Für die Strukturierung der anstehenden Arbeiten empfiehlt es sich, zunächst einen groben Zeitplan mit zentralen Themen zu erstellen. Wichtig ist an dieser Stelle vor allem, dass der geplante bzw. späteste Übergabezeitpunkt verbindlich feststeht bzw. festgelegt wird. In der Regel genügt es, sich auf ein bestimmtes Jahr bzw. das jeweilige Jahresende festzulegen.

An diesem Zeitpunkt sollten sich alle weiteren Arbeiten und Termine ausrichten. Grundsätzlich kann der Übergabezeitpunkt zwar noch verschoben werden. Dies sollte aber nur im Notfall geschehen, etwa, wenn es nicht möglich ist, zu diesem Zeitpunkt einen in allen Punkten geeigneten Nachfolger zu finden oder wenn der Verkauf dann in eine wirtschaftlich bzw. konjunkturell schlechte Zeit fallen würde. Denn wenn der Altinhaber um die Möglichkeit weiß, den Zeitpunkt zu verschieben, wird es für ihn auch emotional noch schwieriger, tatsächlich und endgültig von seinem Lebenswerk loszulassen. Umgekehrt muss sich auch der Nachfolger darauf verlassen können, dass er den Betrieb zu einem bestimmten Zeitpunkt vollständig mit allen Konsequenzen und Entscheidungsbefugnissen übernimmt.

Der letzte Punkt ist auch bei internen Lösungen wichtig. Spätestens zum Zeitpunkt der offiziellen Übergabe möchte z. B. die Tochter oder der Sohn das Sagen haben, ohne dass der Senior sich in das Geschäft einmischt, auch wenn dies von seiner Seite i. d. R. durchaus gut gemeint ist. Die Praxis zeigt, dass es hier immer wieder zu zum Teil heftigen Konflikten kommt, die nur mit klaren Verabredungen vermieden oder zumindest entschärft werden können. Ggf. kann überlegt werden, einen (zusätzlichen) Zeitrahmen zu bestimmen, in dem der Altinhaber noch zuvor fest umrissene Aufgaben übernimmt. Diese müssen allerdings sukzessive zurückgeführt werden; auch hier mit einem festen Zeitplan, um klare Verhältnisse zu schaffen. Mögliche Verschiebungen führen  nicht nur zu Irritationen und Streitigkeiten über die weitere Vorgehensweise, sondern zu ernsthaften Problemen, die im schlimmsten Fall die gesamte Übergabe gefährden können, mit der Konsequenz, dass der Prozess noch einmal vollständig von vorne beginnen muss. Der Zeitpunkt der vollständigen Übergabe sollte unbedingt im Vertrag eindeutig geregelt sein.

Dann gilt es, sich Klarheit darüber zu verschaffen, welche Themenfelder für die Umsetzung überhaupt relevant sind, und zu denen Fragen beantwortet und Lösungen erarbeitet werden müssen. Die nachstehende Tabelle dient als Orientierungshilfe, wobei die Reihenfolge der Punkte nicht obligatorisch ist.

 
Themenstellung Bemerkungen/Details
Entscheidung über internen oder externen Nachfolger, wobei ein interner Nachfolger auch ein Mitarbeiter oder ein evtl. zweiter Geschäftsführer sein kann  
Rechtliche Fragestellungen identifizieren und klären (ggf. Anwalt einbinden)  
Steuerliche Fragestellungen identifizieren und klären (ggf. StB einbinden)  
Notfallmaßnahmen entwickeln  
Familienprobleme identifizieren, lösen  
Ansprüche von Familienmitgliedern klären (z. B. Finanzen, Pflichtteilsansprüche)  
Unternehmenscheck durchführen  

Über Umgang mit Corona entscheiden

Grundsätzliche Entscheidung über internen oder externen Nachfolger
 
Eignung und Willen zur Fortführung von Famlienmitgliedern prüfen  
Unternehmenswert bestimmen  
Nachfolgesuche beginnen  
Nachfolger auf Eignung/Motivation überprüfen (v.a. Dritte)  
Mitarbeiterinformation umsetzen  
Geschäftspartner informieren, z. B. Lieferanten, Kunden, Bank  
Nachfolger auswählen und einarbeiten  
Ausscheiden aus dem Unternehmen vorbereiten  
Zeit nach der Übergabe vorbereiten  

Tabelle 1: Wichtige Themengebiete zur Unternehmensnachfolge

Zahlreiche bisher unbekannte Fragestellungen

Unternehmer, die sich zum ersten Mal intensiver mit dem Gedanken der Nachfolgeplanung und -regelung auseinander setzen, werden in der Regel mit Fragen konfrontiert, mit denen sie in ihrem bisherigen beruflichen Leben nichts zu tun hatten. Und je tiefer man in die Materie eindringt, desto mehr Fragen tauchen auf. Einige Beispiele:

  • Soll der Betrieb verkauft, verpachtet oder vererbt werden?
  • Wer kommt überhaupt als Nachfolger in Betracht, ein Familienmitglied (Wer?), Tochter, Sohn, Schwiegertochter/-sohn, Enkel, Mitarbeiter, Dritte?
  • Soll es Ausschlüsse geben? Gibt es also Personen (intern oder extern) die auf keinen Fall in Betracht kommen?
  • Was sagt die Familie, vor allem der Ehepartner, zu den Planungen?
  • Welche aktuellen Streitigkeiten/Ansprüche/Wünsche in der Familie gibt es von wem? Gibt es u. U. verschiedene Ansichten oder auch "Bündnisse" zwischen einzelnen Familienmitgliedern?
  • Vor allem bei Familienbetrieben: Ist es zumindest weitgehend möglich, Entscheidungen ohne Emotionen zu treffen? Nur so kann zum Besten des Unternehmens agiert werden.
  • Bei einer geplanten Übergabe innerhalb der Familie: Nach welchen Kriterien soll entschieden werden, wenn mehrere Kandidaten vorhanden sind? Wie können mögliche Streitigkeiten vermieden werden, wenn mehrere Personen die Nachfolge wünschen?
  • Wie ist ein (finanzie...

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