Unternehmen stecken aktuell inmitten einer Umbruchs- und Transformationsphase. In einer Phase, in der viele althergebrachte und sicherlich bisher sehr erfolgreiche Einschätzungen und Umsetzungen hinterfragt werden müssen: Zahlreiche Aufgabenfelder, Positionierungen, Machtverteilungen und Prozesse müssen geändert werden.

Natürlich sollte dies idealerweise koordiniert vonstatten gehen, ebenso ist es hilfreich, wenn das "Business" jemanden an der Seite hat, der die Zahlen versteht (die graue Eminenz braucht natürlich niemand mehr). Der allergrößte Engpass liegt aber im Verständnisgrad dieser Transformationsphase durch das oberste Management: Werden die grundlegenden Weichen nicht oder zu spät gestellt, dann nützt auch die beste Koordination nur wenig.

Rationalität im Unternehmen sichern

Auf der akademischen Ebene wird folglich von der Aufgabe der Rationalitätssicherung gesprochen[1]: Das Controlling gewährleistet die Sicherung der Rationalität im Unternehmen. Im konkreten Tagesgebrauch könnte dieser Begriff jedoch ein wenig sperrig wirken, was aber nichts an seiner Prägnanz ändert.

Unternehmen und Unternehmensleitungen brauchen klärende Stimmen, wenn für das Management die komplexe Unübersichtlichkeit bedenklich steigt.

Controller sollten neue Controlling-Aufgaben annehmen

Hierbei ist es übrigens in der Praxis völlig unerheblich, wer diese Stimme mit Leben füllt: Nicht nur Controller können Träger von Controlling-Aufgaben sein. Sicherlich sind die Controller prädestiniert, aber bisher nicht immer auf das Engste in den aktuellen Entwicklungsprozessen involviert. So kann die Aufgabe der Rationalitätssicherung auch bewusst von den Fachseiten vorgebracht werden – was dann aber leider die Controller in andere Bilder abdrängt. So erkennen wir diese Tendenz gerade derzeit in vielen Unternehmen: Fachseiten wie etwa Marketing, Unternehmenskommunikation und Personalmarketing suchen nach Kennzahlen und Möglichkeiten der Erfolgsmessung ihrer Social-Media-Strategien und -Aktivitäten. Damit übernehmen sie Controlling-Aufgaben.

Was sind nun aber solche privilegierten Hinweise, die die Unternehmensführung sehr eindringlich von rationalitätssichernden Hofnarren erhalten sollte? Unternehmen werden sich deutlich ändern müssen, weil die Wettbewerbsarenen sich ändern oder gar völlig neu entstehen. Aber diese Veränderung lässt sich als tiefgreifende Transformation beschreiben und umsetzen. Einen solchen Weg aufzuzeigen und die Irritationen durch neue Buzzwords gering zu halten, ist eine gute Aufgabe für Controlling.

[1] vgl. Weber/Schäffer 2001.

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