Die Idee des Lernens aus – und in – der Praxis setzt voraus, dass man eine Idee davon hat, wo in der Praxis konkrete Entwicklungsräume zu finden sind. Es gilt, die betrieblichen Felder, in denen besonders gut oder nachhaltig gelernt werden kann, zu identifizieren, systematisch zu erfassen und der Verwertung für einen Entwicklungsprozess zuzuführen.

Eine sehr schnelle Methode ist, sich Gedanken darüber zu machen bzw. professionell zu analysieren, in welchen Teilen des Unternehmens welche Kompetenz besonders gut erworben werden kann – zum Beispiel, weil die dortige Aufgabe genau diese Kompetenz kontinuierlich fordert oder weil eine bzw. mehrere Personen in diesen Bereichen "cultural heroes" sind – akzeptierte Mitglieder der Organisation, die ein Vorbild hinsichtlich einer bestimmten Kompetenz sind.

Wenn Sie die verschiedenen Kompetenzen nun mit verschiedenen Farben kennzeichnen, beispielsweise

  • Fachkompetenzen = blau,
  • Sozialkompetenzen = rot,
  • Personale Kompetenzen = grün und
  • Methodenkompetenzen = gelb,

dann könnten Sie Ihr Organigramm farblich kennzeichnen und erhalten durch die Visualisierung eine erste Idee (ähnlich einer Landkarte), wo bzw. in welchen Fachbereichen natürliche Entwicklungsräume zu vermuten sind. Hier gilt es, wenig detailorientiert zu arbeiten, wenn Sie im Anschluss nicht ein buntes, aber wenig nutzbares Mosaik von Kompetenzen haben wollen.

Selbstverständlich können Sie eine solche Kompetenzanalyse ungleich professioneller vornehmen, indem Sie die „Kompetenzlandkarten“ unternehmensweit analysieren oder das Ganze mit Großgruppeninterventionen wie zum Beispiel mit „Appreciative Inquiry“ erfassen – also mithilfe einer "wertschätzenden Befragung", in der es vor allem darum geht, die Potenziale der Mitarbeiter (hier im Bereich ihrer Kompetenzen) zu erkunden.

Wenngleich an erster Stelle für Lernen in der Praxis vor allem betriebliche Lernfelder im Fokus stehen, sind natürliche Lernräume auch andernorts zu finden, zum Beispiel im Verein, in der Familie usw.

Manche dieser Felder werden bereits seit einiger Zeit aktiv im Kontext der Entwicklung von Corporate Social Responsibilty genutzt (z. B. im Rahmen einer Hospitanz bei einer sozialen Einrichtung) oder auch bei manchmal belächelten Maßnahmen wie Führungstrainings mit Pferden o. Ä. – der Grat zwischen professioneller Arbeit mit klarem unternehmerischem Nutzen und reinem Event ist allerdings schmal.

Mit der Identifikation des Lernfeldes ist es aber nicht getan. Um tatsächlich zu konkreter Kompetenzentwicklung zu gelangen, kommt man nicht umhin, in der Praxis des Tagesgeschäfts bzw. in seinen Ausläufern nach konkreten Entwicklungsmöglichkeiten zu suchen und diese zu verwerten.

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