BMAS beruft neue Mitglieder in den Rat der Arbeit

Der 2020 ins Leben gerufene Rat der Arbeit bestand zunächst aus 11 Mitgliedern, mittlerweile wurde er auf 12, demnächst auf 13 aufgestockt. Von den ursprünglichen 11 Gründungsgmitgliedern sind nach gut anderthalb Jahren nur noch vier mit an Bord, die Fluktuation im Gremium ist beachtlich. Die Mitglieder kommen aus Management, Wissenschaft und Arbeitnehmervertretung. 2021 hatte er erstmals einen in der Öffentlichkeit wenig beachteten Arbeitsweltbericht veröffentlicht.

Der Anfang 2020 neu vom BMAS ins Leben gerufene "Rat der Arbeitswelt" soll – ähnlich dem Sachverständigenrat Wirtschaft, besser bekannt als die "fünf Wirtschaftsweisen" - die Politik, Unternehmen und die Öffentlichkeit zu Entwicklungen in der Arbeitswelt beraten und wichtige Handlungsempfehlungen erarbeiten.

Namhafte HR-Fachleute sind Mangelware

Die paritätische Besetzung des Rates macht es schwierig, in den Arbeitsgruppen Positionen zu erarbeiten, mit denen die einzelnen Mitglieder sich nach außen identifizieren können. Wer als Wirtschaftsvertreter im Gremium sitzt, tut sich schwer damit, seinen Namen in der Öffentlichkeit später mit Vorschlägen in Verbindung gebracht zu sehen, in die erkennbar Gewerkschaftsstandpunkte mit eingeflossen sind. Die Idee der Ausgewogenheit erweist sich in der praktischen Arbeit des Gremiums eher als Hindernis.

Einem Gremium, das sich Gedanken über die Zukunft der Arbeitswelt macht, stünden namhafte Personalmanager gut zu Gesicht. Anfänglich waren mit Bettina Volkens, langjährige Personalchefin bei der Lufthansa und Janina Kugel, in selber Funktion viele Jahre bei Siemens tätig, prominente HR-Gesichter im Gremium vertreten. Beide haben den Rat schon im März 2021 wieder verlassen.

Nachrücker füllen die entstandenen Lücken nicht

Die jüngst berufenen Nachrücker in den Rat der Arbeitswelt bringen wenig in HR-Spitzenpositionen erworbenes Know-How ins Gremium ein. Einzig Franz Donner, derzeit in beratender Funktion bei der Arbeitsrechtskanzlei Pusch Wahlig Workplace Law beschäftigt, hat als ehemaliger Konzernpersonalleiter bei Zeiss eine echte HR-Vita aufzuweisen.

Das einzige sonst noch aus der Wirtschaft kommende Ratsmitglied, Anna Kaiser von Tandemploy, hat als Startup-Geschäftsführerin und Gründerin zwar viele New-Work-Ideen umgesetzt und wurde dafür vom Personalmagazin 2019 auch als einer der 40 führenden HR-Köpfe ausgezeichnet. Personalverantwortung in größerem Umfang hatte sie bisher aber auch noch nicht.

Es bleibt abzuwarten, wer als weiteres Ratsmitglied auf Vorschlag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) noch berufen wird. Wenn das Gremium nicht durch fehlende Personalführungserfahrung Zweifel an einer in alle Richtungen kompetenten Besetzung wecken möchte, sollte das jemand sein, der sich als HR-Manager oder HR-Managerin einen Namen gemacht hat.

Ziel: Ein jährlicher Bericht zu Herausforderungen in der Arbeitswelt

Die Aufgabe des Rates ist es, die Veränderungen und damit einhergehende Herausforderungen in der Arbeitswelt zu analysieren, darzustellen und Handlungsempfehlungen zu geben. Die Erkenntnisse des Rates sollen sowohl für die wirtschaftliche und betriebliche Praxis als auch für die Politik nutzbar sein. Dieser Aufgabe kommt der Rat mit einem jährlich erscheinenden Bericht zur Arbeitswelt nach.

Der Arbeitsweltbericht soll konkrete Maßnahmen auf Basis von Forschungsergebnissen und Praxiserfahrung vorschlagen, welche von der Politik aufgegriffen und umgesetzt werden können. Bundesarbeitsminister Heil verspricht sich vom Rat der Arbeitswelt fundierte Impulse für Öffentlichkeit, Politik und betriebliche Praxis.

Die Mitglieder des Rats der Arbeitswelt

Vertreter von Arbeitgeber- und Unternehmerseite sind der ehemalige Zeiss-Personalleiter, Franz Donner, sowie Anna Kaiser, Gründerin und Geschäftsführerin der Tandemploy GmbH, die Anfang 2022 vom HR-Tech-Unternehmen Phenom übernommen wurde.

Wissenschaft und Forschung sind im Rat vertreten durch Sabine Pfeiffer, Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt auf Technik und Arbeit an der Universität Erlangen-Nürnberg, Ulrich Walwei, Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Wolfgang Schroeder, Professor für das politische System der Bundesrepublik Deutschland an der Universität Kassel, Sascha Stowasser, Direktor und geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa), Melanie Arntz, stellvertretende Leiterin des Forschungsbereichs "Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen" am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Leibniz-Professorin für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Arbeitsmarktökonomie an der Universität Heidelberg und durch Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit und Wandel am Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule, Gelsenkirchen.

Alexandra Friedrich, Vorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrates beim hessischen Pharma- und Medizinbedarfs-Unternehmen B. Braun Melsungen AG, Sinischa Horvart, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der BASF, sowie Matthias Möreke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des VW-Werks Braunschweig, vertreten gewerkschafts- und betriebsratsnahe Posititonen. Für das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz sitzt Isabel Rothe, die Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, im Rat.

Schlagworte zum Thema:  Politik, Digitalisierung