Das Wohnen steht vor einem schweren Sturmtief – und damit auch die soziale Wohnungswirtschaft in Berlin, berichtet der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). "Wir sehen Umfang, Reichweite und Geschwindigkeit der aktuellen Entwicklungen mit größter Sorge", sagte Vorständin Maren Kern bei der Vorstellung der Jahresstatistik der BBU-Mitgliedsunternehmen. Explodierende Energiepreise und Baukosten, die akute Materialknappheit, der Fachkräftemangel und nun auch noch die rasant steigende Zinsen hätten das Potenzial, den sozialen Frieden in Berlin nachhaltig zu stören.

Mieten stabil, Investitionen unter Druck

An den Mieten liegt es nicht, wie die Zahlen der BBU-Mitgliedsunternehmen zeigen: In Berlin kostete eine Wohnung im Bestand vergangenes Jahr 6,41 EUR/m2 Nettokaltmiete pro Monat. Damit haben sich die Mieten seit dem "Vor-Mietendeckel-Jahr" 2019 mit einer rechnerischen jährlichen Zuwachsrate von nur 1 % kaum verändert. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag die allgemeine Inflation bei 2,8 % und damit fast dreimal so hoch wie die Entwicklung der Mieten. Stabil blieben auch Leerstand (2021: 1,6 %) und Fluktuation (5,3 %).

Deutlich unter Druck stehen vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen andere Indikatoren – allen voran die Investitionen bei den BBU-Mitgliedsunternehmen. Mit einem Plus von 1,1 % war das Wachstum bei den Unternehmen 2021 so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. Bei den Baufertigstellungen in Berlin meldeten die BBU-Unternehmen für 2021 den ersten Rückgang seit 8 Jahren um deutliche 20,3 % gegenüber 2020. Die Zahl der Grundsteinlegungen sank den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr um knapp 30 %. Grund dafür sind dem Verband zufolge die Rahmenbedingungen beim Bauen in Folge der Corona-Pandemie, die sich durch den Krieg in der Ukraine weiter verschlechtert hätten.

Energiepreise: Senkung der Heiztemperatur?

"Zu diesen ohnehin schon sehr schwierigen Investitionsbedingungen kommen nun auch noch die Energiepreisexplosion", klagte Kern. Laut der Umfrage haben die Versorger seit Anfang 2022 bei rund 85 % der Berliner BBU-Mitglieder die Energiepreise angehoben – um Werte von bis zu 300 %.

Die Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft kontern Kern zufolge hier mit bereits erreichten hohen Modernisierungsständen sowie insbesondere mit der zügigen weiteren Optimierung ihrer Heizanlagen und weiterer Sensibilisierung ihrer Mieterinnen und Mieter für Energieeinsparungen. "Wir stehen hier vor sehr schweren Zeiten", so die BBU-Vorständin.

Seitens der Politik sei schnelles Handeln insbesondere bei den Energiepreisen erforderlich. Als Ansatz nannte Kern die Deckelung der Heizkosten bei 40 % der Nettokaltmieten und den Ausgleich der Differenz durch einen staatlichen Transferfonds. Außerdem regte sie eine konzertierte "Aktion Energieeffizienz" an. Dabei müsse im Vordergrund stehen, knappe Handwerkskapazitäten prioritär auf die Optimierung von Heizanlagen zu konzentrieren. Kern: "Mit vergleichsweise wenig Aufwand lassen sich so beim Energieverbrauch Einsparungen von bis zu 30 % erreichen."

Der Verband forderte außerdem eine gesetzliche Klarstellung, dass ein Absenken der Raumtemperatur unter das durch die regelmäßige Rechtsprechung festgelegte Niveau von 20 bis 22 Grad Celsius in Aufenthaltsräumen ohne Mietminderungsrisiko möglich sein kann.

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