Beim Schlagwort Industrie 4.0 oder Arbeiten 4.0 handelt es sich um einen Begriff, der durch Initiativen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales angestoßen und im Weißbuch Arbeit 4.0[1] beschrieben wurde. Es wurde damit eine vierte industrielle Revolution postuliert. Im Grund ist dieser Prozess eine logische Folge der Entdeckung und Nutzung von Informationstechnologien. Er umfasst ebenso die Vernetzung der Rechnersysteme untereinander als auch die Interaktion zwischen der Technik und dem Menschen.

Das birgt Potenziale, auch für den Arbeits- und Gesundheitsschutz und die Security.[2] Sicherheitslücken, Maschinen-Fehlfunktionen, Unfallszenarien und andere Störungen können rasch weltweit ausgetauscht und über Updatefunktionen behoben werden. Assistenzsysteme helfen den Bedienern bei der Nutzung der Technologien (z. B. bei der Fahrzeugführung), können die menschliche Kraft verstärken oder im Falle einer Behinderung sogar kompensieren (z. B. als Exoskelett). Sie führen aber zu neuen psychischen Belastungen, beispielsweise Monotonie eines Lokführers oder Gefühl der Fixierung durch die Maschine (z. B. Exoskelett).

Durch die globale Vernetzung sind die Systeme aber auch angreifbar. Deutlich wurde dies z. B. durch den WonnaCry-Virus im Mai 2017, der in Deutschland u. a. die Zugzielanzeigen auf den Bahnhöfen ausfallen ließ. Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel"[3] war das sogar eine Titelstory mit der Überschrift "Der Feind in meinem Rechner" wert . Zugzielanzeigen können leicht durch alte Kreidetafeln ausgeglichen werden. Wenn jedoch während einer Operation wichtige Patientendaten für den Narkosearzt nicht mehr verfügbar sind, stehen Menschenleben auf dem Spiel. Eine Maschine, die mit dem Internet verbunden ist, kann nicht nur ausspioniert werden. Eine fehlerhaft schließende Schutztür oder ein unkontrollierter Maschinenanlauf birgt auch neue Unfallgefahren.

IT-Security ist somit zu einer wichtigen Basis von Sicherheitssystemen aller Art geworden. Dennoch erhöht sich der Druck auf die Mitarbeitenden: Die Angst davor, sich "einen Virus einzufangen", schafft zusätzliche Restriktionen bis hin zur eingeschränkten Nutzbarkeit der eigentlich tollen Technologien. Die Diskussionen um die Datensicherheit der verschiedenen Video-Konferenzsysteme im Zuge der Corona-Pandemie (Homeoffice, Digitale Lehre etc.) zeigt deutlich die durchaus vorhandene Verunsicherung.

Wenn es nicht gelingt, die digital vernetzten Technologien sicherer zu machen, werden sie nur eingeschränkt nutzbar bleiben. Datensicherung erfordert Kapazitäten, der Rechner ist vermindert oder gar nicht leistungsfähig. Das Aufspielen von Updates fordert personelle Kapazitäten, zumal es nicht immer reibungslos verläuft.[4] Die laufende Beschäftigung mit IT-Sicherungsproblemen bindet Ressourcen; ganz zu schweigen davon, wenn der Rechner lahmgelegt wurde.

[1] Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Weißbuch Arbeiten 4.0 (2017), Download unter: https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a883-weissbuch.pdf?__blob=publicationFile&v=1, Zugriff am 1.5.2021.
[2] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV (2017), Industrie 4.0: Herausforderungen für die Prävention – Positionspapier der gesetzlichen Unfallversicherung; Zittlau/Große (2017): Arbeitswelt 4.0, VDSI aktuell 2.2017, S. 6–9; Jeske/Stowasser (2017): Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten für den Arbeitsschutz. KANBrief 2/17, S. 3.
[3] Nr. 21 vom 20.5.2017.
[4] Al Baasi/Koschützki/Weber (2016): Psychische Belastungen durch Update-Vorgänge. In: Wieland/Sailer/Hammes (Hrsg.): Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit, Dialog statt Monolog, 19. Workshop (Tagungsband), S. 537–540, Asanger-Verlag, Kröning.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge