ZIA-IW-Index: Lage der Immobilienwirtschaft verbessert sich

Die Geschäftslage der Immobilienwirtschaft wird im ZIA-IW-Stimmungsindex für das erste Quartal 2024 wieder positiver bewertet als Ende 2023 – auch die Erwartungen haben sich verbessert, vor allem bezüglich der Finanzierungsbedingungen. Deutlich aufwärts geht es im Bereich Wohnen.

In der Immobilienwirtschaft mehren sich die Anzeichen einer leichten Erholung. Der Immobilienstimmungsindex (ISI) des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln liegt im ersten Quartal 2024 mit plus 1,0 (viertes Quartal 2023: minus 9,1) wieder im positiven Bereich.

Die Geschäftslage wird mit 5,0 bewertet – das ist ein Plus von 10,7 Punkten gegenüber dem Vorquartal (minus 5,7). Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich um 9,6 Punkte verbessert, allerdings bleibt der Wert hier mit minus 2,9 noch negativ (Vorquartal: minus 12,5).

"Der Weg durch den finsteren Tunnel ist noch lang, aber endlich sehen wir wieder Licht",  kommentiert ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner die Gesamtlage. Die Geschäftslage wird in der Frühjahrsumfrage über alle Segmente hinweg besser bewertet.

Wohnen: ZIA fordert Deutschlandpakt für den Neubau

Auch im Bereich Wohnen fällt die Einschätzung der Geschäftslage wieder besser aus: Der Wert beträgt nun 15,7 (ein Plus von 2,5 Punkten gegenüber dem Vorquartal). Der Erwartungswert ist zwar mit minus 7,6 weiter negativ, insgesamt steht das Klima bei Wohnimmobilien aber wieder im Positiven bei 3,5 Punkten (Vorquartal: minus 2,8).

"Beim Wohnungsbau beklagen alle den traurigen Stillstand, und jeder zeigt mit dem Finger auf den anderen", so Mattner. "Damit dieses Blame-Game ein Ende hat, muss der Kanzler die Regierungschefinnen und -chefs der Länder, den Städtetag und die tragenden Verbände an einen Tisch bringen, um den großen Schub anzustoßen." Es brauche einen Deutschlandpakt für Wohnungsbau.

Büros: Das Immobilienklima ist wieder positiv

Bei den Büroimmobilien fällt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage mit 8,7 ebenfalls wieder deutlich besser aus als im Vorquartal (plus 6,9), die Erwartungen aber bleiben mit minus 5,8 Punkten fast unverändert. Das Immobilienklima im Bürosektor erreicht aber wieder einen positiven Wert: 1,3 (Vorquartal: minus 1,8 Punkte).

Der Bereich hatte zuletzt unter der schwachen Konjunktur und der sinkenden Flächennachfrage infolge des Trends zum mobilen Arbeiten gelitten, besonders außerhalb der Toplagen.

Geschäftslage: Handelsimmobilien sind Spitzenreiter

Bei den Handelsimmobilien wird die Geschäftslage mit 17,4 aktuell am besten eingeschätzt – das ist ein Plus von 9,7 gegenüber dem vierten Quartal 2023. Auch die Erwartungen haben sich um 4,4 Punkte verbessert und erreichen nun einen Wert von ebenfalls 4,4. Für das Immobilienklima insgesamt wurde im ZIA-IW-Index ein Wert von 10,8 errechnet – damit ist auch das der höchste Wert unter allen Segmenten.

Der Handel litt im Winter vor allem unter dem schwachen Konsum. Der Sektor entwickelt sich aber den Studienautoren zufolge in Teilsegmenten sehr unterschiedlich.

Projektentwicklung: Erwartungen drehen ins Positive

Die Projektentwicklung ist von der aktuellen Krise besonders betroffen. 2022 und 2023 wurden nur wenige Neubauten verkauft, heißt es in dem Bericht. Die Branche schaut aber auch in diesem Segment wieder positiver in die Zukunft: Die aktuelle Geschäftslage wird zwar mit minus 27,6 weiterhin schlecht bewertet, das entspricht jedoch einem Plus von 24,6 Punkten gegenüber dem Vorquartal.

Die Erwartungen sind sogar in den positiven Bereich gedreht: der Wert liegt nun bei 13,5 Punkten. Das entspricht einem satten Plus von 32,2 Punkten gegenüber der vorigen Umfrage für den Index. Das Immobilienklima erreicht damit den Wert von minus 7,9.

Mehrheit der Experten geht von mehr Transaktionen aus

Die Sonderfrage geht im ersten Quartal 2024 auf die erwarteten Transaktionen im laufenden Jahr ein. Bei den Teilnehmern geht eine Mehrheit von 52,8 Prozent davon aus, dass die Zahl leicht steigt. 25 Prozent erwarten Konstanz, etwas weniger als jeder Fünfte rechnet mit weniger Transaktionen.

Das mit Abstand größte Plus wird für Wohnimmobilien (57,6 Prozent) erwartet, gefolgt von Logistikimmobilien (20,2 Prozent). Besonders optimistisch sind aber die Unternehmen aus dem Segment Handel, die stärker von einer Marktbelebung ausgehen als Unternehmen aus anderen Segmenten.

Ausblick: Hoffnung für 2024

"Noch ist es zu früh von einem Turnaround der Stimmungslage zu sprechen, dafür sind insbesondere die Erwartungen noch zu sehr eingetrübt", sagt Prof. Dr. Michael Voigtländer vom IW Köln: "Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass die Branche davon ausgeht, dass die schlimmste Phase der Rezession vorbei ist." Positiv dürften vor allem die Erwartung besserer Finanzierungsbedingungen und die nachlassende Inflation wirken – außerdem geht der Ökonom davon aus, dass die Leitzinsen in der Eurozone noch 2024 fallen werden.

Der ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex

Der Immobilienstimmungsindex (ISI) wird vom IW Köln seit 2020 vierteljährlich in Kooperation mit dem ZIA erstellt, um zeitnah Informationen über die Lage und die Erwartungen von Investoren und Projektentwicklern zu gewinnen und die Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu verbessern. Angeschrieben werden Geschäftsführer und leitende Angestellten von zirka 1.200 Unternehmen.

ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) Q1/2024 (PDF)


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