren oder sogar negativen Ergebnisbeiträgen entsprechend anpassen können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Anpassungen auch auf Annahmen zu nicht deterministischen Zahlungsströmen beruhen können, die sich im Rahmen einer neuen, bisher unbekannten Krise im Nachhinein als unrealistisch herausstellen. Auf der anderen Seite kann eine vollständige Anrechnung des Liquiditätsnutzens bei den liquiditätseinwerbenden Bereichen dazu führen, dass dieser interne Bonus teilweise an die Kunden weitergegeben wird und das Geschäft damit insgesamt für die Bank unrentabel wird. Insofern ist mit der Einführung von Transferpreisen auch eine gewisse Art von Aufklärungsarbeit zu leisten.

Rz. 194

Unabhängig davon kann es gewünscht oder erforderlich sein, bei der Preisfestsetzung auch andere Aspekte einfließen zu lassen (z. B. Cross-Selling-Gesichtspunkte, Regulierung des Volumens bestimmter Geschäfte aus strategischen Gründen). Die von den tatsächlichen Kosten abweichenden Anreize in Form von Zu- oder Abschlägen sollten dann im Interesse einer ange...