Zusammenfassung

Das Unternehmensfeld befindet sich heute in einer stetigen und schnellen Veränderung, der durch ein entsprechendes Management des Wandels (Change Management) Rechnung getragen werden muss. Deshalb sollten vorhandene Geschäftsprozesse immer wieder in Frage gestellt und wenn nötig, grundlegend neugestaltet werden. Auf diese Weise lassen sich einzelne Tätigkeiten prozess- und wertschöpfungsorientiert organisieren, was dem Unternehmen zu einer Wiederbelebung der Wettbewerbsstärke (Revitalisierung) verhelfen soll.

1 Begriff

Als Reengineering bezeichnet man das grundsätzliche Überdenken und die daraus resultierende radikale Neugestaltung von Unternehmen oder wesentlichen Unternehmens- bzw. Geschäftsprozessen. Es finden sich auch Bezeichnungen wie Business Reengineering, Process Reengineering oder Business Process Management, die nicht immer eindeutig voneinander abgrenzbar sind. Die Digitalisierung bzw. "Industrie 4.0" erfordern darüber hinaus noch stärker das Überdenken und "Redesign" der weiteren Geschäftsprozesse.

2 Ziel

  • Jeder Prozess wird radikal in Frage gestellt und mit seinem Ideal verglichen.
  • Durch die erwarteten Innovationsschübe sollen Quantensprünge in der Größenordnung von 100 % und mehr erreicht werden.

3 Zur Entstehungsgeschichte

Traditionelle Organisationsstrukturen gleichen einer Pyramide mit vielen hierarchischen Ebenen. Sie orientieren sich an den Theorien der Arbeitsorganisation des amerikanischen Ingenieurs F. W. Taylor (1856—1915). Grundkonzept ist die Arbeitsteilung nach Funktionen. Diese Arbeitsteilung in einzelne spezialisierte und repetitive Tätigkeiten zeichnete sich über Jahre hinweg durch hohe Effizienz aus. Unter den heutigen Wettbewerbsbedingungen ist eine solche Vorgehensweise aber nicht mehr zeitgemäß und hat einige schwerwiegende Nachteile:

  • Förderung einer vertikalen Denkweise und mögliche Neigung zu einem Eigenleben und "Ressort-Egoismus" der funktionalen Bereiche;
  • Betonung der Hierarchie, deren starre Strukturen schwer veränderbar sind;
  • mangelnde Reflexion der Geschäftsabläufe, die sich quer durch alle funktionalen Bereiche ziehen;
  • mangelnde Integration des Produkts und des Kunden in das Gesamtbild der Arbeitsteilung.

4 Geschäftsprozess

Geschäftsprozess

Legende:

In der vorliegenden Abbildung wird ein möglicher Geschäftsprozess schematisch dargestellt. Die Produktentwicklung beginnt hier bei der Forschung und Entwicklung, durchläuft Konstruktion, Produktion und Marketing, um dann beim Service zu enden. Die schematische Darstellung erleichtert das Aufspüren von Schwachstellen im Prozess. Im vorliegenden Fall könnte es ein Fehler sein, dass die Produktentwicklung nur in der F&E-Abteilung beginnt. Die frühzeitige Einbindung aller Abteilungen in die Produktentwicklung wäre dann eine konsequente Änderung des Prozesses.

Der intensive Wettbewerb verlangt nach flexibleren, kundenorientierten Strukturen einer flacheren, schlanken Organisation. Im Mittelpunkt stehen die an den Kunden ausgerichteten, abteilungsübergreifenden Geschäftsprozesse.

Ein Geschäftsprozess ist eine integrierte Gesamtheit von Tätigkeiten, die einen bestimmten Output zum Ergebnis hat.

Beispiele für Geschäftsprozesse sind:

  • Produktentwicklung,
  • Auftragsabwicklung,
  • Entwicklung eines Marketingplans,
  • Bearbeitung einer Reklamation,
  • Angebotserstellung usw.

Prozesse haben zwei wesentliche Charakteristika:

  • Sie haben Kunden und sind entsprechend deren Bedürfnissen auszurichten. Diese Kunden können entweder interne Kunden oder externe Kunden sein.
  • Sie sind abteilungsübergreifend und in der traditionellen, nach Funktionen gegliederten Unternehmung nicht ausreichend berücksichtigt.

Im Mittelpunkt von Reengineering stehen diese Geschäftsprozesse. Reengineering ist ein funktionsübergreifendes Überdenken aller Tätigkeiten, aller Prozesse im Unternehmen, mit dem Ziel diese zu reorganisieren und damit schneller, effizienter und besser durchführen zu können. Im Vordergrund steht die Frage: "Wenn wir eine neue Unternehmung wären, wie würden wir die Geschäftsprozesse gestalten, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und die Zufriedenheit unserer Kunden in einem Ausmaße zu erhöhen, das weit über dem der Konkurrenten liegt?"

5 Vorgehensweise

Identifikation der Prozesse

Legende:

In einer Matrix werden die Prozesse charakterisiert in bezug auf ihren Einfluss auf Kosten, Zeit und Qualität sowie die schnelle Umsetzbarkeit einer Verbesserung.

Reengineering beginnt mit einem radikalen Überdenken der Organisationsstruktur. Es empfiehlt sich eine Vorgehensweise in folgenden fünf Schritten:

  • Formulierung eines Reengineering-Zieles,
  • Bestellung eines "Prozesseigners",
  • Identifikation der kritischen Prozesse,
  • Messen der bestehenden Prozesse,
  • Redesign der Prozesse.

5.1 Formulierung eines Zieles

Typische Ziele von Reengineering-Projekten sind Kostenreduktion, Reduktion der Durchlaufzeiten und Verbesserung der Qualität. An jeder Schnittstelle zwischen Abteilungen entstehen leicht Verzögerungen, Kosten und Fehler. Deshalb ist es häufig notwendig, Prozesse neu zu definieren und die Probleme an den Schnittstellen zu vermeiden oder zu minimieren. In einem Reengineering-Projekt ist es wesent...

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