Fachhistorisch betrachtet hat Weiterbildung und Personalentwicklung verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen. Während in den frühen Jahren der systematisch realisierten Profession strukturierte Bildungsangebote primär auf den Ansatz der allgemeinen, meist fachlich-inhaltlichen Wissensvermittlung setzte, ist dieser Ansatz schon bald um die soziale und methodische Wissenserweiterung ergänzt worden. In beiden Fällen allerdings geprägt durch eine primär kognitive Entwicklung in den verschiedenen Stufen des Verstehens und Beurteilens.

Spätestens seit Mitte der 70er Jahre kann es als – zumindest theoretisch – als gesichert gelten, dass erst im Zusammenspiel von "Kopf, Herz und Hand" nachhaltige Entwicklung stattfindet, welche auch mehr als nur eine veränderte Artikulation hervorbringt und schließlich in verändertem Verhalten mündet.

Der Zuwachs an Erkenntnissen rund um das Lernen, weiteres Methoden-Know-how – und u. a. auch das Thema Digitalisierung – hat großartige Evolutionssprünge in der Profession des wirksamen Lernens hervorgebracht.

Professionelle Personalentwicklung der neueren Zeit hat sich bislang in zwei Arten des Selbstverständnisses ausgeprägt:

  • Auf der einen Seite die "traditionelle", personenorientierte Personalentwicklung, welche sich an den Potenzialen, Stärken und Schwächen eines Lerners und seiner Kompetenzen orientiert und deren Nutzbarkeit im Unternehmen untersucht.
  • Auf der anderen Seite steht die "strategieumsetzende Personalentwicklung", welche vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass nicht mehr der Lernende, sondern die Bedarfe des Unternehmens Ausgangspunkt für Entwicklungsmaßnahmen sind und nach Kandidaten sucht, die eine günstige Entwicklungsprognose aufweisen.

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Gerade der zweitere Ansatz galt lange als "Königsklasse" professioneller Personalentwicklung.

Dieser lang bewährte Ansatz erfährt aktuell eine Disruption. Nach wie vor wird Personalentwicklung eine unternehmerische, betriebswirtschaftliche Aufgabe der personellen Zukunftssicherung sein – allerdings nicht mehr mit ausschließlichem Blick auf die strategischen Bedarfe des Unternehmens, sondern vor allem mit einer Lerner-zentrierten Individualisierung der Personalentwicklung.

Die Perspektive zeigt in die Richtung, dass individuelle Entwicklungspotenziale identifiziert werden und mit maßgeschneiderten Maßnahmen eine "Urbarmachung" individueller Ressourcen zum Nutzen von Mitarbeitern und Organisation im Fokus künftiger PE-Arbeit stehen wird.

Dabei handelt es sich nicht um eine Um- oder Rückkehr von strategischer zu klassischer Personalentwicklung. Es handelt sich vielmehr um eine Fusion der performanceorientierten, systemischen Personal- und Organisationsentwicklung mit der Personalentwicklung, deren Fokus individuelle Stärken, Potenziale und Werthaltungen zum Ausgangspunkt hat. Daraus ergibt sich ein neuartiger Ansatz, welcher bisherige Vorgehensweisen und gelernte Fähigkeiten und Kompetenzen ebenso wie die Funktionseinheit auf neue Beine stellt, eine Art "personenbezogene Entwicklungsmanufaktur".

Ein derart gravierender Eingriff in die bis dato bewährten Arbeitsweisen wirft natürlich die Frage auf: Lohnt dieser Invest in eine Neuausrichtung der PE oder handelt es sich um ein aktuell trendbedingtes Strohfeuer?

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