Ökologischer Fuß- und Handabdruck

Die Erde stellt Ressourcen nur in begrenzter Menge zur Verfügung, und die Menschheit verbraucht aktuell mehr, als die Ökosysteme nachliefern. Dieser Beitrag zeigt, wie es gelingen kann, unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und gleichzeitig unseren Handabdruck zu vergrößern.

Der weit verbreitete Ansatz des ökologischen Fußabdrucks, der den individuellen Ressourcen-Verbrauch misst, ist auf negative ökologische Auswirkungen und Belastungen von Individuen, Organisationen oder Ländern fokussiert. Er vermittelt vor allem, dass der Mensch das Problem ist. Viele haben das Gefühl, in Umweltfragen ständig etwas falsch zu machen. Das schlechte Gewissen wird größer, weil man Avocados isst (nicht regional, Wasserverbrauch) oder durchs Fliegen am CO2-Ausstoß mitverantwortlich ist. Im Gegensatz dazu verstärkt der der Begriff des Handabdrucks den positiven Aspekt von Nachhaltigkeit und symbolisiert das positive, gestalterische Management und das gezielte Steuern hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Im folgenden wollen wir genauer beleuchten, was die beiden Begriffe Ökologischer Fußabdruck und Handabdruck bedeuten.

Ökologischer Fußabdruck

Im Jahr 1992 fragten sich Mathis Wackernagel und William Rees, wie sich der gesamte Ressourcenverbrauch berechnen lässt, und wo der menschliche Konsum an seine verträglichen Grenzen stößt. Sie suchten nach einem Messinstrument für den menschlichen Naturverbrauch und entwickelten den „ökologischen Fußabdruck“. Dieser Indikator berechnet die Fläche, die benötigt wird, um den Treibstoff für eine Flugreise zu erzeugen oder ein Kleidungsstück herzustellen. Das Maß für den Verbrauch natürlicher Ressourcen ist der Globale Hektar (gha), der eine durchschnittlich produktive Fläche meint, die wir für unseren Lebensstil brauchen. Gegenwärtig hat jeder Mensch im Schnitt einen ökologischen Fußabdruck von rund 2,7 gha, obwohl die Erde für jeden nur 1,8 gha zur Verfügung stellt. Wir brauchen also die Reserven auf, etwa Wälder und Fischbestände, und leben damit auf Kosten der zukünftigen Generationen. Zum kollektiven und gesellschaftlichen Anteil des Fußabdrucks gehören die Energiewende, Verkehrswende, Agrarwende und die Konsumwende.

Schon in zehn Minuten kann jeder seine persönliche Klimaschutzbilanz erstellen. Die eigenen Daten können für die Bereiche Zuhause, Unterwegs, Ernährung und Konsum in den CO2-Rechner des WWF eingegeben werden – dann erhält jeder eine detaillierte persönliche Bilanz. Außerdem kann ein CO2-Konto angelegt werden, das die Ergebnisse speichern und für unterschiedliche Jahre vergleichen kann. Der Fußabdruck-Test schätzt auf Grundlage des eigenen Konsumverhaltens die Größe des Fußabdrucks. Die Website bietet auch eine Vielzahl von Material für Bildungsarbeit zum ökologischen Fußabdruck und gibt Tipps, wie er sich verkleinern lässt.

Das Konzept des CO2-Fußabdrucks leitet sich vom ökologischen Fußabdruck ab. Internationale Bekanntheit erlange es 2004 durch die Werbekampagne „Beyond Petroleum“ des britischen Mineralölunternehmens BP. Der Ölkonzern lenkte mit dieser Kampagne die Aufmerksamkeit vom CO2-Fußabdruck der Wirtschaft auf Individuen um, was kritisch gesehen werden sollte.

Der Fußabdruck von Unternehmen

Klimaschutzmanagement kann nur dann nachhaltig erfolgreich organisiert werden, wenn auch geeignete Instrumente für die Bewertung der eigenen Leistungen systematisch angewandt werden. Die Analyse des Corporate Carbon Footprint (CCF) dient der Bestimmung der Menge an Treibhausgasemissionen. Der Corporate Carbon Footprint umfasst die im Kyoto-Protokoll berücksichtigten Treibhausgase Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid, Fluorchlorkohlenwasserstoffe, Schwefelhexafluorid und Stickstofftrifluorid. Da diese in ihrem jeweiligen Treibhauspotential (Global Warming Potential, GWP) stark voneinander abweichen, werden sie zu Gunsten einer besseren Vergleichbarkeit auf CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet. Mit dem CCF sind Unternehmen in der Lage, ihren Status im Klimaschutz systematisch und zielgerichtet zu erfassen, zu bewerten und ihre Klimabilanz über Potenzialanalysen zu verbessern. Product Carbon Footprints bieten sich für die Beurteilung der Klimarelevanz von Produkten an.

Ökologischer Handabdruck

Entwickelt haben den Handabdruck indische Umweltpädagog:innen 2007 am Centre for Environment Education CEE als Erweiterung zum ökologischen Fußabdruck. Anfangs war dies Grundlage für kleinere Schul-Aktionen. Dann wurde das Konzept 2009 als Tool der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgewählt. Damit sollen die SDGs der UN rascher umgesetzt werden.

Das Wort Hand statt Fuß verdeutlicht, dass es hier vor allem darum geht, gemeinsam anzupacken und etwas zu bewirken. Eine nachhaltige Gesellschaft braucht Menschen, die selbst Verantwortung übernehmen, eine Vision haben und mithelfen, an einer besseren Welt zu bauen. Handlungsorientierten Menschen gelingen ihre Vorhaben oft leichter, weil sie optimistisch an ihren Erfolg glauben. Sie leben mehr im Flow, weil sie etwas tun, das sie in Übereinstimmung mit dem bringen, was ihnen Freude macht.

Die Website des Projekts handabdruck.org zeigt Möglichkeiten für den Wandel auf, schlägt konkrete Aktionen vor und gibt Tipps für das persönliche Engagement (z.B. klimafreundliche Ernährung, nachhaltige Mobilität, Energieverbrauch, Wohnen und Konsum), damit sich in Wirtschaft und Gesellschaft etwas ändert. Der ökologische Handabdruck will die Kraft des Einzelnen sichtbar machen. Das können kleine Handlungen sein oder auch größere Aktionen. Der  Handabdruck-Test  von Brot für die Welt und Germanwatch macht zahlreiche Handabdruck-Ideen bekannt, ermutigt zum Engagement und unterstützt bei den ersten Schritten.

Wenn wir durch positive Gefühle motiviert sind, fühlen sich auch unsere Handlungen sinnvoller an. Auch bleibt das Bedürfnis, sich zu engagieren, länger erhalten. „Die Angst vor der globalen Erwärmung dagegen zieht zwar vielleicht schnell unsere Aufmerksamkeit auf sich, aber wenn wir dann einmal etwas getan haben und uns ein wenig besser fühlen, glauben wir, die Sache sei erledigt“, sagt der US-amerikanische Psychologe Daniel Goleman. Negative Emotionen sind oft einem schlechten Gewissen verbunden und sind deshalb schlechte Motivatoren. Sie erzeugen zwar kurzfristig Aufmerksamkeit, aber weil Angst ein negatives Gefühl ist, tun Menschen nur gerade so viel, dass sich ihre Stimmung bessert – und dann ignorieren sie das Thema. Eine positive Botschaft ist für ihn beispielsweise: „Du kannst dieses oder jenes besser machen, und mit diesem Maßstab kannst du sehen, was du Gutes tust – wenn du weitermachst, wirst du ein immer besseres Gewissen haben.“ Den Wert unseres Handabdrucks macht die Gesamtsumme unserer guten Gewohnheiten aus. Die entscheidende Idee dahinter beschreibt er in seinem Buch „Konzentriert Euch!“: Je mehr wir die Welt verbessern, desto größer wird unser Handabdruck.

Wir brauchen ein pragmatisches Anpacken im Hier und Jetzt

Das Bedürfnis nach ehrlichen und sich nachhaltig positiv auswirkenden Handlungsweisen wächst in unserer Gesellschaft zunehmend. Damit verbunden ist ein pragmatisches Anpacken im Hier und Jetzt, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben oder das Gefühl von Zeitverlust. Angelika Paar, die an einem Bericht zum CO2-Rechner des Umweltbundesamts beteiligt war, empfiehlt eine Kombination aus Fuß- und Handabdruck. Es ist wie mit Kopf und Herz: Wir brauchen beides, um Lösungen für Mega-Krisen wie Klimawandel, Ressourcenverknappung, demografischen Wandel, die Folgen der Globalisierung, Digitalisierung sowie das schwierige Verhältnis von Freiheit und Sicherheit zu finden. Das sind nicht nur Herausforderungen für Politik und Gesellschaft, sondern auch für jeden Einzelnen. Sie erfordern eine kollektive Anstrengung des Denkens und eine veränderte Kommunikation, die Genauigkeit und Seele nachhaltig miteinander verbindet.

Schlagworte zum Thema:  Klimawandel, Klimaschutz