Notwendige Voraussetzung vor einer Digitalisierung

Der Begriff Lean Production bzw. in Folge Lean Management basiert auf der Forschung über die Zukunft der Automobilindustrie in den späten 1980er Jahren am MIT/USA mit dem damals noch "unbekannten" und bedrohlichen Toyota Produktionssystem als Ausgangspunkt. Durch den effizienten Einsatz der Produktionsfaktoren, der Planung und der Organisation in allen Unternehmensaktivitäten soll das Ziel einer optimierten Produktivität der Produktion und einer optimierten Qualität der Produkte erreicht werden. Dazu soll nicht nur die Produktion, sondern vielmehr der gesamte Wertschöpfungsprozess so schlank und flexibel wie möglich eingerichtet werden, beispielsweise durch systematisch verkürzte Durchlaufzeiten, Abbau nicht benötigter Kapazitäten und Lagerbestände, Flexibilisierung der Arbeit, laufende Qualitätskontrollen, Ausschuss- und Verschwendungsvermeidung, sofortige Nacharbeiten. Typische Charakteristiken des Lean Managements sind…:[1]

  • Der Kunde und sein Nutzen, nicht die interne Optimierung stehen im Fokus.
  • Teamarbeit, Vorausdenken und –planen zur Fehlerreduktion/-freiheit („ spart Zeit und Geld für Nachbesserungen) und Aufgabengliederung in kleine und beherrschbare Schritte sind wichtige Arbeitsgrundsätze.[2]
  • Ziele sind die Vereinfachung bzw. die Reduktion von Komplexität und Bürokratie, sowie die Verringerung von Verschwendung (Überproduktion, Wartezeiten, Transport, Bestände, unpassende Bearbeitung, Fehler, unnötige Bewegung); was Verschwendung ist, bestimmt der Kunde, weshalb zum Beispiel ein definierter Lagerbestand für eine notwendige, kurze Lieferzeit keine Verschwendung darstellt.
  • Prozessorientierung und –robustheit ist wesentlich; dafür ist die Dokumentation der Prozesse als Basis für deren Optimierung sinnvoll
  • Alle Aktivitäten im Unternehmen müssen so sichtbar und transparent wie möglich darstellbar sein, damit Abweichungen und Fehler sofort erkennbar sind.
  • Weitere Punkte sind Fließ-Prinzip (One-Piece-Flow, Just-in-Time), Pull-Prinzip (Fertigung im Kundentakt), Kontinuierliche Verbesserung im Unternehmen (Kaizen).

Komplexität reduzieren

Somit hat Lean Production und Industrie 4.0 ein gemeinsames Ziel: die Reduzierung der ständig steigenden Komplexität. Und das ist Voraussetzung für Industrie 4.0, denn schlecht aufeinander abgestimmte und ineffiziente Prozesse digital zu unterstützen, verhindert die Nutzung des vorhandenen Produktivitätspotenzials.[3] "Lean schafft durch Komplexitätsreduzierung, die Verringerung von Verschwendung sowie kontinuierliche Verbesserung unter Einbeziehung der Mitarbeiter die Grundlage. Darauf bauen die (informations-)technischen Lösungen einer Industrie 4.0 auf."[4]

Anforderungen an das Controlling:

Produktionscontrolling ist gefordert

Industrie 4.0 verlangt vom Controlling noch stärker als bisher, die Wertschöpfungsprozesse im Unternehmen zu kennen und zu unterstützen, um die Potentiale im Unternehmen heben zu können. In der Produktion ist es Aufgabe des Produktionscontrollings, die Umsetzung und den Ausbau von Lean Production im Unternehmen durch entsprechende Methoden und Instrumente zu unterstützen. Die starke Kundenorientierung von Lean verlangt neben der Ergebnisorientierung auch eine Steuerung jener Maßnahmen, die zu einer nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswerts führen. Daher darf Produktionscontrolling nicht nur kostenrechnerisch fundiert sein, sondern muss eine entsprechende Zukunftsorientierung aufweisen.[5] Das Produktionscontrolling, welches die Aufgabenbereiche Kapazitätscontrolling (Prozesssicherheit), Durchlaufzeitcontrolling (Prozesssynchronisation), Qualitätscontrolling (Qualität) und Bestandscontrolling (Bestände) umfasst, deckt diese Anforderungen entsprechend ab.[6]

Kennzahlen zu Verschwendung und Sichtbarkeit

Bezüglich der Lean-Charakteristiken Verschwendung und Sichtbarkeit kann mittels Kennzahlen die gewünschte Transparenz in den Prozessen geschaffen werden. Das hilft, Verschwendung zu identifizieren und Abweichungen frühzeitig zu erkennen. Für die klassischen Formen der Verschwendung können die Kennzahlen Overall Equipment Effectivess (OEE) zur Messung der Produktivität einer Anlage, die durchschnittliche Durchlaufzeit, die Kernzeit/Flussgrad für die Ermittlung von nicht wertschöpfenden Zeiten, die Termintreue, die Bestandshöhe, die Lieferfähigkeit, die Ausschussquote/Ausschusskosten und die Reklamationsquote eingesetzt werden.[7]

Lean-Production-Aufgaben für Controller

Durch ein konsequentes Kaizen-Controlling können mit Hilfe der Transparenz im Unternehmen Maßnahmen zur Leistungssteigerung (beispielsweise Steigerung der Produktivität und Lieferperformance oder bessere Ressourcennutzung) ermittelt werden. Dies geschieht überwiegend in Workshops mit den Mitarbeitern im jeweiligen Fertigungssegment. Der Leistungsfortschritt wird vor Ort in der Fertigung mittels visualisiertem Leistungscontrolling (beispielsweise Diagrammen) dargestellt. Hier kann der Produktionscontroller den KVP-Prozess forcieren, Workshops ...

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