Opportunitätskosten sind vielschichtig. Grundsätzlich handelt es sich dabei um einen Vorteil, der nicht realisiert wird. Das kann der Gewinn sein, auf den verzichtet wird, weil die Maschine für die Herstellung von Produkten nicht gekauft wird. Bei Finanzierungsentscheidungen bestehen die Opportunitätskosten häufig aus entgangenen Zinsen der Anlagemöglichkeit. Möglich ist jedoch auch die Berechnung von nicht erzielten Kostenvorteilen.

Ansatz über Deckungsbeiträge

Weit verbreitet ist der Ansatz entgangener Deckungsbeiträge als Opportunitätskosten. Die Entscheidung für die Herstellung eines Produkts verdrängt im Engpass (z. B. ein Verpackungsautomat) andere Produkte, die für das Unternehmen einen Deckungsbeitrag erwirtschaftet hätten. Dieser muss geringer sein als der Deckungsbeitrag, der von dem nun gefertigten Produkt erwirtschaftet wird. Das sollte die Berechnung der Vorteilhaftigkeit verschiedener Programmvarianten ergeben haben. Die Berechnung der Opportunitätskosten zeigt, wie viel die Entscheidung für die gewählte Alternative kostet.

Im Fall der kalkulatorischen Kosten, die einen alternativen Einsatz von Produktionsfaktoren bewerten, werden die Opportunitätskosten als entgangene Einnahmen oder Erlöse für eine alternative Verwendung berechnet. Die Höhe dieser Kosten hängt stark ab von der Einschätzung des Kostenrechners. Wie hoch sind die am Markt wirklich zu erzielenden Zinsen? Was ist ein gerechter Unternehmerlohn?

Opportunitätskosten in der Wirtschaftlichkeitsrechnung

In der Wirtschaftlichkeitsrechnung wird die Vorteilhaftigkeit von Verhaltensalternativen ermittelt. Gleichgültig ob es sich um Investitionsentscheidungen oder andere Inhalte handelt, immer steht am Ende der Berechnung ein Ergebnis jeder Alternative fest. Mit nur wenigen Ausnahmen können die Möglichkeiten mit negativen Ergebnissen sofort ausgeschlossen werden. Von den positiven Alternativen werden alle verwirklicht, solange noch die entsprechenden Mittel (Kapital, Kapazitäten etc.) vorhanden sind. Diese Vorgehensweise führt bei teilbaren Alternativen relativ einfach zum Ergebnis. Problematisch wird es jedoch, wenn die Möglichkeiten jeweils nur ganz oder gar nicht durchgeführt werden können.

In solchen Fällen kann die Berücksichtigung von Opportunitätskosten ein Weg sein, die Entscheidung zu bestimmen.

 
Praxis-Beispiel

Opportunitätskosten in der Wirtschaftlichkeitsrechnung

Als Beispiel sei die Entscheidung zwischen zwei Maschinen dargestellt. Nur eine der Investitionen kann verwirklicht werden, weil der Platz in den Fertigungshallen begrenzt ist. Maschine A kostet 500.000 EUR und lässt ein Ergebnis von jährlich 50.000 EUR erwarten. Maschine B kostet 300.000 EUR und bringt einen Gewinn von 45.000 EUR pro Jahr. Die Entscheidung müsste für Maschine A fallen, da diese den absolut höheren Gewinn erbringt. Für jede der Alternativen existiert jedoch die Möglichkeit, das Kapital auch bei der Bank anzulegen und damit jährlich 8 % Zinsen zu erwirtschaften. Diese müssen als Opportunitätskosten berücksichtigt werden.

 
Maschine Kapital EUR Gewinn pro Jahr EUR Opportunitätskosten Vorteil nach Berücksichtigung
A 500.000 50.000 40.000 10.000
B 300.000 45.000 24.000 21.000

Tab. 1:  Gegenüberstellung der Opportunitätskosten

Nach Berücksichtigung der Opportunitätskosten zeigt sich, dass die Maschine B die bessere Alternative ist. Da diese nur 300.000 EUR des Kapitals verbraucht, muss sie auch nur Opportunitätskosten in Höhe von 24.000 EUR (8 % des Kapitals) tragen. Klar wird diese Entscheidung, wenn die restlichen 200.000 EUR angelegt und der Zins als Vorteil mit zur Maschine B gerechnet wird.

 
Praxis-Tipp

Durch Opportunitätskosten Ergebnisse erklären und bestätigen

Es zeigt sich, dass die Opportunitätskosten nur ein Weg sind, um die Vorteile mehrerer Alternativen aufzuzeigen. Welchen Weg Sie wählen, bleibt Ihnen überlassen. Die Praxis nutzt die Opportunitätskosten häufig zur Bestätigung und Erklärung von Ergebnissen.

Opportunitätskosten und kalkulatorische Kosten

Die kalkulatorischen Kosten im Rahmen der Vollkostenrechnung haben den Charakter von Opportunitätskosten. Sie werden in der Kostenrechnung benutzt, um Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Unternehmen oder Teilbereichen zu erzeugen und um eine mögliche andere Nutzung von Faktoren zu bewerten. Der kalkulatorische Zinssatz z. B. wird angesetzt, um vorhandenes Eigenkapital mit Fremdkapital gleichzusetzen. Die Berücksichtigung dieser kalkulatorischen Kostenart führt dazu, dass die Belastung von Kostenstellen und Kostenträgern mit Zinsen unabhängig von der Finanzstruktur des Unternehmens ist.

Das gilt auch für den kalkulatorischen Unternehmerlohn. Auch hier wird der alternative Einsatz der Faktoren, in diesem Fall die Arbeitskraft des Unternehmers, bewertet. Die Produkte müssen diese Opportunitätskosten in ihrer Kalkulation tragen. Die kalkulatorische Miete ersetzt teilweise die sonstigen Gebäudekosten wie z. B. die Abschreibung. Sie enthält auch fiktive Gewinne, die ein Vermieter erzielen würde. Damit sind diese Opp...

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