In der Praxis ist die Bedeutung einer Strukturanalyse den meisten Verantwortlichen völlig unbekannt. Vielmehr werden die Risikoanalyse und die Strukturanalyse häufig verwechselt oder sogar als synonym füreinander angesehen. Dabei handelt es sich bei den beiden Compliance-Analysen um 2 vollkommen unterschiedliche Vorgänge, die bei der Errichtung einer Compliance-Organisation im Unternehmen beide berücksichtigt werden sollten. Bei der Risikoanalyse handelt es sich um einen zweistufigen Prozess, durch den mögliche Gefahren im Unternehmen ermittelt und anschließend bewertet werden können. Das bedeutet, dass konkrete Situationen im Hinblick darauf analysiert werden,

  • ob eine Gefahr für das Unternehmen in dieser Situation besteht,
  • dadurch ein Schaden für das Unternehmen entstehen kann und
  • wie hoch die Eintrittwahrscheinlichkeit des Schadens sowie die damit einhergehenden Konsequenzen sind.

Bei der Risikoanalyse wird somit die Frage nach dem Eintritt einer potenziellen Gefahr gestellt. Die Strukturanalyse hingegen umfasst keine potenziellen Gefahrsituationen, sondern konkret bestehende Unternehmensprozesse. Bei einer Strukturanalyse wird ermittelt,

  • welche Prozesse im Unternehmen bestehen,
  • welche Vorschriften dabei zu berücksichtigen sind und
  • wie sich das Unternehmen in dieser Situation verhält.

Eine Strukturanalyse stellt mithin nicht nur die Grundlage einer Compliance-Organisation dar, sondern auch die Grundlage für eine Risikoanalyse. Denn nur, wenn die Unternehmensprozesse samt Regelungen und Handlungen bekannt sind, kann im Nachgang erforscht werden, welche Risiken in diesen Situationen bestehen und wie sich die Risiken auf das Unternehmen auswirken können. Letztlich wird ein "Ist-Zustand" ermittelt, um einen "Soll-Zustand" erreichen zu können.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge