IW Jubiläum

Leuchtmann-BahnTower Berlin: Dinglich gewordene Aufbruchstimmung

Was verbindet eine Person ganz besonders mit einem speziellen Gebäude? Wir haben in der Branche nachgefragt und spannende Einblicke in die Immobilienwelt gewonnen. Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender am EBZ, verrät, was ihm am BahnTower am Potsdamer Platz fasziniert.

Klaus Leuchtmann ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender am EBZ – Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Bochum. 2008 hat er die EBZ Business School – University of Applied Sciences gegründet.

"Ein Bild vom Blick aus meinem Büro auf den Potsdamer Platz hängt heute in meinem Büro im EBZ in Bochum."

Mein Lieblingsgebäude ist der BahnTower am Potsdamer Platz in Berlin. Im historischen Kontext war er, war der gesamte Potsdamer Platz dinglich gewordene Aufbruchstimmung. Für die 1990er in der alten und neuen Hauptstadt galt: Die bleiernen Zeiten sind vorbei – eine aufregende Zukunft mit vielen Möglichkeiten liegt vor uns.

Im persönlichen Kontext verbindet er sich mit meiner beruflichen Entwicklung. Denn ich konnte die gesamte Bauphase von 1998 bis 2000 von meinem damaligen Büro im zehnten Stock der Lützowstraße 106 aus beobachten. Es gab Tage, da wuchs der Turm um zwei Stockwerke! Ich hatte damals die BBA Berlin Brandenburgische Akademie der Immobilienwirtschaft so weit entwickelt, dass sie dringend größere Räume brauchte. Ich wollte unbedingt in die Mitte der Stadt ziehen, aber mein Standortvorschlag war sehr umstritten. Der Potsdamer Platz, vor dem Krieg ein pulsierender Ort, war völlig zerstört und von der Mauer durchschnitten – eine riesige Brache.

Man kann das in Wim Wenders‘ "Der Himmel über Berlin" gut sehen. Und jetzt wollte ich die BBA an den Rand dieses Niemandslands bringen! Später waren alle zufrieden, dass wir nicht nach Groß Köris gezogen sind.  

Postdamer Platz: Symbol des Aufbruchs

Ich habe immer an den Potsdamer Platz geglaubt. Seine Bebauung war ein Signal des Aufbruchs. Der Gebäudekomplex aus Sony Center und BahnTower, von Helmut Jahn entworfen, war futuristisch und wegweisend. Die großflächigen Glasfassaden standen für Transparenz und Internationalität. Der Tower wirkt auch heute noch leicht und licht. Mit 103 Metern und 26 Stockwerken ist er eher bescheiden ausgefallen. Dass er nicht 300 Meter hoch wurde, lag wohl an einer intensiven Debatte um die Berliner Traufhöhe. In deren Mittelpunkt stand Senatsbaudirektor Hans Stimmann.

Ich habe in dieser Kontroverse lernen dürfen, wie stark einzelne Immobilienprojekte Kultur und Stadtleben beeinflussen. Für eine nachhaltige Entwicklung der Berliner Mitte war die Bebauung des Potsdamer Platzes jedenfalls ein Erfolgsfaktor. Ein Bild vom Blick aus meinem Büro auf den Potsdamer Platz hängt heute in meinem Büro im EBZ in Bochum – ein Abschiedsgeschenk der Street-Art-Künstlergruppe MAL-HEURE.

Der Beitrag stammt aus der Jubiläumsausgabe 09/2022 des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft".

Schlagworte zum Thema:  Immobilienwirtschaft