ESG-Aktivitäten im Mittelstand: Ziele, Treiber und Risiken

Auch mittelständische Unternehmen benötigen eine Strategie für ihre ESG-Aktivitäten. Welche Ziele verfolgen sie damit? Und welche Risiken gilt es zu umschiffen?

Immer mehr Entscheider befassen sich mit der Frage, wie ihr Unternehmen sich nachhaltiger ausrichten kann. Doch was motiviert sie überhaupt dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?

10 Ziele von ESG-Aktivitäten

Die Beratungsgesellschaft PwC ging in der Studie "ESG-Strategie und Berichterstattung – Status und Umsetzung im deutschen Mittelstand" u.a. dieser Frage nach. Dabei wurden die zehn wichtigsten Ziele in Verbindung mit ESG-Aktivitäten festgestellt:

  1. Energie-/Ressourceneffizienz (76 %)
  2. Erfüllung von Markt-/Kundenanforderungen (69 %)
  3. Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (64 %)
  4. Erfüllung gesetzlicher Anforderungen (62 %)
  5. Resilienz und langfristige Unternehmenssicherung (55 %)
  6. Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (49 %)
  7. Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit (47 %)
  8. Reputationssteigerung (36 %)
  9. verbessertes Risikomanagement (36 %)
  10. Optimierung der Liefer-/Wertschöpfungskette (33 %)

Energiekrise wird zum Treiber der nachhaltigen Transformation

Die Studie legt offen, dass nicht Reputationsgründe Unternehmen anhalten, sich nachhaltiger auszurichten, sondern vor allem Kostenaspekte. Das wichtigste Ziel ist die Energie- und Ressourceneffizienz für Unternehmen. Die Energiekrise hat diese Thematik verschärft. Unternehmen, die beispielsweise Photovoltaikanlagen betreiben, sind deutlich unabhängiger von Preisentwicklungen am Markt als energieintensive Unternehmen, die keinen eigenen Strom produzieren. Das kann eine Wettbewerbssituation entscheidend verändern.

Druck von Kunden und Mitarbeitenden

Interessant ist jedoch auch, welche Bedeutung die Markt- und Kundenanforderungen bereits für Unternehmen haben. Immer mehr Kunden achten vor Kaufentscheidungen auf nachhaltige Aspekte. Das beeinflusst die strategische Ausrichtung mittelständischer Unternehmen.

Auch (potenzielle) Mitarbeitende interessieren sich für die ökologischen und sozialen Aktivitäten von Arbeitgebern. In Zeiten von Fachkräftemangel müssen Unternehmen sich entsprechend auch als Arbeitgeber besser positionieren, um im "War of talents" bestehen zu können.

Risiken bei der ESG-Berichterstattung

Nachhaltige Themen können auch bereits aufgrund gesetzlicher Anforderungen nicht mehr ignoriert werden. Durch die neuen EU-Pläne werden noch mehr Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet.

Gerade im Mittelstand haben sich viele Unternehmen noch nicht mit dem ESG-Reporting auseinandergesetzt. Unsicherheiten kommen insbesondere mit verschiedenen Risiken auf, die in diesem Zusammenhang entstehen. Ist das Management überhaupt bereits in der Lage, die Anforderungen umzusetzen? Die größte Sorge der Unternehmen ist, dass eine verstärkte Ausrichtung der Geschäftstätigkeit an die ESG-Berichterstattung zu einer Überforderung der Organisation bzw. einem großen bürokratischen/organisatorischen Aufwand (76 %) führen könnte. Doch auch der Fachkräftemangel spielt eine Rolle: Viele Befragte sehen ein Risiko im Einsatz knapper personeller Ressourcen, die dann an anderer Stelle fehlen (62 %).

Der Druck von außen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung steigt. Doch wenn das Reporting lediglich als Pflichterfüllung umgesetzt wird, erahnen etwas mehr als die Hälfte der Befragten die Gefahr halbherziger Umsetzung oder auch Greenwashing (54 %). Von Greenwashing wird gesprochen, wenn Unternehmen sich besonders nachhaltig nach außen präsentieren, dies jedoch in diesem Maße nicht unbedingt den Tatsachen entspricht. Auch in der Berichterstattung kann dies vorkommen.

Hinweis: Viele mittelständische Unternehmen haben bisher gezögert, die Berichterstattung auf nachhaltige Aspekte auszurichten. Doch trotz der Befürchtungen und Risiken führt an ESG-Reporting kein Weg mehr vorbei.

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