1 Bestandsaufnahme

Die Festlegung der Sanierungsziele beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Beim Blick auf den Gesamtenergieverbrauch zeigt sich, dass Raumwärme und Warmwasserbereitung den Löwenanteil ausmachen. Hier anzusetzen, verspricht also das größte Potenzial für Einsparungen. Maßnahmen wie der Einbau moderner Heiztechnik, die Optimierung der Wärmedämmung oder der Einsatz erneuerbarer Energien können den Verbrauch signifikant senken. Die Raumtemperatur um 1°C zu senken, kann bereits eine merkliche Ersparnis bedeuten. Rechnerisch macht jedes Grad Celsius ca. 6 % Energiekosten aus. Ähnlich verhält es sich mit der Warmwasserbereitung: Durch den Einbau wassersparender Armaturen und die Nutzung von Solarthermie können hier ebenfalls Energie und Kosten eingespart werden.

1.1 Welche Bausubstanz und Anlagentechnik ist vorhanden?

Der erste Schritt in Richtung einer erfolgreichen Sanierung ist die vollständige Kenntnis der vorhandenen Bausubstanz und Anlagentechnik. Hierzu gehören:

 
Fenster Zustand, Alter, Dichtung, Verglasung
Außen- und Wohnungstüren Material, Dämmwert, Zustand der Dichtungen
Außenwände Material, Dämmung, Zustand
Dach Material, Zustand, Dämmung
Keller Isolierung, Feuchtigkeitsprobleme
Geschossdecken nach außen oder zu anderen Klimazonen Material, Zustand, Dämmung
Wände zu anderen Wohnungen Schall- und Wärmedämmung
Heizung Typ, Leistung, Alter, Energieeffizienz
Warmwasserbereitung System, Zustand, Effizienz
Rohrleitungen Material, Zustand, Isolierung

1.2 Wie viele Klimabereiche sind vorhanden?

Bei der energetischen Sanierung einer Immobilie ist es entscheidend, verschiedene Klimabereiche innerhalb des Gebäudes zu identifizieren und abzugrenzen. Diese Abgrenzung ist für die Planung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK) ebenso wesentlich, wie für die Auswahl von Dämmmaterialien und die Beurteilung des allgemeinen energetischen Zustands des Gebäudes.

 
Wohnbereiche Wohnbereiche wie Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche sind oft die am meisten genutzten Räume und erfordern eine konstante, angenehme Temperatur. Hier ist eine gute Dämmung der Wände, Fenster und Dachflächen unerlässlich. Besonderes Augenmerk sollte auf die Optimierung der Heizung und eventuell der Klimaanlage gelegt werden.
Sanitärbereiche Bäder und Toiletten haben spezifische Anforderungen, vor allem in Bezug auf Feuchtigkeit. Lüftungsanlagen sind hier besonders wichtig, um Schimmelbildung zu vermeiden. In diesen Bereichen ist es oft sinnvoll, auf Fußbodenheizung oder spezielle Wandheizungen zu setzen.
Keller und Lagerräume Diese Bereiche sind oft weniger gut isoliert und können eine Quelle für Wärmeverlust sein. Es ist wichtig, die Dämmung und Belüftung dieser Räume in die energetische Sanierung einzubeziehen, besonders, wenn sie als Wohn- oder Arbeitsraum genutzt werden sollen.
Dachgeschoss Ein schlecht isoliertes Dach kann eine enorme Menge an Wärme verlieren. Daher ist eine gute Dämmung des Dachgeschosses oft eine der effizientesten Maßnahmen in der energetischen Sanierung. Zudem kann die Temperatur im Dachgeschoss im Sommer sehr hoch ansteigen, sodass auch eine Kühlung in Betracht gezogen werden sollte. Sollte das Dachgeschoss dauerhaft ungenutzt sein, macht es natürlich auch Sinn, die oberste Geschossdecke in die energetische Hülle mit einzubeziehen.
Gemeinschaftsbereiche Treppenhäuser, Flure und andere Gemeinschaftsbereiche müssen ebenfalls beachtet werden. Diese sind oft weniger gut isoliert und können so zu einem unerwünschten Wärmeaustausch zwischen den verschiedenen Klimabereichen führen. Hier geht man am besten den pragmatischen Weg: ist es z. B. baulich leichter, das Treppenhaus in die energetische Hülle mit einzubeziehen, sollte das gemacht werden.
Technikräume Räume, in denen Heizungsanlagen, Warmwasserspeicher oder Lüftungsanlagen untergebracht sind, erfordern besondere Aufmerksamkeit. Sie sollten gut isoliert sein, um Energieverluste zu minimieren, aber auch gut belüftet, um die Effizienz der Anlagen zu gewährleisten. Dazu gehören auch alle Rohrleitungen der Technik.

1.3 Wie sieht es mit der Energieeffizienz des Gebäudes aus?

Die Frage, wo ein Gebäude energetisch steht, ist von zentraler Bedeutung für alle, die Energie und Kosten sparen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchten. Doch wie lässt sich der energetische Zustand eines Gebäudes objektiv beurteilen und im Vergleich zu anderen Gebäuden einordnen? Diese Fragen sind sowohl für Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern als auch für Verantwortliche von gewerblichen Immobilien und öffentlichen Gebäuden von Interesse.

Energieausweis

Ein erster wichtiger Schritt zur Einordnung ist die Betrachtung des Energieausweises, der unterschiedliche Kennzahlen wie den Transmissionswärmeverlust, den Endenergiebedarf und den Primärenergiebedarf enthält (siehe dazu nachfolgend Kap. 1.3.1.1). Diese Werte geben einen ersten Aufschluss über die energetische Qualität des Gebäudes und ermöglichen einen Vergleich mit anderen Gebäuden gleicher Art und Größe. Sie können auch Aufschluss darüber geben, welche Sanierungsmaßnahmen am sinnvollsten und wirtschaftlichsten wären.

Energieberatung

Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, eine detaillierte e...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt VerwalterPraxis Gold. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge