Hannemann/Biewer/Kocatepe/Zaruk/Weigl, MaRisk AT 4.3.3 S ... / 3.2 Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen den Risikoarten

Rz. 211

CEBS hatte als Konsequenz aus der Finanzmarktkrise bereits 2010 gefordert, die Notwendigkeit im Auge zu behalten, außerbilanzielle Gesellschaftskonstruktionen aus Reputationsgründen auf die eigene Bilanz nehmen zu müssen. Daher sollten die Stresstestprogramme Szenarien zur Beurteilung der Größe und Tragfähigkeit dieser Gesellschaftskonstruktionen im Vergleich zur eigenen Finanz-, Liquiditäts- und Kapitalposition umfassen. Um Folgewirkungen zu begrenzen und das Marktvertrauen aufrechtzuerhalten, sollten die Institute Verfahren zur Messung der Auswirkung von Reputationsrisiken auf andere Risikoarten entwickeln, mit besonderem Schwerpunkt auf Adressenausfall-, Markt- und Liquiditätsrisiken.^[1] Derartige Auswirkungen sind allerdings ebenso in umgekehrter Richtung denkbar.^[2]

Rz. 212

Auch fast zehn Jahre später wird das "Reputationsrisiko" häufig als erstes genannt, wenn es um die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Risikoarten geht. Es bezeichnet das bestehende oder künftige Risiko eines Institutes in Bezug auf seine Erträge, seine Eigenmittel oder seine Liquidität infolge einer Schädigung seines Rufes.^[3] Insofern ist es für jene Institute von besonderer Bedeutung, die mit börsennotierten Aktien bzw. Schuldtiteln oder in Interbankenmärkten operieren.^[4] Das Reputationsrisiko sollte den Vorstellungen der EBA zufolge als Unterkategorie beim operationellen Risiko eingeordnet werden, da sich die meisten operationellen Risikoereignisse entscheidend auf die Reputation eines Institutes auswirken und diese beiden Risiken somit wirkungsbezogen eng zusammenhängen.^[5]

Rz. 213

Dabei handelt es sich allerdings nur um eine formale Zuordnung. Die Behandlung des Reputationsrisikos erfolgt in der Praxis häufig als eigenständige Risikokategorie. Das ist vor allem darauf zurückzufü...