Weber/Sandt haben im Rahmen einer wissenschaftlichen empirischen Studie ausführlich den Status Quo der Kennzahlenpraxis in deutschen Unternehmen erhoben.[1] Bezüglich Art und Umfang der zur Verfügung stehenden Kennzahlen ergab sich dabei folgendes Bild: 55 % der befragten Manager verfügen über mehr als 10 Finanzkennzahlen. Bei den Bereichen Markt/Kunde, Prozesse, Mitarbeiter und Innovation mit überwiegend nicht-finanziellen Kennzahlen ist die Situation dagegen weniger stark ausgeprägt. Rund 50 Prozent der Manager haben dort jeweils weniger als 5 Kennzahlen zur Verfügung. Bei den Innovationskennzahlen beträgt der Anteil der Manager mit weniger als fünf Kennzahlen sogar 72 % (vgl. Abb. 2). Diese Ergebnisse verdeutlichen die noch immer vorherrschende Dominanz von Finanzkennzahlen in der Unternehmenssteuerung.[2]

Abb. 2: Verfügbarkeit von Kennzahlen nach Zielorientierung[3]

Die vorherrschende Dominanz von Finanzkennzahlen in der Unternehmenssteuerung bestätigt auch die KPI-Studie 2013 der Unternehmensberatung Horváth & Partners. Die große Mehrheit der in den Kennzahlensystemen verwendeten Kennzahlen (70 %) sind finanzspezifisch. Nicht-finanzielle bzw. externe Kennzahlen, welche tendenziell eine frühere Erkennung von Abweichungen ermöglichen, machen nur ein knappes Drittel der eingesetzten Kennzahlen aus. Dieser Anteil sollte zukünftig erhöht werden, um die Steuerungsfähigkeit der Unternehmen zu verbessern. Im Durchschnitt nutzen die befragten Unternehmen 12 Kennzahlen auf Unternehmensebene.[4]

Entscheidend für die Relevanz von Kennzahlen für die Unternehmensführung ist deren Berichterstattung in ausreichend kurzen Abständen. Kennzahlen, die bspw. nur einmal im Jahr erhoben werden, sind für die Steuerung eines Unternehmens in der Regel eher ungeeignet. Ergebnisse des WHU Controller Panels zeigen, dass im Rahmen der standardisierten unternehmensinternen Berichterstattung Finanzkennzahlen den befragten Managern in der Regel monatlich zur Verfügung gestellt werden. Markt-, kunden- und prozessorientierte Kennzahlen werden durchschnittlich eher quartalsweise, innovations- und mitarbeiterorientierte Kennzahlen eher halbjährlich an die befragten Manager berichtet.[5]

Abb. 3: Zyklus der standardisierten Berichterstattung verschiedener Kennzahlenkategorien[6]

[1] Vgl. Weber/Sandt, 2005, S. 379–404.
[2] Vgl. Weber/Sandt, 2005, S. 384 f.
[3] Quelle: Weber/Sandt, 2005, S. 384.
[4] Horváth & Partners, 2013, S. 10.
[5] Weber/Schäffer, 2020, S. 180 f.
[6] Weber/Schäffer 2020, S. 180.

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