Hannemann/Biewer/Kocatepe/Zaruk/Weigl, MaRisk AT 4.1 Ris ... / 2.11.5 "Säule-1-Plus-Risikotragfähigkeitsansatz"

Rz. 197

Sehr kleine und zugleich wenig komplexe Institute können zur Annäherung an die ökonomische Perspektive auch einen Ansatz verwenden, bei dem zu den Risikowerten der ersten Säule nur vereinfacht quantifizierte Risikowerte für nicht hinreichend in der ersten Säule berücksichtigte und für weitere wesentliche Risikoarten addiert werden ("Säule-1-Plus-Risikotragfähigkeitsansatz"). Dabei kann die Ermittlung der Risiken z. B. durch Anknüpfung an die Auswirkungen einer plötzlichen und unerwarteten Zinsänderung, d. h. dem "Zinsschock" gemäß BaFin-Rundschreiben zu Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch (→ AT 4.1 Tz. 8), oder auf Basis einer Plausibilisierung (→ AT 4.1 Tz. 5) erfolgen. Bei der Ermittlung des Risikodeckungspotenzials sind stille Lasten und Reserven zu berücksichtigen. Damit gibt es keinen Unterschied zum barwertnahen Ansatz. Auch im Säule-1-Plus-Ansatz soll beim Risikodeckungspotenzial eine Annäherung an den Barwert erfolgen. Aus diesem Grund sind bei der Ermittlung der stillen Lasten und Reserven z. B. die Verwaltungskosten zu berücksichtigen. Mit dieser Erleichterungsregel trägt die deutsche Aufsicht dem Proportionalitätsprinzip Rechnung.

Rz. 198

Eine formale Definition von sehr kleinen und wenig komplexen Instituten im Sinne des RTF-Leitfadens existiert nicht. Jedes Institut kann über die Anwendbarkeit bzw. über seine Einordnung als "sehr kleines und wenig komplexes Institut" selbst entscheiden. Es empfiehlt sich eine Abstimmung mit dem zuständigen Aufsichtsvertreter, um nachträgliche Änderungen des Ansatzes zu vermeiden. Bei der Entwicklung des RTF-Leitfadens hat die Aufsicht im Dialog mit der Deutschen Kreditwirtschaft stets betont, dass dieser Ansatz eine sehr starke Vereinfachung darstellt und damit eher eine Ausnahme darstellen soll. Gemäß einer Auswertun...