Zusammenfassung

Die Jugendarbeit ist schon zur Erhaltung des Vereins eine zentrale und sehr wichtige Aufgabe. Mit der Kinder- und Jugendarbeit übernehmen die Vereine aber auch eine Aufgabe, bei der viel Fingerspitzengefühl verlangt und vom Verein eine große Verantwortung übernommen wird. Ein besonders heißes Eisen ist in diesem Zusammenhang die Gefahr von sexuellen Übergriffen bei Kindern und Jugendlichen. Ein Thema, das man sicher nur ungern bespricht – an dem wir aber gerade in der heutigen Zeit leider nicht vorbeikommen.

 

Die 6 häufigsten Fallen

1. Man schließt Verfehlungen im eigenen Verein aus

Nur zu oft gibt es Vereinsmitglieder, die Übergriffe in den eigenen Reihen einfach ausschließen. Doch sollte man bedenken, dass die Vereine, in denen es zu sexuellen Übergriffen gekommen ist, ganz sicher auch mehr als überrascht waren, dass sich ein Täter in ihren Reihen befunden hat.

2. Ein falsches Vorstellungsbild von Tätern

Mit Sexualstraftätern wird häufig ein bestimmtes Image verbunden. Doch leider gibt es kein eindeutiges "Täterprofil", dem man die Sexualstraftäter zuordnen kann. Im Gegenteil, in sehr vielen Fällen kommen die Täter aus einem Bereich, in dem man sie nur selten vermutet. Beispielsweise in der eigenen Familie, der nahen Verwandtschaft – und leider auch in den Vereinen.

3. Schweigen ist falsch

Kommt es zu einem Übergriff, versucht man in vielen Vereinen, das Thema möglichst aus der Öffentlichkeit herauszuhalten und es totzuschweigen. Doch irgendetwas sickert immer durch. Schon aus diesem Grund ist es vorteilhaft, in die Offensive zu gehen.

4. Man reagiert zu spät

Nur wenn der Verein schon präventiv tätig war, wird er bei einem Vorfall sexueller Gewalt mehr oder weniger unbeschadet die Krise, die sich daraus entwickelt, überstehen. Leider wird das Thema aber häufig auch aus falscher Scham in den Vereinen nicht offensiv angepackt.

5. Erkennungsmerkmale werden übersehen

Der sexuelle Missbrauch verändert betroffene Kinder und Jugendliche. Ihr gesamtes Verhalten ändert sich. So kann das erschreckte Zurückzucken eines Kindes, wenn der Trainer Hilfestellung geben will, ein Hinweis sein. Auch wenn ein lebhaftes Kind sich plötzlich aus der Gruppe zurückzieht, kann es sich um ein Alarmsignal handeln. Diese Signale werden jedoch häufig übersehen.

6. Kindern wird überschäumende Fantasie unterstellt

Gerade bei kleineren Kindern neigt man oft dazu, den Bericht eines Kindes nicht ernst zu nehmen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass man als Erwachsener die "Kindersprache" nicht richtig interpretiert. Aber jede Aussage eines Kindes sollte man ernst nehmen und deren Inhalt erst einmal prüfen.

1 Müssen wir uns damit befassen?

Wenn die Medien über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen berichten, wird man in manchen Vereinsvorständen hören "Das kann bei uns doch nicht passieren". Doch leider ist der sexuelle Missbrauch ein Phänomen, das sich in allen gesellschaftlichen Schichten wiederfindet und deshalb auch auf allen Ebenen stattfindet. Schauen wir uns um, stellen wir häufig fest, dass es gerade in Umgebungen, in denen man es am wenigsten vermutet, zu sexuellen Übergriffen bei Kindern kommt. So gehören das familiäre Umfeld und der nähere Freundes- und Bekanntenkreis zu den Bereichen, aus denen die sexuellen Straftäter häufig stammen.

Jeder Bereich, in dem die potenziellen Straftäter Kontakt zu jungen Menschen bekommen können, ist ihnen recht, um dort ihre Handlungen vorzubereiten und durchzuführen. Darum besteht die Gefahr des sexuellen Missbrauchs auch in den Vereinen. In jedem Verein – darum ist jeder Verein auch nicht nur moralisch verpflichtet, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

1.1 Auseinandersetzung ist kein Schuldbekenntnis

Häufig hört man das Argument, dass eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema ja quasi ein Schuldbekenntnis sei – zumindest räume man die Möglichkeit ein, dass so etwas im eigenen Verein stattfinden könne.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Kindesmissbrauch ist genau das Gegenteil eines Schuldbekenntnisses. Sie ist ein Zeichen des Verantwortungsbewusstseins der Vereinsführung, der Aktiven und aller Vereinsmitglieder. Darum sollte man die Maßnahmen, die der Verein ergreift, auch offen nach außen vertreten und den vorbeugenden Charakter der getroffenen Maßnahmen offensiv verdeutlichen.

1.2 Schreckt die Auseinandersetzung neue Mitglieder ab?

Im Zusammenhang mit diesem sensiblen Thema wird auch oft die Befürchtung geäußert, dass ein offensiver Umgang hiermit neue Mitglieder abschrecken könnte. Doch bei näherer Betrachtung wird schnell klar, dass die Auseinandersetzung beispielsweise den Eltern jüngerer Mitglieder eher ein Gefühl der Sicherheit gibt. Auf der anderen Seite können potenzielle Täter durch die offene Ansprache des Themas abgeschreckt werden, was die Gefahr eines "Ernstfalles" minimiert.

1.3 Wie reagieren potenzielle Trainer und Betreuer?

Die Auseinandersetzung und auch rechtliche Bestimmungen können bei potenziellen Trainern und Betreuern durchaus ein negatives Gefühl auslösen. Mancher mag sich dadurch vorverurteilt vorkommen oder sieht darin ein Misstrauen ihm gegenüber. Hier muss man deutlich machen, dass es auch um den Schutz der Trainer und Betreuer geht, wenn man...

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