Zusammenfassung

 
Überblick

Industrie 4.0 ist kein definierter Endzustand in einem Unternehmen und der Nutzen ist branchen- und unternehmensspezifisch unterschiedlich. Grundsätzlich soll Industrie 4.0 zu mehr Effizienz (Kosten/Stück), mehr Flexibilität (kundenindividuelle Produkte/Leistungen "ohne" Mehrkosten) und zu neuen Geschäftsmodellen (Internet) führen.

Jedes Unternehmen benötigt daher seinen eigenen Pfad zu Industrie 4.0, der zu seinen Möglichkeiten und Notwendigkeiten passt. Bei der strategischen Ausrichtung und der Ansteuerung der Umsetzung/Zielerreichung kann das Controlling seinen Beitrag liefern.

Allgemein unterstützen zwei Strategien die "Industrie-4.0-Reife": Erstens, die Ausrichtung der Produktion und des Unternehmens auf Lean Production bzw. Lean Management. Zweitens, die Digitalisierung des Unternehmens in allen Bereichen, auch in den Köpfen des Managements und der Mitarbeiter. Beide sollten vom Controlling unterstützt werden.

Zusätzlich bringen neue (digitalisierte) Geschäftsmodelle (zusätzliche) zukünftige Erträge und Ergebnisse. Sie sind daher im Fokus der Unternehmensführung und sollten vom Controlling als Business Partner im strategischen Prozess begleitet werden.

1 Schon angekommen bei Industrie 4.0?

1.1 Produktion wieder im Fokus

Industrie 4.0 ist ein – seit 2011 im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesrepublik Deutschland ausgesprochenes – Label für die eigentlich seit Jahrzehnten stattfindende fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung in (Produktions-)Unternehmen. Und die Marke wirkt: die Produktion steht wieder im Fokus. Unabhängig von dieser aktuellen Aufmerksamkeit geht der technisch-organisatorische Fortschritt unaufhaltsam weiter, angetrieben durch die technologische (Weiter-)Entwicklung und den globalisierten Wettbewerb. Und wie bisher passiert das in den verschiedenen Branchen und Regionen unterschiedlich schnell und intensiv.

Dreifacher Nutzen von Industrie 4.0

Industrieorientierte Länder versuchen daher, durch Förderung dieser Entwicklung ihre Unternehmen und ihre Wirtschaft im globalen Wettbewerb zu stärken. Denn der erwartete Nutzen durch Industrie 4.0 ist ein dreifacher: erstens, der Effizienzgewinn (Kosten/Produkt); zweitens, die Individualisierung der Produkte bei einer vergleichbaren Effizienz wie in einer (Großserien-)Produktion; drittens, die Entstehung neuer Geschäftsmodelle (Service Engineering) mit neuen Umsätzen und/oder höheren Rentabilitäten/Margen. In Deutschland werden die Potentiale auf volkswirtschaftlicher Ebene mit einem Wachstumspotenzial von 153,5 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren bewertet.[1]

Begriffe und Definitionen

Allerdings ist der Begriff Industrie 4.0 noch nicht allgemeingültig definiert. Als wesentliche Bestandteile von Industrie 4.0 werden die technische Integration von Cyberphysischen Systemen in Produktion und Logistik, deren Vernetzung über das Internet der Dinge und Dienste, sowie die Implikationen auf Wertschöpfung, Geschäftsmodelle, Arbeitsorganisation und nachgelagerte Dienstleistungen bezeichnet.[2] Konkreter und weit verbreitet ist die Definition der Plattform Industrie 4.0, für die der Begriff synonym für die vierte industrielle Revolution steht, "einer neuen Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von Produkten. […] Basis ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen in Echtzeit durch Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen […]. Durch die Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entstehen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie bspw. Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen."[3]

[1] Vgl. BMWi, 2015, S. 7. Bauer et al. 2014, S. 36, die einen jährlichen Anstieg der Bruttowertschöpfung von 1,7 %, insgesamt ca. 79 Mia. Euro bis 2025 für Deutschland prognostizieren.
[2] Vgl. Promotorengruppe Kommunikation der Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft, 2013, S. 18.
[3] Plattform Industrie 4.0, 2014, S. 1.

2 Controller als Umsetzungsberater

Defizite in der Praxis

Trotz vorhandener Definitionen zeigen aktuelle Studien, dass zu Industrie 4.0 noch immer ein hoher Informationsbedarf besteht. Nur ein Teil der Unternehmen hat bereits eine explizite Industrie 4.0-Strategie oder baut gar Industrie 4.0-Fähigkeiten systematisch auf.[1] Defizite gibt es vor allem im Grad der Digitalisierung der vertikalen (unternehmenseigenen) Wertschöpfung und der horizontalen Wertschöpfungsketten (zwischen Unternehmen der Supply Chain). Zusätzlich verursacht die mangelnde Industrie 4.0-Tauglichkeit der bestehenden Produktionsinfrastrukturstellen hohe Investitionskosten. Und es fehlen Transparenz bzw. Quantifizierbarkeit der Nutzen von Industrie 4.0, es mangelt an organisatorischer Veränderungsfähigkeit in den Unternehmen und es gibt (IT-)Sicherheitsbedenken bei der Implementierung.

Die strategische Rolle des Controllings

Bei der strategischen Ausrichtung und der Ansteuerung der Umsetzung/Zielerreichung kann das Controlling als Business Partner eine wichtige Auf...

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