Zusammenfassung

Die Wertanalyse untersucht, ob die für ein Produkt oder eine Leistung geforderten Ziele und Funktionen in anforderungsgerechter Qualität zu den geringstmöglichen Kosten realisiert sind. Sie ist ein Instrument zur Arbeitsvereinfachung und Kostensenkung. Dabei werden, ohne Rücksicht auf Qualität, Sicherheit oder Verkäuflichkeit bestehender Lösungen, neue Konzepte entwickelt, um Produkte oder Leistungen zu verbessern. Die Wertanalyse hinterfragt immer die genaue Funktion der zu untersuchenden Leistung. Ziele der Wertanalyse sind neben einer Produktivitätssteigerung und Kostensenkung auch Qualitätsverbesserung, Reorganisation und der effizientere Einsatz von Mitarbeitern und Maschinen. Die Wertanalyse ist zumeist ein Projekt interdisziplinärer Teams.

1 Kostensenkungspotenzial ermitteln

Das systematische Vorgehen nach einem bestimmten Arbeitsplan hilft, die Wertanalyse durchzuführen und Entscheidungen zur Ergebnisverbesserung bzw. Kostensenkung zu treffen.

Entwickelt wurde die Wertanalyse in den USA zum Aufspüren von Kostensenkungspotential in der Fertigung. Die weiterentwickelte Form der Wertanalyse in Form des Value Managements kann auf alle Unternehmensbereiche angewandt werden.

2 Aufgaben und Ziele

Die Wertanalyse untersucht, ob die von Ihnen angebotenen Produkte oder Leistungen zu minimalen Kosten hergestellt werden. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Notwendigkeit bestimmter Funktionen gelegt. Zielsetzung der Wertanalyse ist es,

  • Arbeitsprozesse zur Produktivitätssteigerung zu vereinfachen,
  • Kosten zu senken, Reorganisation durchzuführen und
  • alternative Produktlösungen anzustoßen.

Diese Alternativen dürfen aber nicht die Qualität, Sicherheit und Verkäuflichkeit des Untersuchungsobjekts negativ beeinflussen.

Die Wertanalyse kann in allen Unternehmensbereichen und bei jeder Betriebsgröße eingesetzt werden. Hauptanwendungsbereiche sind

  • der Verwaltungsbereich (mit Forschung und Entwicklung, Technik, Personal, kaufmännischer Verwaltung),
  • der Vertrieb (mit Verkaufsinnen- und -außendienst),
  • die Materialwirtschaft (mit Lager, Einkauf, Logistik),
  • die Fertigungsbereiche (mit Produktion und Hilfsstellen).

Ziele der Wertanalyse sind somit

  • Produktivitätssteigerung,
  • Kostensenkung,
  • Qualitätsverbesserung,
  • Reorganisation der Prozesse,
  • effizienter Mitarbeitereinsatz,
  • Optimierung des Unternehmensertrages durch höheren Gewinn.
 
Wichtig

Früher Einstieg

Spätere Produktionskosten werden bereits in der Entwurfs- und Konstruktionsphase festgelegt. Deshalb ist es sinnvoll, im Bereich Forschung und Entwicklung mit der Wertanalyse sehr früh zu beginnen. Hier setzt auch das projektbegleitende Controlling von Forschung und Entwicklung an, das die Ansätze der Wertanalyse übernommen hat. Informieren Sie sich also bereits in der frühen Phase von Entwicklung und Konstruktion über etwa die technischen Merkmale oder die Produktionsverfahren, um Folgekosten in späteren Phasen so gering wie möglich zu halten.

3 Ablauf der Wertanalyse

Nach den früheren Beschreibungen in DIN 69910 und VDI 2800 enthielt die Wertanalyse sechs Arbeitsschritte. Nach den neuen Beschreibungen besteht der Ablauf der Wertanalyse gemäß Arbeitsplan nach DIN EN 12973 sowie VDI 2800 von 2010 aus 10 Schritten.

3.1 Checkliste 1: Arbeitsplan nach DIN EN 12973

  • 0. Vorbereitung des Projektes: Projektbeschreibung, Risikoanalyse, Rentabilitätsstudie, Entscheidungsträger auswählen, Moderator benennen etc.
  • 1. Projektdefinition: Rahmenbedingungen, Datenprämissen, Ziele, Interessen, Ressourcen, Mitwirkende etc.
  • 2. Planung: Bildung des Teams, Zeitplanung etc.
  • 3. Umfassende Daten über die Studie sammeln: intern und extern, Marktforschung etc.
  • 4. Funktionenanalyse, Kostenanalyse, Detailziele: z.B. Bewertungskriterien
  • 5. Sammeln und Finden von Lösungsideen: z.B. vorhandene und neue Lösungsideen sammeln und entwickeln, kritische Analyse der Ideen
  • 6. Bewertung der Lösungsideen: Bewertung und Kombination der Lösungsideen, Auswahl der Entwicklungsaufgaben, Arbeitsprogramme für die Entwicklung festlegen
  • 7. Entwicklung ganzheitlicher Vorschläge: inkl. qualitativer und wirtschaftlicher Bewertung und Risikoanalyse
  • 8. Präsentation der Vorschläge: Auswahl der Lösung und Ausarbeitung der Realisierung, Entscheidung durch die Entscheidungsträger
  • 9. Realisierung: Nachdem Sie sich für einen Lösungsvorschlag bzw. eine Alternative entschieden haben, beginnt die Umsetzungsphase. Hierzu sind vor allem ein Maßnahmen- und Zeitplan und genügend Kontrollpunkte erforderlich. Denn Sie sollten in regelmäßigen Abständen die Durchführung überwachen.
 
Praxis-Tipp

Einsparpotenziale

Sie werden feststellen, dass bei erstmaliger Anwendung der Wertanalyse die Kosteneinsparung bereits rund 15—20 % beträgt. Zugleich erhöhen sich auch die Kostentransparenz und die Motivation der Mitarbeiter. Führen Sie deshalb regelmäßig eine Wertanalyse durch, um weitere Einsparmöglichkeiten zu erschließen und bei den Mitarbeitern Lerneffekte auszulösen.

3.2 Innerbetriebliche Organisation

Die Wertanalyse läuft auf drei Hierarchiestufen ab:

  • Lenkungsebene (Geschäftsführer, oberes Management),
  • Steuerungskreis (Ablauf der Analyse und Koordination der dritten Ebene),
  • Arbeitsgruppen für jeden Untersuchungsbereich.

Team...

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