Berlin Hyp-Umfrage: Immobilienbranche in der Transformation

Die Durststrecke ist noch nicht zu Ende, doch die Immobilienbranche passt sich den veränderten Rahmenbedingungen an und sieht die Politik auf dem Holzweg – die Berlin Hyp hat das aktuelle Trendbarometer veröffentlicht.

Die Auftaktfrage des aktuellen Trendbarometers, das die Berlin Hyp am 6.5.2024 veröffentlicht hat, zeigt die inzwischen scheinbar vorherrschende Abgeklärtheit der Branche im Umgang mit der Situation. 71 Prozent der rund 200 befragten Immobilienprofis gaben an, dass sie die Durststrecke für noch nicht beendet halten. Eine Verschlimmerung der Lage befürchten aber nur acht Prozent. Dass die Talsohle durchschritten ist, glauben immerhin 21 Prozent.

Veränderungsbereitschaft der Immobilienbranche

Der Immobiliensektor muss sich nun einer ganzen Reihe von Herausforderungen stellen: etwa dem Klimawandel, der gesellschaftlichen Überalterung, einem vermehrtem Zuzug in die Städte oder einem rasanten technologischen Fortschritt. Die Berlin Hyp wollte daher wissen: "Sind die Unternehmen wirklich bereit dafür?"

Die Resonanz auf die Frage "Wie schätzen Sie die Veränderungsbereitschaft der Branche ein?" zeigt ein indifferentes Stimmungsbild. Zwar bewerten 42 Prozent die Bereitschaft als "eher hoch" – immerhin mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten schätzt diese aber als "eher niedrig" ein.

Zinsen, Inflation und gestiegene Baukosten haben zuletzt die Diskussionen in der Immobilienbranche dominiert. Weitere Risiken sind der "Fachkräftemangel durch Abwanderung und Demografie" (61 Prozent), gefolgt von "zu langsamer Ausbau der Infrastruktur im Bereich der erneuerbaren Energien" (52 Prozent), "Refinanzierungsrisiken und Eigenkapitallücken" (51 Prozent) sowie "Beschäftigungsverlust in der Baubranche" (42 Prozent).

"Immobilienbranche im Transformationsprozess"

"Die Herausforderungen sind vielschichtig. Wir sollten uns jetzt nicht nur mit den aktuellen Themen wie Zinsen und Inflation auseinandersetzen, sondern auch mit einer stärkeren Industrialisierung der baulichen Wertschöpfungskette – schneller, preiswerter, flexibler", sagt Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp AG. "Die Zeiten haben sich verändert und die Immobilienbranche befindet sich ebenfalls in einem Transformationsprozess."

Klaus ermutigt die Branche dazu, die Möglichkeiten zu nutzen, die sich beispielsweise durch die energetische Transformation bieten. Hierbei seien Investitionen in die Energieinfrastruktur des Landes genauso, wenn nicht sogar noch dringlicher als in den Immobilienbestand selbst. "Man kann Infrastruktur und Immobilie nicht mehr getrennt denken", so der Berlin Hyp-Chef.

Mittel gegen den Fachkräftemangel und aktuelle Chancen

Wie man dem Defizit an Fachkräften entgegenwirken kann, wurde im Trendbarometer mit der Frage "Wie kann sich die Immobilienbranche vor einem Verlust von Fachkräften schützen?" nachgegangen. Dabei stimmten 50 Prozent der Befragten zu, dass "Digitalisierungsprozesse beschleunigen" das wichtigste Instrument sind, um fehlende Arbeitskraft zu kompensieren. Auf die Frage, wie man neue Mitarbeiter gewinnen und halten kann, setzen die Experten vorwiegend auf "Angebote für ältere Beschäftigte" (44 Prozent) und "Weiterbildung der Mitarbeiter" (46 Prozent).

Auch zu den aktuellen Chancen hat die Berlin Hyp die Immobilienprofis befragt. Mit großem Abstand am meisten Stimmen erhielt die Antwortoption "Bau- und Handwerksfirmen haben wieder mehr freie Kapazitäten" (65 Prozent). Auch das "Vorantreiben der energetischen Transformation" (35 Prozent) und ein "stärkerer Fokus auf Qualität der Objekte" (40 Prozent) macht Hoffnung.

Wohnungsneubau: Niedrigere Baulandpreise nicht die Lösung

Neben der Demografie bereitet auch die zunehmende Urbanisierung den Experten Sorgen. Dem starken Zuzug in die Metropolen und Städte steht Wohnraummangel gegenüber. Der Wohnungsneubau steckt in einer grundsätzlichen Krise. Daher hat die Berlin Hyp die Immobilienexperten gefragt, was passieren müsste, damit sich eine Erholung einstellt. Die Spitzenantwort war "Bürokratieabbau" (73 Prozent), gefolgt von "weniger bauliche Auflagen" (59 Prozent) und "mehr serielles und modulares Bauen" (47 Prozent).

Das für Ende 2024 angedachte "Schneller-Bauen-Gesetz" könnte zumindest in Berlin Abhilfe schaffen oder deutliche Erleichterungen mit sich bringen. Das könnte den Studienautoren zufolge womöglich auch für das restliche Bundesgebiet als Vorlage dienen. Auffallend ist, dass der Wunsch nach niedrigeren Baulandpreisen nur 16 Prozent Zustimmung auf sich vereint. Nur drei Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass die Politik den Ernst der Lage erkannt hat und 17 Prozent sehen Chancen in neuen Förderprogrammen durch Bund und KfW.

Potenzial für eine Lösung des Wohnraummangels könnte sich nach Auffassung der Immobilienprofis durch die Transformation der Innenstädte ergeben. Dort gibt es Leerstände bei Büros und im Einzelhandel, teils in Bestlagen. "Wie könnten die Innenstädte und Stadtteilzentren sinnvoll transformiert werden?", lautete daher eine weitere Frage der Berlin Hyp. "Umnutzung von Büro- zu Wohnimmobilien" (92 Prozent) lautet mit großem Abstand die Spitzenantwort, gefolgt von "Nachnutzung großer Ladenflächen" (61 Prozent) und "Nachverdichtung für mehr Wohnraum" (49 Prozent). Hier könnte sich der Blick ins europäische Ausland lohnen, wo dieses Potenzial bereits intensiver ausgeschöpft wird.

Berlin Hyp Trendbarometer

Seit zehn Jahren veröffentlicht die Berlin Hyp das Trendbarometer. Experten aus dem In- und Ausland geben in der Umfrage eine Einschätzung zum deutschen Immobilienmarkt im laufenden Jahr und eine Perspektive für die weitere Entwicklung. An der aktuellen Befragung Mitte April 2024 haben mehr als 200 Marktakteure teilgenommen.


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