Früher sollten Unternehmen durch Lean Management und Reengineering leistungsfähiger werden, heute wird ihnen geraten, auf Agilität zu setzen. Oft wird alter Wein in neuen Schläuchen verkauft, denn mit der Optimierung der Arbeitswelt befassen sich Profis schon seit über 100 Jahren.
Wir sollten uns klar darüber sein, dass Agilität auch nur eine Managementmode ist, schreibt Soziologieprofessor Stefan Kühl in seinem Buch "Schattenorganisation" (Campus, 2023). Dass die Agilitätswelle wie jede andere Mode nicht schon längst wieder verebbt sei, liege nur daran, dass es mit der Holacracy ein kleinteiliges Konzept gebe, mit dem man sich sehr lange aufhalten könne, um agile Strukturen zu erschaffen.
Managementmoden von 1954 bis heute im Überblick:
Dass auch Agilität wirklich nur eine Mode ist, kann man laut Kühl zum Beispiel daran erkennen, dass sie als Allheilmittel verkauft wird, um alle nur denkbaren Probleme moderner Unternehmen auf neue Art zu lösen. In Wahrheit beruhe Agilität auf drei altbekannten Formeln: Hierarchieabbau, Auflösung von Abteilungssilos und Entbürokratisierung. Damit sei schon im Rahmen der "Human-Relations-Bewegung" in den 1950er Jahren mehr oder weniger erfolglos experimentiert worden – ebenso wie später im Abstand von rund 20 Jahren bei den Modewel...