Aktuelle Anteilseigner

Die Veröffentlichung von Rechnungslegungsdaten erbringt gegenüber den aktuellen Anteilseignern keine Veränderung, da diese ohnehin in Abhängigkeit von der konkreten Rechtsform mehr oder weniger stark gesetzlich zugesicherte Einblicksrechte in die Unternehmensdaten haben. Spätestens zur Gesellschafterversammlung, auf der der Beschluss über die Gewinnverteilung zu treffen ist, müssen die Daten des Jahresabschlusses der vergangenen Rechnungsperiode verfügbar sein.

Potenzielle Anteilseigner

Für potenzielle Anteilseigner gibt es derartige Einblicksmöglichkeiten nicht, diese sind auf die extern veröffentlichten Rechnungslegungsdaten angewiesen. War bei Einführung der elektronischen Offenlegungspflicht noch davon ausgegangen worden, dass Angesichts der Volumina, die in deutschen Privat-Equity-Fonds lagerten, die abrufbaren Jahresabschlüsse und Lageberichte gezielt und mit professionellen Analyseinstrumenten auf lukrative Anlagemöglichkeiten hin durchsucht werden, kam durch die Finanzmarktkrise ein jäher Einbruch dieser Anlageidee. Zusammen mit den eher negativen Erfahrungen am Mittelstandsanleihemarkt wagen sich die Anleger in der Niedrigzinsphase zunächst erst wieder sehr zögerlich, aktuell deutlich intensiver in diesen Markt.

Allerdings könnten die im Bundesanzeiger verfügbaren Daten genutzt werden, um bei interessanten Objekten den (Alt-)Anteilseignern häufiger Angebote zum Erwerb von Beteiligungen zu unterbreiten. Dies könnte zu einer erhöhten Fluktuation der Anteilseigner führen und somit im Anschluss an den Eigentümerwechsel oder aber auch in dessen Vorfeld zur Abwendung eines solchen Ereignisses die Wertorientierung auch in mittelgroßen Gesellschaften noch stärker verbreiten.

Mehr Transparenz auf dem Beteiligungsmarkt

Insgesamt wird der Markt für Beteiligungen außerhalb des Aktienmarktsegments transparenter. Damit dürfte es leichter sein, Eigenkapitalanteile zu verkaufen. Zudem ist zu erwarten, dass dank der besseren Informationsbasis die Volatilität der Marktpreise für diese Anteile und damit der Risikoaufschlag beim Kapitalisierungszins geringer werden. Dies dürfte insgesamt die Preise für Eigenkapital steigen lassen, da das Kurs-(Preis-)Gewinn-Verhältnis in dieser Konstellation einen höheren Wert annimmt.

Neben dieser rein externen Änderung der Unternehmenseinschätzung durch die Modifikation der Bewertungsmodelle kann es aber auch zu intern getriebenen Veränderungen der Unternehmenswerte kommen. Durch die breitere Basis der vorliegenden Vergleichszahlen anderer Unternehmen der Branche können die Gewinnziele realistischer formuliert und erfolgsabhängige Entlohnungskomponenten für die (angestellten) Manager besser berechnet werden. Darüber hinaus kommen die noch im Zusammenhang mit den Konkurrenten zu diskutierenden Auswirkungen einer breiteren Offenlegung von Rechnungslegungsdaten und die daraus möglicherweise zu initiierenden operativen Maßnahmen in Betracht.

Ob diese Entwicklung eher positiv wirkt, weil verkrustete Strukturen aufbrechen, oder negativ, weil es ggf. zu einer zu kurzfristigen Gewinnorientierung kommt, hängt von der konkreten Situation des Unternehmens, des Managements und seiner Anteilseigner ab.

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