Elbtower: Stadt Hamburg meldet Wiederkaufsrecht an

Nach der Signa-Insolvenz gibt es wohl mehrere Interessenten für den Rohbau des Elbtowers in der Hamburger Hafencity. Außerdem greift die Stadt stärker in das weitere Geschehen ein und hat ihr Wiederkaufsrecht für das Grundstück angemeldet.

Die Stadt Hamburg hat beim Insolvenzverwalter der Signa-Gruppe zum 1.5.2024 das Wiederkaufsrecht für das Elbtower-Grundstück in der Hafencity angemeldet. Dies sei gemacht worden, um sich alle Möglichkeiten offenzuhalten, sagte der Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, André Stark, am 15. Mai. Ob von dem Recht tatsächlich Gebrauch gemacht werde, stehe aber derzeit nicht zur Debatte – "im Verkaufsprozess hat der Insolvenzverwalter den Hut auf", so Stark.

Es sei ein privatwirtschaftliches Vorhaben, bei dem die Stadt nicht mit am Tisch sitze und dies auch nicht wolle. Die bevorzugte Lösung der Stadt ist den Angaben zufolge weiterhin, dass ein privater Investor den Rohbau übernehme und fertigstelle, sagte der Sprecher weiter.

Hafencity-Chef: "Elbtower-Vermarktungsprozess gut gestartet"

Zuvor hatte der NDR berichtet. Demnach hatte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) am 14. Mai im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft darüber informiert, dass die Option scharf gestellt worden sei. Für den Elbtower-Rohbau in der Hafencity gebe es derweil mehrere Interessenten, gaben Pein und Hafencity-Chef Andreas Kleinau nach Angaben des NDR im Ausschuss bekannt. Stark sagte am 15. Mai dazu, der Vermarktungsprozess sei gut gestartet. Wie viele Bieter es gebe, könne nur der Insolvenzverwalter sagen. 

Der Rückkauf des Grundstückes käme für die Stadt beispielsweise dann infrage, wenn der Insolvenzverwalter einen Investor bevorzugte, der von der Stadt nicht akzeptiert würde. Damit droht dem NDR zufolge eine Situation, die Hamburg immer vermeiden wollte: Sie wäre faktisch der neue Bauherr des Milliardenprojektes.

Elbtower: Absage an die Wohnturm-Idee

Co-Working Spaces, Bars, Gym und Spa – seitdem die Eigentümerin insolvent ist, werden nicht nur Investoren, sondern auch Ideen gesucht. Dem Vorschlag des Berliner Immobilieneigners und Hotelbetreibers Alexander Skora für eine Umnutzung des Elbtowers in einen Wohnturm hat Senatorin Pein Anfang des Jahres eine klare Absage erteilt.

"Wenn die Investoren mit einer Idee ankämen, die viel besser ist, würden wir das natürlich konstruktiv prüfen", sagte die SPD-Politikerin der "Hamburger Morgenpost". Wohnen sei an dieser Stelle der Hafencity aber nicht möglich wegen der Lärmbelastung. Die Behörde habe die entsprechenden rechtlichen Bestimmungen geprüft.

Seit Ende Oktober 2023 ist Stillstand auf der Baustelle. Bei 100 Metern Höhe hat die beauftragte Firma die Arbeiten eingestellt. Seit dem 23.1.2024 wird die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG auf der amtlichen Liste der Insolvenzbekanntmachungen geführt.

Wiederkaufsrecht nach § 10.7 des Grundstückskaufvertrags

Als die Stadtentwicklungsbehörde kurz zuvor darüber informiert worden war, dass ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt worden ist, trat ein Fall der "Wirtschaftlichen Verschlechterung" nach § 10.7 des Grundstückskaufvertrags ein. Damit war für die Stadt der Weg zum Wiederkaufsrecht eröffnet.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte zuletzt gerechnet: "Bei einem Rückkauf würden wir den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 122 Millionen Euro ohne Zinsen und abzüglich von fünf Millionen Euro erstatten und im Gegenzug das Grundstück zurückerhalten." Im November 2023 sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Stadt werde keine finanziellen Belastungen übernehmen, sondern auf die Einhaltung der vertraglichen Regelungen achten.

Es besteht Konsens in der Stadt, dass im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine privatwirtschaftliche Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit gefunden werden muss. Die Stadt selbst wolle nicht bauen, wurde zuvor auch der SPD-Abgeordnete Markus Schreiber im NDR zitiert. Wesentliche Veränderungen des Gesamtprojekts könnten aber nur im Einvernehmen mit der Stadt erfolgen.

Commerz Real: Zu 25 Prozent am Elbtower beteiligt

Signa Real Estate hatte sich damals nach Angaben der Stadt im Bieterverfahren um den Bau des Elbtowers gegen die Konkurrenten Gerchgroup – mittlerweile ebenfalls insolvent – und Tishman Speyer durchgesetzt und die Hafencity Hamburg GmbH letztlich mit der Belastbarkeit der Finanzierung und einer hohen Eigenkapitalabdeckung überzeugt.

Der Immobilienfonds "Hausinvest" von Commerz Real beteiligte sich im August 2022 mit 25 Prozent an dem Wolkenkratzer. Der Vermögensverwalter rechnet mit einer zügigen Fortsetzung der Bauarbeiten, wie Medien berichten.

Elbtower: Krönender Abschluss der Hafencity bis 2028?

Der Elbtower mit 150.000 Quadratmetern soll einst der krönende Abschluss der Hafencity im Osten werden, quasi als Gegenstück zur Elbphilharmonie im Westen: "64 Stockwerke, 245 Meter über dem Meer. Ein neuer Blick auf die Stadt", heißt es auf der Homepage. Die Gesamtkosten wurden ursprünglich mit rund 950 Millionen Euro veranschlagt bei einer geplanten Fertigstellung im Jahr 2025. Daraus wurde dann 2026, mittlerweile geht die Stadt Hamburg von Juli 2028 aus.

Mit dem Bau werde "das Kunstwerk Hamburg direkt bis an die Elbbrücken fortgesetzt", hatte der damalige Erste Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der ersten Pressekonferenz im Februar 2018 das Projekt gelobt. Das dritthöchste Gebäude Deutschlands, entworfen vom Londoner Stararchitekten David Chipperfield, soll bislang unter anderem ein Hotel, Gästeapartments, Fitness- und Wellnessbereiche, Geschäfte, Galerien, Restaurants – aber vor allem Büros – und eine Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen.


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dpa
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