"Nichts ist so beständig wie der Wandel." Dieses Zitat des griechischen Philosophen Heraklit hat bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren. Die Welt verändert sich in immer schnellerem Maße. Die Wirtschaft und die in ihr agierenden Unternehmen sind Treiber, aber auch Opfer dieses beständigen Wandels. Geschäftsmodelle, die einst großen Erfolg versprachen, können zukünftig überholt sein. Solchen Befürchtungen schließen sich auch viele Autoren im Industrie-4.0-Kontext an: Eine ständige Anpassung oder Ergänzung neuer Geschäftsmodelle sei vonnöten, um auch langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Um zu beantworten, was das genau heißt, werden nachfolgend folgende Fragen adressiert:

  • Was macht ein neues Geschäftsmodell aus bzw. aus welchen Elementen besteht es?
  • Wie könnten neue Geschäftsmodelle in der Industrie 4.0 aussehen?

Es gibt in der Literatur mehrere Konzepte zur Beschreibung von Geschäftsmodellen. Am bekanntesten ist jedoch das Konzept von Osterwalder et al., in dem das Geschäftsmodell idealtypisch in neun Teilaspekten beschrieben wird (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Geschäftsmodellelemente[1]

Nutzen- bzw. Wertangebot im Zentrum des Geschäftsmodells

Diese sehen das Nutzen- bzw. Wertangebot für die Kunden im Zentrum des Geschäftsmodells. Darum gruppieren sich auf Unternehmensseite Schlüsselressourcen, -aktivitäten und -partner sowie die Kostenstruktur und auf der Marktseite Kundenbeziehungen, Kommunikations- und Distributionskanäle, bearbeitete Kundensegmente und mögliche Einnahmequellen.

Generell sind den Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle in der Industrie 4.0 so gut wie keine Grenzen gesetzt. Dennoch lassen sich bereits heute gemeinsame Charakteristika der Unternehmen der Zukunft herausarbeiten. Die Geschäftsmodelle in der Industrie 4.0 werden – aller Voraussicht nach – primär auf individuelle und sich ständig ändernde Kundenwünsche fokussiert sein.[2] Das Nutzen- beziehungsweise Wertangebot gegenüber dem Kunden wird auch in der Industrie 4.0 den Kern eines jeden Geschäftsmodells bilden, seine zentrale Bedeutung wird sogar noch weiter zunehmen. Der Reichtum an aktuellem und relevantem Datenmaterial ermöglicht aber eine völlig neue Dimension der Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen. Ein hoher vom Kunden wahrgenommener Wert wird somit die Basis der Industrie 4.0 darstellen. Auch in Zukunft wird es möglich sein, sich über einen niedrigen Preis am Markt zu etablieren. Durch eine höhere Ressourceneffizienz in den produzierenden Unternehmen wird diese Form der Differenzierung allerdings nach und nach an Bedeutung verlieren. Eine ressourceneffiziente Produktion wird im Rahmen von Industrie 4.0 kaum noch eine hinreichende, sondern vielmehr eine notwendige Bedingung dafür sein, international wettbewerbsfähig zu bleiben.[3]

Hohe Qualifikation als Schlüsselressource

Als Schlüsselressourcen werden aktuelle und präzise Informationssets an Bedeutung gewinnen. Um diese zu analysieren, sind hoch qualifizierte Fachkräfte insbesondere aus dem Bereich IT erforderlich.[4] Bereits am Markt etablierte Unternehmen dürfen sich nicht alleine auf ihr bestehendes Wissen und die Erfahrungen verlassen, die sie im Laufe der Jahre durch ständigen Kontakt mit dem Kunden gewonnen haben. Die Geschäftsmodelle der Zukunft im Rahmen von Industrie 4.0 sind vielmehr auf eine zukunftsgewandte Form der Datenbeschaffung ausgelegt.

Schlüsselpartner aus dem Supply Network

Dies hat durchaus auch Auswirkungen auf die Schlüsselpartner industrieller Unternehmen. Durch eine frühzeitige Kundenintegration mit verstärkter Kommunikation, aber auch durch eine starke Vernetzung mit Geschäftspartnern – statt von einer Supply Chain wird zukünftig wohl vom Supply Network gesprochen[5] – lässt sich in einem ersten Schritt eine große Fülle an Informationen bzw.Daten gewinnen. Galt es bisher, sich primär um direkte und traditionelle Partner wie Lieferanten zu kümmern, so werden aufgrund der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der damit verbundenen steigenden Bedeutung von sekundären Kundendaten bisher branchenfremde Akteure wichtiger. In einem weiteren Schritt sind die gewonnenen Daten natürlich auch zu analysieren, entsprechend sollten die dafür notwendigen Kompetenzen aufgebaut bzw. Partnerschaften (z. B.zu IT-Akteuren) geknüpft werden.[6]

Schlüsselaktivitäten bei der Big-Data-Nutzung

Mögliche Schlüsselaktivitäten für neue und disruptive Geschäftsmodelle werden sich neben verstärkten Bemühungen in F&E[7] stark an den Bereichen der Business Analytics und des Data-Minings orientieren. Zum einen benötigen Unternehmen neue Kompetenzen, um die Komplexität der zuvor erworbenen Datenmengen zu bewältigen, was mit konventionellen Methoden kaum möglich ist.[8]

Um bei steigender Flexibilität in der Produktion dennoch preiswert produzieren zu können, ist es notwendig, die interne Kostenstruktur nach und nach anzupassen. Die wertorientierten Geschäftsmodelle der Zukunft erfordern einen größeren Anteil an variablen Kosten, um auf kurzfristige Änderungen in den Markt...

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