Rn. 110
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Es muss sich um eine Änderung der für die Kindergeldfestsetzung erheblichen Verhältnisse handeln. Änderungen in den Verhältnissen, die die Auszahlung des Kindergelds betreffen, werden von § 70 Abs 2 EStG nicht erfasst, Wendl in H/H/R, § 70 EStG Rz 13 (April 2020). Die Änderung betrifft dann "anspruchserhebliche" Verhältnisse, wenn die geänderten Verhältnisse zu einem vollständigen oder teilweisen Wegfall oder zu einer Erhöhung des Kindergeldanspruchs führen, V 14.2 S 3 DA-KG 2023; Wendl in H/H/R, § 70 EStG Rz 13 (April 2020), zB weil das Kind nunmehr seine Ausbildung abgeschlossen hat und einer Berufstätigkeit nachgeht. Verwirklicht das Kind nach dem Wegfall einer der Berücksichtigungsvoraussetzungen eine andere, ist zB das 20 Jahre alte Kind nach Abschluss seiner Berufsausbildung arbeitslos, liegt keine Änderung in den für die Kindergeldfestsetzung erheblichen Verhältnissen vor, da trotz der Änderung in den Verhältnissen weiterhin ein Anspruch auf Kindergeld besteht.
Rn. 111
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Bei einer Korrektur der Kindergeldfestsetzung nach § 70 Abs 2 EStG ist das Rückwirkungsverbot in § 70 Abs 3 S 2 EStG nicht anwendbar, die beiden Änderungsvorschriften sind in ihren Voraussetzungen und Rechtsfolgen unterschiedlich ausgestaltet, BFH vom 14.03.2001, VI S 3/00, BFH/NV 2001, 1112.
Rn. 112
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Auf ein Verschulden des Berechtigten kommt es für § 70 Abs 2 EStG nicht an, vgl BFH vom 18.12.1998, VI B 215/98, BStBl II 1999, 231; BFH vom 18.11.2010, III B 108/09, BFH/NV 2011, 436; Wendl in H/H/R, § 70 EStG Rz 13 (April 2020). Ob der StPfl seine Mitwirkungspflichten verletzt hat, ist ebenfalls unerheblich, BFH vom 14.10.2003, VIII R 56/01, BStBl II 2004, 123; BFH vom 03.03.2011, III R 11/08, BStBl II 2011, 722.
Die Feststellungslast bei einem Aufhebungsbescheid trägt grundsätzlich die Familienkasse, FG Brandenburg vom 05.12.2001, 6 K 289/98, EFG 2002, 479; FG D'dorf vom 09.09.1999, 15 K 3727/98 Kg, EFG 1999, 1296; vgl zur fehlenden Mitwirkung des Betroffenen FG Ha vom 15.05.1998, I 206/97, EFG 1998, 1343.
Rn. 113
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Stellt die Familienkasse nachträglich, dh nach erfolgter Kindergeldfestsetzung, fest, dass das materielle Recht von Anfang an unrichtig angewendet worden ist, ist kein Fall des § 70 Abs 2 EStG gegeben. Insoweit kommt eine Änderung nach § 70 Abs 3 EStG oder den Korrekturvorschriften der §§ 172ff AO in Betracht, Wendl in H/H/R, § 70 EStG Rz 13 (April 2020); FG Münster vom 18.01.1999, 12 K 3350/97 Kg, EFG 2000, 694.
Rn. 114
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Ist in einem bestandskräftigen Kindergeldbescheid die Festsetzung des Kindergelds hinsichtlich der Höhe der Einkünfte und Bezüge des Kindes vorläufig erfolgt, so kann die Familienkasse die Festsetzung nach § 165 Abs 2 S 1 AO aufheben, sofern die Einkünfte und Bezüge des Kindes den Grenzbetrag des § 32 Abs 4 S 2 EStG überschreiten, BFH vom 26.07.2001, VI R 122/99, BStBl II 2002, 84.
Rn. 115
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
vorläufig frei
Rn. 116
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Eine auf § 70 Abs 2 AO bzw § 175 Abs 1 S 1 Nr 2 AO ggf iVm § 175 Abs 2 AO gestützte – rückwirkende – Aufhebung der Kindergeldfestsetzung kann bereits vor Ablauf des Kj erfolgen, wenn sich abzeichnet, dass die Einkünfte und Bezüge des Kindes entgegen der angestellten Prognose den Jahresgrenzbetrag überschreiten werden, vgl BFH vom 26.07.2001, VI R 83/98, BStBl II 2002, 85.
Offengelassen hat der BFH, wie zu entscheiden ist, wenn der Familienkasse bei feststehendem Sachverhalt in Bezug auf die Höhe der Einkünfte und Bezüge ein reiner Rechtsanwendungsfehler unterlaufen ist, vgl BFH vom 26.07.2001, VI R 55/00, BStBl II 2002, 86.
Rn. 117
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Seit dem 01.01.2002 ist der durch das 2. FamFördG eingefügte § 70 Abs 4 EStG zu beachten, der eine spezielle Korrekturvorschrift für die Fälle beinhaltet, in denen nachträglich bekannt wird, dass die Einkünfte und Bezüge des Kindes den Grenzbetrag nach § 32 Abs 4 EStG über- bzw unterschreiten, dazu ausführlich s Rn 241.
Rn. 118–159
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
vorläufig frei