Mittelstandsanleihen boomen

Mit dem im Frühjahr 2010 neu geschaffenen Segment des "Bond-M" hat die Börse Stuttgart diesen Trend als erste Börse aufgenommen und eine Plattform geschaffen, die es kleinen kapitalmarktfähigen Unternehmen ermöglicht, Anleihen zu platzieren. Ferner wird damit ein Sekundärhandel ermöglicht, d. h., Anleger können während der Laufzeit der Anleihe an der Börse Käufe und Verkäufe tätigen.

Mittelstandsanleihen auch attraktiv für Kleinanleger

Das Emissionsvolumen solcher Anleihen beläuft sich i. d. R. auf 25 bis 200 Mio. EUR. Ein internationales Rating ist dabei kein Muss. Unternehmen, deren Aktien bereits am regulierten Markt gehandelt werden, benötigen überhaupt kein Rating. Alle anderen Unternehmensemittenten begnügen sich mit einer Bewertung der deutschen Organisationen Creditreform, Euler oder Hermes. Mit den neuen Mittelstandsanleihen wendet sich die Börse gezielt auch an Kleinanleger und erschließt so außerhalb des Bankensektors für Unternehmen direkt bei den Endanlegern Fremdkapitalquellen.

Während bei Corporate Bonds eine Stückelung von 50.000 oder 100.000 EUR üblich ist, beträgt die Mindeststückelung im Bond-M lediglich 1000 EUR. Auch wenn das fehlende Rating der Mittelstandsanleihen durch international führende Rating-Agenturen wie Moody's und S&P von einigen Wertpapieranalysten sehr kritisch gesehen wird, hält der Erfolg der neuen "Mini-Anleihen" an. Bei dem derzeit extrem niedrigen Zinsniveau ist diese Art der Refinanzierung auch für Unternehmen mit verringerter Bonität günstig.[1]

Bond-M ­erfordert mehr Finanzmarkt­kommunikation

Obwohl die Nutzung des Kapitalmarktes interessante Finanzierungsalternativen eröffnet, birgt dieser Weg für viele mittelständische Unternehmen aber die Schattenseite einer zusätzlichen Öffnung und Transparenz gegenüber einer breiten, noch dazu anonymen Öffentlichkeit. Bei der immer wieder konstatierten geringen Bereitschaft mittelständischer und vor allem familiengeführter Unternehmen,[2] Unternehmensexternen über das gesetzlich notwendige Maß finanz- und erfolgswirtschaftliche Informationen bereitzustellen, können bei der kapitalmarktorientierten Finanzierung für so manche Unternehmer nicht unerhebliche Konfliktsituationen zwischen attraktiver Finanzierung und mehr Offenlegungspflicht bzw. Kommunikation entstehen.

[1] Vgl. Frühauf (2010)
[2] Vgl. Schäfer/Fink/Heidbreder (2008), S. 602-604.

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