Trotz entsprechender Sensibilisierung durch praxisorientierte Literatur, Veranstaltungen, Studien oder die Arbeit von Branchenverbänden stellt für viele Unternehmen der Bereich der Gemeinkosten immer noch eine Grauzone dar. Dabei existiert in vielen Unternehmen eigentlich ein ausreichendes Controlling, um die diversen Gemeinkosten zu erfassen, nur bezüglich ihrer Definition gibt es immer noch unterschiedliche Auffassungen. Während in manchen Unternehmen nur diejenigen Kosten als Gemeinkosten gelten, die einem Kostenträger nicht direkt zurechenbar sind, werden in anderen Unternehmen alle Kosten als Gemeinkosten definiert, die als Ressourcen zum Herstellungsprozess benötigt werden[1].

Abgrenzung des Gemeinkostenspektrums

Im Folgenden sollen Gemeinkosten alle Kosten umfassen, die direkt oder indirekt dem Produktionsprozess zuzuordnen sind, aber nicht die Kernkompetenz des jeweiligen Unternehmens darstellen. Dazu gehören sowohl die Kosten, die einen starken Zusammenhang zum hergestellten Produkt aufweisen, wie beispielsweise Transport-/Logistik-, Energie- oder Abfallkosten, als auch die Kosten, die nur schwer mit dem Produkt in Verbindung gebracht werden können. Hierzu zählen z. B. die Unternehmensversicherungen oder das Mobilfunkaufkommen der Geschäftsführung[2]. Beides sind wichtige Kostenbereiche innerhalb von Unternehmen und werden oft außer Acht gelassen (s. Abb. 1).

Abb. 1: Beispielhafte Warengruppen im Bereich Gemeinkosten

Branchenübergreifend sind ca. 12 % - 20 % des Umsatzes Gemeinkosten

Die meisten Unternehmen wissen sehr genau, welches Einkaufsvolumen innerhalb des Unternehmens vorhanden ist. Nach wie vor fehlt allerdings das Bewusstsein für den Bereich der Gemeinkosten. Branchenübergreifende Projekterfahrung zeigt, dass ca. 12 % - 20 % des Einkaufsvolumens in den Bereich der Gemeinkosten fallen. Gerade dieser Bereich bietet vielen Unternehmen eine beträchtliche Möglichkeit der Kostenoptimierung und damit der Gewinnsteigerung. Dennoch wird ein spezifisches Controlling für Gemeinkosten nur selten aufgebaut und praktiziert. So fehlt es den Unternehmen nicht nur an Zeit und Aufmerksamkeit für diesen Kostenbereich, zumeist ist auch kein standardisierter Ansatz vorhanden.

[1] Vgl. Jehle, 1992, S. 1506 ff.
[2] Vgl. Bauer, 2005, S. 5 ff.

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