ZIA-EY-Digitalisierungsstudie: Weniger Exzellenz, mehr Reife

"Stockt der Fortschritt?" Diese Frage beantwortet die Digitalisierungsstudie von ZIA und EY Real Estate und kommt zum Schluss: Wenn es auch an der Exzellenz in der Immobilienbranche hapert – der Reifegrad macht Mut, wenn auch eher langfristig. Datenqualität ist nach wie vor ein Problem.

"Die Unternehmen der Immobilienbranche lassen sich durch kurzfristige Ereignisse nicht von ihrem
langfristigen Kurs abbringen", schreibt Aygül Özkan, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin beim Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), im Vorwort der aktuellen Digitalisierungsstudie, die jährlich in Zusammenarbeit mit EY Real Estate erarbeitet wird.

Demnach befinden sich 58 Prozent der befragten Akteure derzeit in fortgeschrittenen Phasen der digitalen Transformation – nach 55 Prozent im Vorjahr ist die Tendenz damit leicht steigend.

Digitale Transformation: Bei der Exzellenz ist Luft nach oben

Der Anteil der Unternehmen, die sich in der Entwicklungsphase befinden, sinkt der Studie zufolge stetig: 33 Prozent sind es in der aktuellen Studie, 39 Prozent waren es in der Vorjahresstudie. Immer mehr Immobilienfirmen befinden sich nun hingegen in der Etablierungsphase (52 Prozent im Jahr 2023 versus 47 Prozent im Jahr 2022). Dieser Trend setzt sich fort. Bei der digitalen Exzellenz gibt es allerdings noch Luft nach oben – vollständig digital transformiert sind 2023 (sechs Prozent) weniger Player als 2022, als acht Prozent sich der digitalen Exzellenz zuordneten.

Bis 2020 stieg der Reifegrad der Digitalisierungstransformation nahezu konstant. Nach der Covid-19-Krise erreichte sie 2022 einen neuen Höhepunkt – der steigende Reifegrad setzte sich aber nicht fort, sondern stockt in der Etablierungsphase bei zirka 2,5 Prozent.

Investitionen in die Digitalisierung sind relativ stabil

Die Investitionen in Digitalisierungsmaßnahmen sind stabil oder steigen leicht, heißt es in der Studie. Jedes fünfte befragte Unternehmen investiert 20 Prozent in die digitale Transformation, mehr als jedes dritte (37 Prozent) Unternehmen nimmt mehr als fünf Prozent des Jahresumsatzes in die Hand – 35 Prozent waren es in dieser Kategorie der EY-ZIA-Umfrage im Jahr 2022.

Der Anteil der Unternehmen, die zwischen elf und 20 Prozent in die digitale Transformation investieren, sinkt marginal von acht Prozent im Vorjahr auf nun sieben Prozent. Währenddessen steigt der Anteil der Unternehmen, die zwischen sechs Prozent und zehn Prozent investieren: Von 16 Prozent in der Vorgängerstudie auf nun 20 Prozent.

Digitale Technologien: KI ist im Kommen – dank ChatGPT

Das größte kurzfristige Trendpotenzial bei digitalen Technologien und Anwendungen in der Immobilienwirtschaft sehen die meisten (69 Prozent) der Unternehmen derzeit bei Plattformen und digitalen Ökosystemen. Kurz- oder mittelfristig werden zusätzlich vorrangig Building Information Modeling (BIM) und das Internet of Things (IoT) Wirkung entfalten, sagen aktuell jeweils 78 Prozent.

In Künstlicher Intelligenz (KI), Machine oder Deep Learning und Blockchain sehen 40 Prozent beziehungsweise 41 Prozent der Befragten ein mittelfristiges Trendpotenzial. Insbesondere ChatGPT dürfte diese Annahme beflügelt haben, meinen die Studienautoren. Ein überwiegend langfristiges Trendpotenzial wird demnach in der Studie 2023 vor allem in Robotik (40 Prozent), in
Transporttechnologien wie Drohnen (29 Prozent) und im 3D-Druck (27 Prozent) gesehen.

Hürden bei der Digitalisierung: Die Sache mit den Daten

Die größten Hürden bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen sehen die befragten Immobilienunternehmen in intransparenten Datenstrukturen und mangelnder Datenqualität. Das Problem hat sich den Researchern zufolge sogar weiter verschärft: Nannten im Jahr 2022 noch 67 Prozent der Teilnehmer diesen Bereich als Herausforderung, sind es jetzt 69 Prozent.

Auch die Kosten hemmen jetzt mehr bei der Digitalisierung: Knapp zwei Drittel (61 Prozent) der Firmen nennen das 2023 als größte Hürde, nach 48 Prozent im Jahr 2022. Ein fehlendes Angebot an technologischen Lösungen haben im Vorjahr 31 Prozent der Unternehmen als Herausforderung genannt - jetzt sind es 36 Prozent. Hier sehen die Studienautoren Entwicklungspotenzial bei den Technologien. Die Leistungsfähigkeit der verfügbaren Technologien wird hingegen 2023 (37 Prozent) weniger kritisiert als im Vorjahr (36 Prozent). Das bestätigt laut Studie die Reifung der Angebotsseite.

ZIA-EY-Digitalisierungsstudie 2023

Für die Studie "Digitalisierung in der Immobilienbranche: Stockt der Fortschritt?" wurden im Frühjahr 2023 rund 300 Beschäftigte privatwirtschaftlicher und öffentlicher Unternehmen befragt. Davon hatten den höchsten Anteil Immobilieninvestoren und Bestandshalter (22 Prozent), gefolgt von Asset Managern auf Platz zwei (16 Prozent). 25 Prozent der Unternehmen haben nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro und mehr.

EY-ZIA-Digitalisierungsstudie 2023 (PDF)


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Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Immobilienwirtschaft