Ziel der Europäischen Union ist es, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Darum werden in jeder folgenden Zuteilungsperiode die ausgegebenen Zertifikate so bemessen, dass die Menge des durch die Zertifikate erlaubten Treibhausgas spürbar sinken wird. Es entsteht eine Verknappung, die in vielen Unternehmen zu Kosten führen wird.

Auch im deutschen System nEHS wird es zu einer Reduktion der verfügbaren Zertifikate kommen, sodass die Politik auf die Menge des ausgestoßenen CO2 und auf die Kosten für die betroffenen Güter Einfluss nehmen wird.

2.1 Zuteilung reicht nicht aus

Es gibt unterschiedlichste Gründe dafür, dass die zugeteilten Emissionszertifikate nicht ausreichen, um die im Produktionsprozess oder bei der Energieerzeugung aufgetretenen CO2-Abgase abzudecken:

  • Die Zuteilung liegt bewusst unter dem Niveau, das im Durchschnitt ohne Einsparungsanstrengungen in der deutschen Wirtschaft notwendig gewesen wäre.
  • Die Produktionsleistung ist so stark angestiegen, dass der Energieverbrauch und damit der CO2-Ausstoß höher liegt.
  • Der Leistungsgrad der benutzten Anlagen hat sich verschlechtert, z. B. dadurch, dass Verschleiß aufgetreten ist.

Immer dann, wenn die Zuteilung nicht ausreichend ist, hat das Unternehmen zwei Möglichkeiten:

  1. Das Unternehmen kauft am Markt Emissionszertifikate zu. Für diesen Handel gibt es eine Börse, die den tagesgenauen Wert ermittelt.

    Im deutschen nEHS muss der Händler der Energie u. ä. mehr für die Zertifikate zahlen. Das erhöht dessen Kosten.

  2. Das Unternehmen verändert die Produktionsanlagen oder die Energieerzeugungsanlagen so, dass sie weniger Energieträger verbrauchen und damit weniger Treibhausgase freisetzen.

    Der Händler im deutschen System muss aufgrund seiner fehlenden Zertifikate seine Verkaufsmenge reduzieren, z. B. indem er den Verkaufspreis erhöht.

Beide Möglichkeiten verursachen Kosten in den Unternehmen.

2.2 Kosten der Emissionsreduktion

Ziel der gesetzgeberischen Aktivitäten ist die Verringerung des CO2-Ausstoßes. Durch die Notwendigkeit, ungedeckte Abgasausbringungen durch teure Zertifikate decken zu müssen bzw. weiter steigende Preise für Energie u. ä. zahlen zu müssen, werden Investitionen in neue und effizientere Anlagen eher wirtschaftlich.

 
Achtung

Ausstieg ist gewollt

In dieser Situation wird es immer wieder Anlagen und Produktionsformen geben, die aufgrund der notwendigen Zertifikate und der teuren Investitionen unwirtschaftlich sind und eingestellt werden. Das ist politisch so gewollt. Die Unternehmen sollen nicht mehr auf Kosten der Umwelt in unwirtschaftlichen Verfahren Produkte herstellen. Werden die Produkte weiterhin nachgefragt, werden sich andere Produktionsverfahren entwickeln oder andere Lieferquellen, z. B. aus dem Ausland, erschließen.

Wie hoch die Kosten sind, die bei der Umrüstung vorhandener Anlagen oder durch den Ersatz alter Anlagen entstehen, ist individuell abhängig vom Anlagentyp, der Belastung und der Aufgabe. An dieser Stelle die wichtigsten Kostenarten, die bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu berücksichtigen sind:

  • Planungskosten fallen an, da diese Anlagen i. d. R. in komplexen Abläufen eingesetzt werden und die spätere Wirksamkeit und Genehmigung garantiert werden müssen.
  • Genehmigungskosten für die bei diesen Maschinentypen oft notwendigen Genehmigungen und Abnahmen (z. B. Lärm, Emission) der öffentlichen Stellen.
  • Materialkosten für benötigte Maschinen, Anlagenteile und sonstiges Material.
  • Baukosten, die bei Neubau und Umbau der Anlagen anfallen.
  • Ausfallkosten in Form von entgangenem Deckungsbeitrag, wenn wegen des Umbaus Kapazitäten in der Produktion ausfallen.

Die Kosten sind zu sammeln und auf die Laufzeit der neuen oder modernisierten Anlage abzuschreiben.

 
Praxis-Tipp

Förderungen nutzen

Das Ziel der Reduktion von CO2-Abgasen wird unterstützt durch öffentliche Fördermittel für die Modernisierung von Anlagen und den Ersatz alter Anlagen. Diese sollten beantragt werden. Sie reduzieren die Kosten und damit den Abschreibungsbetrag.

Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Energieverbrauches stellt die Veränderung des Produktionsverfahrens dar. Der Energieverbrauch steigt oft nicht linear mit der Belastung einer Maschine, sondern exponentiell. Darum kann die Reduktion der Maschinenleistung zu einer prozentual höheren Reduktion des CO2-Ausstosses führen. Dadurch fallen aber Kapazitäten weg oder die Maschinen müssen länger genutzt werden, was zu zusätzlichen Bedienungskosten führt. Diese Kosten müssen ebenfalls berechnet werden.

2.3 Kosten der Emissionsberechtigungen

Die Kosten für die Zertifikate im EU-Handelssystem, mit denen der gestiegene CO2-Ausstoß des Unternehmens bezahlt werden kann, bilden sich an einem Markt, der einer Aktienbörse sehr ähnlich ist. Die Entscheidung darüber, wann und zu welchem Termin die Zertifikate gekauft werden sollen, hat Einfluss auf den Marktpreis.

Wie an der Aktienbörse auch, gibt es im Emissionshandel keine absolute Sicherheit. Immer spielt die eigene Spekulation und die anderer Beteiligter eine Rolle. Die Vorhersage eines Preises für die Erlaubnis, eine Tonne CO2 auszustoßen, ist daher unmöglich. Frühe Aktivitäten erhöhen zwa...

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