Druck auf Bayern-Präsident Uli Hoeneß wächst

Die Ermittlungsbehörden dementierten zwar einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus", sein Name tauche auf einer Steuer-CD auf, die NRW im August 2012 angekauft hatte - trotzdem blieb die Steueraffäre Hoeneß in den Schlagzeilen.

Drei Tage vor Bayerns Halbfinal-Rückspiel in der Champions League beim FC Barcelona kam der neue "Focus"-Bericht für Hoeneß zur Unzeit. Das Nachrichtenmagazin hatte berichtet, die Bochumer Ermittler hätten Hoeneß-Daten von der Steuer-CD an die Staatsanwaltschaft in München weitergeleitet, die bayerische Justiz sei somit bereits im vergangenen Sommer informiert gewesen.

"Das trifft nicht zu. Auf der Steuer-CD, die die Staatsanwaltschaft Bochum bearbeitet, findet sich der Name Hoeneß nicht", erklärte die Staatsanwaltschaft Bochum auf dpa-Anfrage. Auch die Staatsanwaltschaft München II stellte in einer Pressemitteilung klar: "Es trifft nicht zu, dass die Staatsanwaltschaften in München im Sommer 2012 eine Steuer-CD mit den Daten von Herrn Hoeneß erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft München II wurde erst im Januar 2013 von der Selbstanzeige 'Hoeneß' unterrichtet." Das Ermittlungsverfahren gegen Hoeneß habe man "aufgrund der Selbstanzeige 2013 eingeleitet", sagte der Münchner Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich der dpa.

Der deutsche Fußball-Rekordmeister kommentierte auch die jüngsten Entwicklungen nicht und stärkte seinem Präsidenten weiter demonstrativ den Rücken. Sportvorstand Matthias Sammer betonte am Samstag nach dem 1:0 gegen den SC Freiburg, Hoeneß mache derzeit einen guten Eindruck, trotz aller Angriffe und Spekulationen.

Die prominenten Mitglieder des Bayern-Kontrollgremiums haben sich in der brisanten Causa bislang dagegen sehr zurückhaltend präsentiert. Nur Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler äußerte sich öffentlich vorsichtig kritisch. "Audi ist der Überzeugung, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg nur sichergestellt werden kann, wenn Regeln und Normen konsequent befolgt werden. Wir stehen für ein achtbares, ehrliches und regelkonformes Verhalten im Geschäftsalltag", ließ Stadler nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" über einen Sprecher mitteilen.

Bei der nächsten Sitzung des Kontrollgremiums dürfte der Fall Hoeneß und die weitere Vorgehensweise diskutiert werden, auch wenn Volkswagen-Chef Martin Winterkorn in einem Interview des Österreichischen Rundfunks (ORF) sagte: "Ich glaube, wir sollten diese Themen momentan nicht diskutieren." VW-Tochter Audi und Adidas sind mit jeweils 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG beteiligt. Laut Statut würde bei einem Rückzug von Hoeneß einer seiner beiden Stellvertreter als kommissarischer Aufsichtsratschef nachrücken: Das wären Stadler oder Adidas-Boss Herbert Hainer. Auch Helmut Markwort, Herausgeber des "Focus", sitzt in dem Gremium.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte eine lückenlose Aufklärung - ohne Vorverurteilung. "Es darf nichts unter den Tisch gekehrt werden, aber wir dürfen auch niemanden vorschnell als Menschen fertigmachen", sagte der CSU-Chef dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" und ging damit auch auf Distanz zu Kanzlerin Angela Merkel, die sich in einer ersten Reaktion persönlich enttäuscht von Hoeneß gezeigt hatte: "Da hat jeder seine eigene Maxime, und das ist auch richtig so", meinte Seehofer. "Ich folge der Bibel, wonach jeder den anderen so behandeln sollte, wie er selbst behandelt werden möchte."

dpa