Neben dem Warenbestand sind meist die Forderungen der zweitgrößte Block in der Bilanz, der die Liquidität des Unternehmens bindet. Um das Unternehmen schlank zu machen und den gängigen Ansprüchen der Kapitaleigner und Kreditgeber nach möglichst geringem Working Capital zu genügen, sollten Forderungen schnell in Geldeingänge umgewandelt werden. Neben dem internen Forderungsmanagement, das einen echten Abbau der Forderungen herbeiführt, können auch finanzielle Maßnahmen wie Abtretung an die Bank oder Factoring Forderungen zu Liquidität machen.

4.1 Forderungsabtretung

Die Banken als wichtigste Fremdkapitalgeber eines Unternehmens verlangen für ihr Engagement eine entsprechende Sicherheit. Die Regel sind Grundbucheinträge und Übereignungen von Anlagegütern. Für die Finanzierung des Umlaufvermögens, also auch der Forderungen, oder zur weiteren Absicherung der Bank werden oft auch die Warenbestände und die Forderungen an den Kreditgeber abgetreten.

Die Globalzession

Da sowohl der Warenbestand als auch die Forderungen ständigen Wechseln unterliegen, können diese Vermögensteile nicht explizit der Bank übereignet werden. Vielmehr wird z. B. bei den Forderungen in Form einer Globalzession eine allgemeine Abtretung auch künftiger Forderungen vereinbart. Das Unternehmen behält also das Eigentum an den aktuellen Forderungen. Nur wenn es dazu kommt, dass die Bank ihre Sicherheiten verwerten muss, übernimmt sie diese vom Unternehmen.

Damit stehen die Forderungen weiterhin in der Bilanz des Unternehmens. Sie werden nicht wirklich verwertet, die Qualität und die Sicherheit steigen nicht. Die eigentliche Forderungssituation wird nicht verbessert. Viele Unternehmen klagen darüber, dass die Banken die Forderungen zu gering bewerten. Zum Teil wurden Abschläge von über 50 % gemacht. Das hängt jedoch mit den Nachteilen zusammen, die eine Bank bei der Zession hat:

  • Die Bank kann die Forderungen nicht permanent prüfen. Sie ist auf die regelmäßigen Meldungen des Schuldners angewiesen. Die Qualität der Forderungen zeigt sich erst bei deren Verwertung.
  • Viele Forderungen sind für die Bank wertlos, da die Lieferanten des säumigen Unternehmens einen verlängerten Eigentumsvorbehalt geltend machen können.
  • Die Gesamthöhe der Forderungen schwankt oft erheblich, z. B. im Saisonbetrieb. Damit wird der mögliche Kredit auf die Mindesthöhe der Sicherheiten beschränkt.
  • Im Insolvenzverfahren kommen auf die Bank Kosten in Höhe von 9 % der erlösten Sicherheiten zu. Für die Feststellung der Sicherungsrechte muss sie 4 % und für deren Verwertung 5 % an den Insolvenzverwalter bezahlen.
  • In einem Insolvenzverfahren entscheidet der Insolvenzverwalter, ob er die Forderungen selbst verwerten will oder dies der Bank überlässt. Damit diese Entscheidung früh getroffen wird und damit die Qualität der Forderungen noch hoch ist, muss die Bank mit dem Insolvenzverwalter verhandeln, wodurch sie sich in einer schlechten Position befindet.

Damit wird klar, dass die Banken andere Sicherheiten als die Forderungen vorziehen. Entsprechend vorsichtig sind sie in der Bewertung der Sicherheiten und entsprechend hoch ist auch der verlangte Zins. Hinzu kommt, dass laut Rechtsprechung ein Kreditvertrag dann nichtig ist, wenn die abgetretenen Forderungen 20 % des Kreditbetrages übersteigen. Alles in allem eine schlechte Position für die Bank.

 
Praxis-Tipp

Forderungsabtretung kann nicht ausgeschlossen werden

Große Kunden verbieten oft in ihren Einkaufsbedingungen, dass Forderungen gegen sie abgetreten werden. Ein solches Verbot in den Allgemeinen Einkaufsbedingungen ist wirkungslos (§ 354a HGB).

4.2 Factoring

Bei der Zession werden die Forderungen an die Bank als Sicherheit abgetreten. Sie bleiben aber im Verantwortungs- und Risikobereich des Unternehmens. Wegen der genannten Nachteile der Abtretung wird eine andere Form der Forderungsfinanzierung auch in Deutschland immer beliebter, und zwar der Verkauf der Forderung. Innerhalb des Factoring werden die einzelnen Forderungen, selbstverständlich nach der Prüfung der Bonität des Schuldners, an den Dienstleister verkauft. Damit verschwinden die Forderungen aus der Bilanz des Unternehmens und werden durch echten Liquiditätszufluss ersetzt. Der Verkäufer der Ansprüche erhält sofort das Geld, abzüglich eines Einbehalts für Skonto und Mängelrügen der Kunden, der nach Zahlung des Kunden an den neuen Eigentümer der Forderungen abgerechnet wird.

Kosten des Factoring

Selbstverständlich erhält der Geldgeber eine Gebühr für seine Leistung. Diese ist abhängig vom Umfang der Aufgaben, die übernommen werden. So ist es z. B. möglich, im echten Factoring auch das Risiko des Forderungsausfalls auf den Factor zu übertragen. Das unechte Factoring, wo das Unternehmen im Risiko bleibt, ist in Deutschland eher selten. Oder im offenen Factoring, bei dem der Schuldner vom Factoring erfährt, übernimmt der Factor auch die Verwaltung der Debitorenkonten mit dem Forderungsmanagement. Im stillen Factoring, auch das in Deutschland eher unüblich, erfährt der Schuldner nichts vom Verkauf seiner Schuld und die D...

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