Zusammenfassung

 
Begriff

Preisabweichungen sind Differenzen zwischen Ist- und Plan- bzw. Sollkosten, die sich durch Änderungen der Preise für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe ergeben, d. h. durch ein gegenüber der Planung geändertes Preis- bzw. Lohnniveau.

1 Ermittlung der Preisabweichung

Die Aufgabe der Kostenkontrolle wird durch die flexible Plankostenrechnung in der Weise erfüllt, dass den Istkosten einer Abrechnungsperiode Plan- oder Sollkosten gegenübergestellt und die so errechneten Kostenabweichungen analysiert, d. h. auf ihre Ursachen zurückgeführt werden. Um erkennen zu können, welche Ursachen zur Entstehung der Abweichung zwischen Sollkosten und Istkosten geführt haben, ist es erforderlich, Einzelabweichungen (oder Teilabweichungen) zu ermitteln, d. h. zu eruieren, auf welche Kostenbestimmungsfaktoren die Abweichungen im Einzelnen zurückzuführen sind. Zu den in der Praxis meist anfallenden Einzelabweichungen zählen Preisabweichungen, die sich durch Änderung des Kostenbestimmungsfaktors "Faktorpreis" (Materialpreise, Löhne, …) ergeben. Dieser Effekt gestiegener oder gefallener Beschaffungspreise wird durch Multiplikation der gegenüber der Planvorgabe eingetretenen Preisänderung mit der Planmenge errechnet.

2 Aufspaltung der Gesamtabweichung

Bei der Aufspaltung der Gesamtabweichungen in Teilabweichungen treten in der Regel Zurechnungsprobleme auf, die darauf zurückzuführen sind, dass zwischen den einzelnen Kostenbestimmungsfaktoren häufig funktionale Beziehungen bestehen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch häufig von "Abweichungs-Interdependenz", die ihren Ausdruck darin findet, dass die Gesamtabweichung neben der Preisabweichung und der Verbrauchsabweichung noch aus der gemischten Abweichung bzw. Abweichung 2. Ordnung besteht, die durch die Änderung beider Einflussgrößen gemeinsam entsteht.[1] Eine verursachungsgerechte Zurechnung zu Änderungen einer der beiden Einflussgrößen ist nur dann möglich, wenn es keine gemischte Abweichung gibt; hat sich allerdings nur eine einzige Einflussgröße geändert, ist das Problem der Aufspaltung ohnedies obsolet.

Abb. 1: Preisabweichung im Rahmen der Abweichungsaufspaltung

Dieses Vorgehen der Abweichungsberechnung, das als differenzierte Methode bezeichnet wird, rechnet die Abweichungen höherer Ordnung keiner Abweichung zu, sondern weist sie gesondert aus (vgl. Abb. 1). Somit enthält die Preisabweichung keine gemischten Abweichungen.

Für die Entscheidungsfunktion der Abweichungsanalyse ist es wesentlich, dass keine Einzelabweichungen unter den Tisch fallen, sondern dass sämtliche Informationen verwertet werden. Es soll außerdem gewährleistet sein, dass es zu einer gleichmäßigen Berechnung der Einzelabweichungen kommt, andernfalls würden Informationen nicht mehr vergleichbar sein. Für das Ziel der Verhaltenssteuerung kann nur eine Berechnungsmethode von Abweichungen erfolgreich sein, deren Ergebnisse für die verantwortlichen Mitarbeiter sowohl nachvollziehbar als auch (a priori) akzeptabel sind.

[1] Falls mehr als zwei Einflussgrößen multiplikativ verknüpft sind, ergeben sich auch mehr solcher gemischten Abweichungen.

3 Erfassung und Verrechnung von Preisabweichungen auf Basis von Verrechnungspreisen

Um die innerbetriebliche Kostenkontrolle von störenden Preisschwankungen der Beschaffungsmärkte freizuhalten und geplante relevante Kosten bestimmen zu können, werden im System der flexiblen Plankostenrechnung die von außen bezogenen Produktionsfaktoren mit geplanten Verrechnungspreisen bewertet.[1] Die Preisabweichungen ergeben sich dann durch folgende Rechnung:[2]

 
  Istmenge × Planpreis  
Istmenge × Istpreis  
= Preisabweichung  

Die Weiterverrechnung der Kosten mit Planpreisen erfolgt vor allem für Werkstoffe und Arbeitsleistungen, d. h. für solche Produktionsfaktoren, die

  • ein fest umrissenes Mengengerüst haben (das ist z. B. bei Dienstleistungen nicht der Fall),
  • regelmäßig in größeren Mengen bezogen werden (das trifft z. B. für Güter des Anlagevermögens nicht zu),
  • so bedeutsam sind, dass durchschlagende Preisschwankungen die innerbetriebliche Kostenkontrolle beeinträchtigen würden.

Die Verwendung geplanter Verrechnungspreise führt dann dazu, dass in einer Plankostenrechnung laufend Preisabweichungen, d. h. Differenzen aus Ist- und Planpreisen, entstehen.

[1] In der Praxis lässt sich diese Forderung meist nicht vollständig erfüllen, da es in der Regel Produktionsfaktoren gibt, für die es nicht möglich oder nicht wirtschaftlich ist, sie in das Planpreissystem einzubeziehen.
[2] Bei dieser in der Praxis verbreiteten Methode ist die gemischte Abweichung in der Preisabweichung enthalten.

4 Auswirkungen des Zeitpunkts der Erfassung von Abweichungen

Organisatorisch bestehen für den Zeitpunkt der Erfassung von Preisabweichungen zwei Möglichkeiten, die Erfassung beim Zugang oder beim Abgang. Im ersten Fall werden sie sofort beim Zugang abgespaltet, sodass die Lagerbestände zu Planpreisen geführt werden. Bei der Erfassung beim Abgang der Inputfaktoren (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) aus dem Lager werden die Lagerbestände noch zu Istpreisen geführt. Abgesehen von Unterschieden in der Durchführung der Abweichungsermittlung ist ein Aspekt von Interesse: Die beiden Methoden führen zu einem zeitlich verscho...

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