Die Zahl der Selbständigen hat sich in Deutschland zwischen den Jahren 1991 und 2009 um 40 Prozent von drei auf 4,2 Millionen erhöht. Grund für diese Entwicklung sind vor allem die Nachholprozesse in Ostdeutschland, der Strukturwandel in Richtung Dienstleistungssektor sowie eine hohe Gründungsbereitschaft unter den Akademikern, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin festgestellt.
Insgesamt waren im Jahr 2009 rund elf Prozent der erwerbsfähigen Personen unternehmerisch tätig, im Jahr 1991 lag dieser Anteil noch bei acht Prozent. „Vieles spricht dafür“, sagt DIW-Experte Alexander Kritikos, „dass sich in den letzten 20 Jahren eine unternehmerische Kultur verstärkt etablieren konnte“. Und das mit der Selbstständigkeit verbundene Risiko lohnt sich oft: „Vielen Gründern gelingt es, ihre Einkommenssituation zu verbessern“, so Kritikos. Bereits nach drei Jahren hätten 38 Prozent der Gründer ein höheres Einkommen als zuvor in abhängiger Beschäftigung, nur 17 Prozent haben ein geringeres Einkommen.
Neue Bundesländer haben die Nase vorn
Zusammen mit Michael Fritsch und Alina Rusakova von der Universität Jena hat Kritikos die Entwicklung der Selbständigkeit und das Gründungsgeschehen der letzten 20 Jahre anhand der amtlichen Daten des Mikrozensus untersucht. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung in Ostdeutschland: 15 Jahre nach dem Zusammenbruch des Sozialismus sind die neuen Bundesländer bei der Selbstständigenquote an den westdeutschen Ländern vorbeigezogen, insbesondere weil die Gründungsneigung in Ostdeutschland seit dem Jahr 1997 höher ist als im Westen. In der Folge war im Jahr 2009 die Zahl der Selbstständigen in Ostdeutschland mit 870.000 nahezu doppelt so hoch wie im Jahr 1991, dem Ausgangsjahr der Erhebung.
Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft
Der allgemeine Strukturwandel in Richtung Dienstleistungsgesellschaft ist im Gründungsgeschehen besonders deutlich zu beobachten. So findet mehr als jede zweite Gründung – 60 Prozent – heute in diesem Sektor statt. Auf Handel und Gastgewerbe entfällt dagegen nur mehr etwa jede fünfte Gründung. Auch im Verarbeitenden Gewerbe sanken die Zahl der Gründungen und der Anteil an den Selbständigen.
Jeder fünfte Akademiker ist unternehmerisch tätig
Neben den vergleichsweise geringen Einstiegshürden im Dienstleistungssektor macht sich vor allem der enorme Anstieg der Selbstständigen unter den Hochschulabsolventen bemerkbar. Unter den Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss ist die Selbstständigenquote im Untersuchungszeitraum von 12 auf 18 Prozent gestiegen. „Beinahe jeder fünfte Akademiker ist derzeit unternehmerisch aktiv“, so DIW-Forschungsprofessor Michael Fritsch. Seit einem Jahrzehnt holen auch die Frauen auf: Mittlerweile ist beinahe jeder dritte Selbstständige eine Frau, und knapp 42 Prozent aller Gründungen werden von Frauen getätigt.
Wenig Geringverdiener unter den Selbstständigen
Die Studie stellt auch die Diskussion um Kümmerexistenzen in der Selbständigkeit in ein neues Licht: Der Anteil der Geringverdiener ist unter den Selbständigen wesentlich kleiner als unter den abhängig Beschäftigten. So verdienten unter den Angestellten im Jahr 2010 rund 35 Prozent weniger als 1.100 Euro; unter den Selbständigen waren dies nur 27 Prozent. „Es gibt auch unter den Selbständigen Geringverdiener, doch dies ist nicht unbedingt eine Folge der Entscheidung für die Selbständigkeit. Dieses Problem dürfte eher mit bestimmten Branchen zusammenhängen oder ist auf einen niedrigen Ausbildungsabschluss zurückzuführen“, erklärt Kritikos.
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