Seit 15.8.2022 greift Stufe 2 der Reform der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) – die Fördersätze sinken und es gibt weniger Geld für Maßnahmen wie den Einbau von Wärmepumpen oder den Austausch von Fenstern und Türen. Verbände erwarten ein Chaos.

Am 26.7.2022 hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Reform der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) verkündet. Am 28.7.2022 traten im 1. Schritt neue Förderbedingungen für Anträge auf Komplettsanierungen bei der staatlichen Förderbank KfW in Kraft. Es gibt nun keine direkten Zuschüsse mehr – nur noch für Kommunen –, sondern zinsverbilligte Kredite sowie einen Tilgungszuschuss.

2. Stufe der Förder-Reform

Die 2. Stufe der Förder-Reform gilt seit 15.8.2022: Wer sich z. B. eine Wärmepumpe anschaffen oder Fenster austauschen will, bekommt dann weniger Geld vom Staat. Besonders das sorgt – neben den von der Ampel-Regierung angekündigten allgemeinen Kürzungen bei den Fördersätzen – für Empörung.

Begründung des Wirtschaftsministeriums: Um möglichst vielen Bürgern angesichts knapper Haushaltsmittel Förderung zu ermöglichen, seien "etwas verringerte Fördersätze" notwendig. Hintergrund ist, dass der Bund im Jahr 2023 die Schuldenbremse wieder einhalten will. Steigende Energiepreise machten Investitionen in höhere Effizienz aber grundsätzlich schneller rentabel, so das Ministerium. Verbände aus der Immobilienbranche warnen, es werde nun weniger saniert.

Fördersätze sinken – auch bei Wärmepumpen

Die Förderzuschüsse sind zum 15.8.2022 um 5 bis 10 Prozentpunkte gekürzt worden. So werden etwa beim Fensteraustausch die Mittel von 15.000 auf 12.000 EUR reduziert; bei Dämmungen sinken die Sätze um 20 %. Beim Einbau einer Wärmepumpe gibt es beispielsweise künftig statt 50 % der Kosten nur noch maximal 40 % vom Staat – statt bis zu 30.000 EUR, sollen es nach der Reform also noch maximal 24.000 EUR sein, rechnete das Wirtschaftsministerium vor. Den maximalen Fördersatz bekommt man mit einem neuen Wärmepumpen-Bonus für besonders effiziente Typen und einem Heizungs-Tausch-Bonus.

Minister Habeck hatte zuvor eine Wärmepumpen-Offensive angekündigt: Ab 2024 sollen mindestens 500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr installiert werden – auch um unabhängiger von russischem Gas zu werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 wurden 150.000 Wärmepumpen in Deutschland eingebaut.

Neue Förderung für "Worst Performing Buildings"

Zur Reform gehört auch, dass Gas- und Gas-Hybrid-Heizungen vollständig aus der Förderung herausfallen. Das sei ein konsequenter Schritt, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. "Ob die Anpassungen in dieser Form eine Sanierungswelle vorantreiben und dadurch ein wirkliches Signal zur Klimaneutralität 2045 und zu mehr Energiesouveränität gesendet wird, bleibt fraglich."

Neu ist die Förderung für "Worst Performing Buildings": Gebäude, die zu den energetisch schlechtesten 25 % im Bestand gehören – hier gibt es bei Sanierung einen Bonus von 5 Prozentpunkten. Ein Bonus wird auch beim Heizungstausch für Gaskessel gewährt.

Wohnungswirtschaft: "Bestehende Planungen für die Papiertonne"

Beim Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) heißt es: "Wer Häuser plant und baut, kann nicht von einem Tag auf den anderen alle Planungen über den Haufen werfen." Mit den insgesamt reduzierten Fördersätzen werde nicht das maximale Potenzial ausgeschöpft, sagte BFW-Dirk Salewski.

Das Wirtschaftsministerium sorge für Verunsicherung und Stillstand, kritisierte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW. "Die wiederholten Förder-Kehrtwenden quasi über Nacht haben bei den sozial orientierten Wohnungsunternehmen zu einem enormen politischen Vertrauensverlust und Planungsunsicherheit geführt." Bereits geleistete, aufwändige Planungen für Sanierungsvorhaben seien nun vielfach ein Fall für die Papiertonne oder könnten nur mit deutlichen Mietsteigerungen umgesetzt werden.

"Die ab dem 15. August geltenden Förderbedingungen erschweren die Sanierungsaktivitäten von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs)", ergänzte Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV). Bisherige Planungen müssen nun neu gerechnet werden, mit schlechteren Konditionen. WEGs benötigen längere Vorlaufzeiten, um Sanierungsmaßnahmen umzusetzen. "Einmal mehr bedarf es daher verlässlicher Rahmenbedingungen", so Kaßler.

Die Fördermittel seien "leider nun so unattraktiv", dass viele Energieberater die erforderlichen Sanierungen nicht mehr angehen würden, sagte Benjamin Weismann, Geschäftsführer des Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker – Bundesverband (GIH). Die Energieeffizienz komme zu kurz. Maßnahmen an der Gebäudehülle würden deutlich schlechter gefördert als Einzelmaßnahmen in der Gebäudetechnik. Die angestrebte Sanierungsquote könne so nicht erreicht werden.

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