Die Bedeutung des hydraulischen Abgleichs lässt sich nicht überbewerten, besonders angesichts der Tatsache, dass Heizsysteme in privaten Haushalten einen so großen Anteil am Endenergieverbrauch haben. Wenn man sich klar darüber ist, dass die Reduzierung des Energiebedarfs für Heizzwecke eine prioritäre Maßnahme sein soll/muss, setzt hier der hydraulische Abgleich an.

 

Was bringt ein hydraulischer Abgleich?

Durch den hydraulischen Abgleich wird gewährleistet, dass die Wärme gleichmäßig und nach Bedarf verteilt wird. Das verhindert, dass einige Heizkörper übermäßig heiß laufen, während andere kaum Wärme abgeben. Ein ausgeglichenes System verbraucht weniger Energie und führt somit zu niedrigeren Heizkosten. Zudem werden durch den Abgleich Strömungsgeräusche vermieden und die Lebensdauer der Heizungsanlage verlängert, da eine gleichmäßige Durchströmung eine Überlastung der einzelnen Komponenten verhindert.

Ein hydraulischer Abgleich ist eine vergleichsweise kostengünstige Methode, die Energieeffizienz bestehender Heizungsanlagen zu verbessern, ohne dass umfangreiche bauliche Maßnahmen notwendig sind. Nachdem jede Heizungsanlage und jede Immobilie unterschiedlich ist, ist es schwer, hier genaue Zahlen zu nennen. Aber im Schnitt gehen die Heizungshersteller von einer durchschnittlichen Energieeinsparung von 15 % aus. Die Effektivität des hydraulischen Abgleichs ist nicht nur theoretisch herleitbar, sondern wurde auch in zahlreichen Feldversuchen bestätigt. Dennoch wird seine Umsetzung häufig vernachlässigt, möglicherweise, weil die Heizungsanlage sowohl für Verbraucher als auch für den Installateur als zu komplex wahrgenommen wird.

Für einen hydraulischen Abgleich gibt es 2 Verfahren:

Verfahren A: Effizienzsteigerung im Heizsystem

Das Verfahren A ist eine vereinfachte Methode, die ohne eine detaillierte, raumweise Heizlastberechnung auskommt. Bei diesem Ansatz geht man davon aus, dass die vorhandene Wärmeüberträgerfläche – also beispielsweise die Heizkörper – korrekt dimensioniert ist und bei einer angenommenen Übertemperatur die benötigte Heizlast decken kann. Die Übertemperaturen sind dabei Differenzen zwischen den Temperaturen des Vorlaufs und Rücklaufs des Heizmediums, wobei häufig von klassischen Werten wie 70 °C im Vorlauf und 55 °C im Rücklauf ausgegangen wird. Beim Einsatz einer Wärmepumpe sind es dann entsprechend angepasste Werte.

Der Ansatz kann funktionieren, beruht jedoch auf einer Reihe von Annahmen und Pauschalisierungen, die in der Realität selten exakt zutreffen. Dass ein System nie zu 100 % genau ist, liegt in der Natur der Sache – bauliche Gegebenheiten, Nutzungsverhalten und andere Faktoren variieren stark und erschweren eine pauschale Vorgehensweise.

Die kritischen Punkte hier sind:

  • Die Grenze von 500 m2 Nutzfläche

    In kleineren Anlagen mag das Pauschalisieren der Heizlast eher zu akzeptablen Ergebnissen führen, aber je größer die zu beheizende Fläche, desto mehr weichen die tatsächlichen Gegebenheiten von den Annahmen ab. Dies kann zu ineffizientem Betrieb führen und sowohl Komfort als auch Energieeffizienz negativ beeinflussen.

  • Die Ermittlung der Heizflächendurchflüsse auf Basis einer geschätzten Heizlast

    Diese Methode kann sehr fehleranfällig sein, da sie wesentliche Faktoren wie individuelle Raumnutzung, Isolierung und Exposition des Gebäudes außer Acht lässt. Gerade bei Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen ist eine genaue Abstimmung auf die erforderlichen Durchflussmengen pro Kreis entscheidend, um eine gleichmäßige und effiziente Wärmeverteilung sicherzustellen.

Die genannten Vereinfachungen sind somit kritisch zu betrachten und bedürfen einer genauen Überprüfung im Zusammenhang mit der individuellen Anlage. Ein fundiertes Verständnis der Rahmenbedingungen und eine präzise Interpretation dieser sind sehr wichtig, um zu entscheiden, ob Verfahren A angewendet werden kann, ohne die Effizienz und Wirksamkeit der Heizungsanlage zu beeinträchtigen. Ein versierter Heizungsinstallateur sollte das aber hinbekommen. Es ist oft ratsam, eine genauere Methode wie den hydraulischen Abgleich nach Verfahren B zu wählen, das eine detailliertere Heizlastberechnung vorsieht und somit zu einer präziseren Abstimmung des Systems führen kann.

Verfahren B: Gegenüberstellung von Heizlast eines Raumes und Heizleistung der installierten Heizflächen

Das Verfahren B beim hydraulischen Abgleich setzt auf eine präzisere Herangehensweise als Verfahren A und wird oft als das "richtige" Verfahren bezeichnet, insbesondere für bestehende Gebäude, seien es Wohn- oder Nichtwohngebäude. Der Kern dieses Verfahrens ist die Gegenüberstellung von Heizlast eines Raumes und der Heizleistung der installierten Heizflächen. Es geht darum, eine Balance zwischen dem, was ein Raum benötigt und dem, was die Heizungsanlage liefern kann, zu schaffen.

Eine raumweise Heizlastberechnung beinhaltet typischerweise:

  • Ermittlung der Transmissionswärmeverluste durch Außenwände, Fenster, Dach und Boden, welche von den U-Werten der Bauteile abhängen. Wenn Sanieru...

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