Die Systemgesetze sind im Zusammenhang mit Unternehmensnachfolgen von besonderer Bedeutung, wenn sie hinterfragt werden. Dann zeigen sie mögliche Verletzungen auf, die sich über eine sehr lange Zeit aufgebaut haben können. Diese zu bearbeiten, ist für den Prozess der Unternehmensnachfolge außerordentlich wichtig. Daher werden sie in der Folge in diesem Zusammenhang beispielhaft erläutert:

  • Zugehörigkeit

    Das ist das allerwichtigste Gefühl, das wir im Zusammenleben und -arbeiten mit anderen Menschen brauchen; es ist unsere sichere Bank: ich gehöre dazu!

    Dieses Basisgefühl sollte in einem zu übergebenden Unternehmen bei allen Mitarbeitern und Führungskräften vorhanden sein. Wenn der Inhaber sich entschließt, den Übergabeprozess einzuleiten, müssen die Mitarbeiter auch davon überzeugt sein, dass der Inhaber eine für alle gute Lösung schaffen wird. Damit ist das Vertrauen in die Zukunft gelegt.

  • Anerkennung, Wertschätzung, Respekt

    Ohne Anerkennung kann kein System langfristig funktionieren. Anerkennung heißt auch Respekt, Wertschätzung, also Dankbarkeit und Würdigung. Ist Anerkennung als selbstverständlicher Umgang im Unternehmen verankert, wird die Nachfolgeüberlegung in vielerlei Hinsicht einfacher. Der Unternehmer wird die Wünsche und Bedürfnisse der durch die Nachfolgeregelung Betroffenen im Blick haben und gegen rein ökonomische Interessen abwägen.

    Beispiel: Eine Apothekerin berichtete von ihrer Nachfolgeregelung: "Sicher habe ich beim Verkaufserlös der Apotheke Abstriche gemacht, aber es war mir wichtig, dass die Mitarbeiter, die treuen Patienten und die langjährigen Kooperationspartner Kontinuität im Umgang mit meiner Apotheke erleben. Und es ist so schön, dass sich alle freuen, wenn ich zu Besuch komme."

  • Gleichgewicht von Geben und Nehmen

    Der Unternehmer muss für sein Unternehmen im Falle des Verkaufs einen angemessenen Preis erzielen. Der Nachfolger wird nur so viel zahlen können, wie die Ertragskraft des Unternehmens hergibt. Den angemessenen Preis zu ermitteln, ist oft nicht so einfach, wie manche Berechnungsformeln Glauben machen.

    Das Geben und Nehmen zeigt sich in vielerlei anderer Hinsicht:

    • Darf der Senior noch ins Unternehmen kommen?
    • Wie wird mit ihm umgegangen?
    • Wird er um Rat gefragt?
  • Früher vor später

    Kaum ein Gesetz wird häufiger verletzt als dieses. Nicht immer ist das älteste Kind der geeignete Nachfolger. Dann ist zu fragen, wie die Systemgesetzverletzung geheilt wird.

    Ebenso wichtig ist die Einbeziehung dieses Gesetzes, wenn es um mögliche Nachfolge oder Übertragung von Verantwortung an Mitarbeiter/Führungskräfte geht.

  • Höhere Verantwortung hat Vorrang

    Bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger muss der Blick auf denjenigen fallen, der Verantwortung übernehmen kann – sowohl im Geschäft am Markt als auch in der Führung von Mitarbeitern und auch für das Unternehmen sowie für die Unternehmerfamilie.

  • Mehr Kompetenz hat Vorrang

    Das gut ausgebildete und ausgewogene Kompetenzprofil ist selbstverständlich ein weiteres Auswahlkriterium bei der Suche nach dem Nachfolger.

  • Neues System hat Vorrang vor altem System

    Hat die Übergabe stattgefunden und der Nachfolger den Hut auf und beachtet die oben ausgeführten Systemgesetze, darf er das Unternehmen verändern. Er leitet Handlungen ein, das Unternehmen auf die Zukunft auszurichten und schafft damit ein neues System. Das darf er – immer in Anerkennung und Wertschätzung aller in der Hierarchie höheren Gesetze.

    Für den Übergebenden kann das heikel sein; denn er muss das aushalten und akzeptieren können.

  • Gesamtsystem hat Vorrang vor Einzelinteressen

    Auch hier gilt: Sind die Systemgesetze in ihrer hierarchischen Reihenfolge beachtet, hat das Gesamtsystem Vorrang vor den Interessen einzelner Betroffener – im Unternehmen und in der Familie. Denn wird das nicht beachtet, kann es zum Bruch in der Familie oder zu Beschädigungen im Unternehmen führen.

    Auch der Übergebende muss möglicherweise sein spezielles Interesse zurückstellen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

  • Aussprechen und anerkennen was ist

    Es wird uns nicht gelingen, in einem so vielschichtigen Prozess Systemgesetzverletzungen zu vermeiden. Gut ist es, wenn allen im Prozess die Verletzung eines Einzelnen bewusst wird und ausgesprochen werden kann.

    Das ist die Voraussetzung zur Auflösung von Systemgesetzverletzungen.

  • Ausgleich schaffen

    In diesem Bewusstsein und in Anerkennung von Verletzungen wird es auch gelingen, einen Ausgleich zu schaffen – welcher Art auch immer.

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