Outsourcing wird in vielen Entscheidungssituationen als sehr sensibler Vorgang bezeichnet. Die subjektiven Barrieren, die dadurch aufgebaut werden, sind nicht gerechtfertigt. Viele Unternehmen haben bereits, ohne es so zu bezeichnen, bestimmte Aufgaben "outgesourct". Typisch dafür ist die verlängerte Werkbank, die in der Produktion Entlastung und Kostenvorteile schafft, oder die Lohnabrechnung, die der Steuerberater durchführt. Solche Vorgänge werden nicht automatisch zum Outsourcing gezählt, weil sie problemlos und erfolgreich sind. Um ein Outsourcing-Projekt beurteilen zu können, muss man die Geheimnisse der erfolgreichen Konzepte kennen.

2.1 Konzentration auf die Kernkompetenz

Als wichtigster Vorteil für das Outsourcing wird von den Anbietern der Leistungen immer wieder genannt, dass sich das Unternehmen auf seine Kernkompetenz konzentrieren und damit seinen Erfolg steigern kann. Es ist sicher richtig, dass der Einsatz der begrenzten Mittel an Geld, Zeit und Mitarbeitern im eigentlichen Geschäft gewinnbringender eingesetzt wird als bei der Klärung von Randproblemen.

 

Bereits bei der Gründung richtig handeln!

Die richtige Geschäftsidee führte zur Gründung eines Produktionsunternehmens, das qualitativ hochwertige Bauteile für die Autoindustrie herstellte. Das Know-how des Gründers lag in der Fertigung und in den Kontakten zu Kunden. Für diese Kunden war die zuverlässige Belieferung mit den Produkten eine Voraussetzung für eine Zusammenarbeit. Der Unternehmer stand also vor der Aufgabe, entweder die Logistik mit eigenen Mitteln, eigener Managementleistung und zusätzlichen Mitarbeitern auszubauen oder ein bewährtes Logistikunternehmen mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Entscheidung fiel zugunsten des Outsourcing der Logistikaufgabe. Durch die bekannte Qualität des Dienstleisters konnten nicht nur die Kunden hinsichtlich der Lieferqualität beruhigt werden. Der Unternehmer konnte sich selbst vollständig auf seine Kernkompetenz, die Fertigung und die Kontaktpflege, konzentrieren.

Damit wird der Vorteil des Outsourcing erkennbar: Die Randaufgaben werden an Unternehmen übergeben, deren Kernkompetenz in der Ausführung eben dieser Aufgaben liegt. Dadurch können auch dort Vorteile generiert werden, die zu einem Erfolg führen.

Abb. 1: Outsourcing einer Randaufgabe an Dienstleister

Leider wird beim potenziellen Auftraggeber eine wichtige Kontrolle oft nicht durchgeführt. Der verantwortliche Entscheider muss feststellen, ob die intensivere Beschäftigung mit der eigenen Kernkompetenz seines Unternehmens überhaupt noch Potenzial freisetzen kann. Ist das nicht der Fall, bringt die Auslagerung zumindest mit dieser Begründung keine Vorteile. Vielmehr müssten Kapazitäten, die bisher im auszulagernden Aufgabenbereich gebunden waren, abgebaut werden. Kleine und mittlere Unternehmen verfügen aber in der Regel noch über einen ausbaufähigen Marktanteil, sodass die Suche nach Potenzial in der Regel positiv ausfallen dürfte.

Im Umkehrschluss des wichtigen Erfolgsparameters Kernkompetenz bedeutet dies aber auch, dass ein Unternehmen auf keinen Fall eine Aufgabe auslagern darf, die zur Kernkompetenz gehört. Denn dabei würde nicht nur das zum Überleben notwendige Know-how verloren gehen, vielmehr entgeht dem Unternehmen der Erfolg, der sich durch die Beschäftigung mit seinem Unternehmenszweck einstellen soll. Daher ist es unumgänglich, dass als erste Prüfung festgestellt wird, ob die zur Diskussion stehende Aufgabe zur Kernkompetenz des Unternehmens gehört oder einen Randbereich darstellt.

Kernkompetenz oder Randbereiche sicher identifizieren

Leider kann diese Frage nicht immer ohne Zweifel beantwortet werden. Auch Bereiche, die zunächst als Randbereiche auftauchen, können ein Teil der Kernkompetenz sein. Das gilt z. B. für den Buchhändler, dessen Kompetenz in der Auswahl des Angebotes liegen sollte. Wird jedoch ein eigener Internetshop für den Vertrieb genutzt, ist auch die IT zumindest in Teilen ganz eng mit der Kernkompetenz verbunden. Die folgende Checkliste hilft dabei, die Aufgabe mit Kernkompetenz zu erkennen.

 
Prüfkriterium Trifft zu? Trifft nicht zu?
Die auszulagernde Aufgabe wird in Ihrem Unternehmen besonders gut erledigt?    
Die Aufgabe wird vom Management mit großem Aufwand betreut?    
Die Aufgabe bindet mehr als 20 % der Managementkapazität?    
Bei den Mitbewerbern spielt die Aufgabe eine wichtige Rolle?    
Bei Ihren Mitbewerbern ist diese Aufgabe besser gelöst als in Ihrem Unternehmen?    
Die Aufgabe muss ständig ausgeführt werden, Unterbrechungen haben großen Einfluss auf den Kernbereich des Unternehmens?    
Wenn es die in der Aufgabe vorhandenen Abläufe nicht gäbe, könnte Ihr Produkt nicht hergestellt oder Ihre Leistung nicht geschaffen werden?    
Die Art und Weise der Ausführung der Aufgabe (z. B. genutzte Technik) hat sich in den letzten Jahren in Ihrem Unternehmen permanent verändert?    
Wenn sich die Art und Weise der Ausführung der Aufgabe in den nächsten Jahren nicht verändert, wird das negative Auswirkungen auf die eigentliche unternehmerische Tätigkeit h...

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