Je früher, desto effektiver

Ebenfalls während der Planungs- und Entwicklungsphase sollte systematisch und strukturiert mit der Planung der wichtigsten Kostenpositionen begonnen werden, da bereits hier rund 70-80% der späteren Fertigungs-, Vertriebs- und Betriebskosten bewusst oder unbewusst festgelegt werden. Das bedeutet für Kostenrechner, Entwickler, Vertrieb und Service, dass von Beginn an aktives Kostenmanagement zu betreiben ist. Kostenstruktur, Kostenhöhe und Kostenverlauf können u.a. durch

  • die Auswahl besonders geeigneter und/oder preiswerter Fertigungsmaterialien, Rohstoffe, Module oder Komponenten
  • die Entscheidung für Eigen- oder Fremdfertigung (Make-or-Buy)
  • die Entscheidung für oder gegen Outsourcing bestimmter Bereiche
  • die Auswahl von Vertriebspartnern
  • die Auswahl von Servicepartnern
  • die Auswahl von (Haupt)Zulieferern
  • die Anpassung und Optimierung von Prozessen und Abläufen
  • Überlegungen zur Konstruktionsänderung oder Änderungen im Fertigungsablauf
  • die Berücksichtigung gesetzlicher Auflagen, z.B. aus dem Umweltschutz
  • die Berücksichtigung eventueller Entsorgungs- oder Recyclingauflagen, soweit diese zum Zeitpunkt der Entwicklung bereits erkennbar sind
  • die Einbeziehung der Hauptlieferanten in den Produktplanungs- und -entwicklungsprozess

Neue Ansätze suchen

nachhaltig positiv beeinflusst werden. Ein Ziel des Target Costing ist es ja, möglichst nur die vom Markt erlaubten Kosten für die Produktherstellung zu verursachen. Voraussetzung ist, dass sich alle an der Produktentwicklung und -erstellung Beteiligten darüber klar sind, welchen Einfluss die frühzeitige Weichenstellung in wichtigen Bereichen auf den späteren Kostenverlauf haben wird. In den meisten Betrieben macht man sich auch heute noch zu wenig Gedanken zu diesem elementaren Punkt:

  • Vielfach werden Kooperationspartner oder Materialien eher zufällig und nicht systematisch ausgewählt.
  • Es wird oft auf bereits bestehende Geschäftsverbindungen zurückgegriffen, ohne zu fragen, ob dies tatsächlich die beste Lösung ist.
  • Eine systematische Analyse oder Alternativensuche findet überhaupt nicht oder nur sporadisch statt.

Kostensenkung ohne Tabus

Die systematische Suche wird aber, wenn man nur vom Markt erlaubte Kosten realisieren darf, eine der wesentlichen Erfolg bestimmenden Faktoren. Bei der Suche nach alternativen Entwicklungs-, Fertigungs- oder Betriebsmöglichkeiten dürfen keine Vorschläge tabuisiert werden. Dabei geht es nicht nur darum, zu überlegen, mit welchen Mitteln laufende Kosten im operativen Bereich gesenkt werden können. Vielmehr ist eine vorausschauende, strategische Beschäftigung mit dem Thema Kostenmanagement notwendig. Kostenrisiken können so früher erkannt, Alternativen schneller realisiert werden.

 
Praxis-Tipp

Versuchen Sie, alle Teammitglieder von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich bereits während der Planungs- und Entwicklungsphase Gedanken darüber zu machen, wie man die spätere Kostenstruktur beeinflussen kann. Nutzen Sie gemeinsame Meetings, Besprechungen oder Einzelgespräche, um dieses Problem immer wieder zu thematisieren. Derartige Überlegungen müssen sowohl den Entwicklern als auch den Vertriebsmitarbeitern in Fleisch und Blut übergehen. Im Laufe der Zeit sollten die Betroffenen von sich aus auf die Suche nach Alternativen gehen und eigene Lösungs- und Optimierungsvorschläge einbringen. Nur durch den permanenten Dialog erreichen Sie, dass nicht in erster Linie danach gesehen wird, was technisch machbar ist, sondern danach, was Ihre Kunden möchten und wie diese Kundenwünsche qualitativ hochwertig bei günstigen Kosten erfüllt werden können.

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