Rz. 6

Die erste Verlautbarung des IIRC verkörpert das im September 2011 veröffentlichte Discussion Paper "Towards Integrated Reporting. Communicating Value in the 21st Century".[1] In diesem Diskussionspapier geht das IIRC erstmalig auf die konzeptionellen Grundlagen einer integrierten Berichterstattung ein.

 

Rz. 7

Nach einer intensiven Diskussion- und Konsultationsphase wurde dann das Rahmenwerk im Dezember 2013 veröffentlicht.[2] Mit dem (freiwilligen) Einsatz in der Praxis zeigte sich Verbesserungsbedarf, insbesondere wurden viele sehr knapp gehaltene prinzipienorientierte Aussagen im Framework als schwer umsetzbar eingeschätzt. Daher entschloss sich das IIRC, das Rahmenwerk zu überarbeiten und insbesondere zu ergänzen. Nach der Auswertung von 1.470 Stellungnahmen aus 55 Jurisdiktionen im Rahmen eines vorhergehenden Konsultationprozesses veröffentlichte der IIRC im Januar 2021 ein überarbeitetes Rahmenwerk.[3] Eine Vergleichsversion zum Nachvollziehen der Änderungen ist ebenfalls abrufbar.[4] Die überarbeitete Fassung des IIRC-Rahmenkonzepts ersetzt die erste Version und ist spätestens für seit dem 1.1.2022 beginnende Berichtsperioden anzuwenden. Darüber hinaus sind inzwischen zahlreiche Hintergrundpapiere, Begründungen für die Entscheidungen, Umsetzungsbeispiele sowie weitere allgemeine Überlegungen für die Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung und des integrierten Denkens erschienen.[5]

 

Rz. 7a

Besonders relevant ist die Verknüpfung der Berichterstattung mit der Umsetzung des weiten Nachhaltigkeitsgedankens auch innerhalb des Unternehmens im Steuerungssystem. Das IIRC hat dies als "Integrated Thinking" bezeichnet. Letztlich ist die gesamte Regulierung der EU im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von dem Gedanken getragen, dass der Zwang zur Berichterstattung die Art des Managements der Unternehmen ändert. Integrated Thinking führt nach Ansicht des IIRC zu integrierten Entscheidungen und Handlungen, die die kurz-, mittel- und langfristige Schaffung, Erhaltung oder Erosion von Werten berücksichtigen. Dieser Ansatz basiert zunächst auf den Überlegungen etwa von Elkington,[6] der die 3 Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales oder auch „People, Planet, Profit“ zur Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten verwendet. Sein Triple Bottom Line Model von (1997) besagt, dass neben der traditionellen „bottom line“ also dem klassischen Blick auf die Erfolgs- und Finanzlage des Unternehmens, auch die soziale und ökologische Leistung des Unternehmens betrachtet werden sollte. Nur Unternehmen, die im Hinblick auf alle 3 Dimensionen erfolgreich sind und Wert generieren, gelten nach der Definition als nachhaltig. Problem ist nur, dass es hier zu einem scheinbaren Nebeneinander der Dimensionen kommt.

Unter der Abkürzung ESG werden die 3 Dimensionen Umwelt, Soziales und Governance dann zusammengefasst, was das Modell in Richtung der Integration weiterentwickelt. Ursprünglich kommt dieser Begriff aus dem Finanzbereich, wo er für die Berücksichtigung dieser Faktoren in Investitionsentscheidungen verwendet wurde. Vermehrt wird der Begriff aber auch ins Unternehmensinnere getragen und definiert die Themen der Nachhaltigkeitsberichterstattung der EU über die CSRD. Damit rücken Themen der Unternehmensführung (Governance) neben den „klassischen“ Nachhaltigkeitsthemen Umwelt und Soziales vermehrt in den Fokus. Vor allem die Integration von Nachhaltigkeit in Unternehmensprozesse, -systeme und -entscheidungen sowie die Verankerung des Themas in der Unternehmensführung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Daneben wird der Bereich Wirtschaft in diesem Konzept nicht mehr explizit erwähnt. Dies bedeutet aber nicht, dass er nicht weiter Berücksichtigung findet. Allerdings wird die finanzielle/wirtschaftliche Perspektive nun nicht mehr als parallele Dimension, die nur vereinzelt Schnittmengen mit den Bereichen Umwelt und Soziales aufweist, aufgefasst. Stattdessen wird die finanzielle Perspektive als übergeordnetes, teilweise integriertes Konzept verstanden. Es wird von der bisher herrschenden Gegensätzlichkeit der Grundsätze abgewichen. In diesem Zusammenhang spielt auch das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit, die die Auswirkungs- neben der finanziellen Perspektive (Risiken und Chancen) betrachtet, eine wichtige Rolle.

Die Integrated Thinking Principles v 1.0 ("Grundsätze")[7] können – zusammen mit dem <IR> Framework und den SASB-Standards – dabei helfen, nachhaltige Geschäftspraktiken in Unternehmen zu verankern und eine Grundlage für eine langfristige Wertschöpfung zu schaffen. Integriertes Denken und integrierte Berichterstattung gehen seit langem Hand in Hand und konkrete Fallstudien liefern inspirierende Beispiele dafür, wie integriertes Denken die Entwicklung und Umsetzung von Strategien unterstützt hat, die die Wertschöpfung sowohl für Investoren als auch für andere wichtige Interessengruppen unterstützen.[8] Diese Version der Grundsätze wurde aufgrund des Feedbacks der Interessengruppen zu den Prototyp-Grun...

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