Wenn Projektmanagement und -Controlling in der Entwicklung noch nicht den Ansprüchen des § 255 Abs. 2a HGB genügen, ist zuerst das Controlling gefragt: Neben entsprechenden Änderungen im eigenen Bereich ist die Methodenkompetenz des Controllers hautsächlich dazu erforderlich, den Kollegen in der Entwicklung aufzuzeigen, welche Prozesse definiert und umgesetzt werden müssen.

Controller als treibende Kraft

Da diese weit über das Controlling hinausgehen, ist hier auch die Überzeugungskraft des Controllers gefragt: Er muss dem F+E-Management überzeugend vermitteln, dass Projektmanagement und -Controlling keineswegs die Kreativität von Forschung und Entwicklung einengen, sondern vielmehr durch zielgerichteten Einsatz knapper Ressourcen zur Steigerung der Produktivität beitragen können.

Verständnis für Widerstände in der F+E-Abteilung

Psychologische Faktoren

Ein wichtiger Grund für die bis heute in vielen Unternehmen zu beobachtende Vernachlässigung des F+E-Controllings sind, neben der für Außenstehende oft schwer verständlichen Materie ("Das versteht eh keiner, was die machen. Wie will man das kontrollieren?"), psychologische Faktoren: Forscher und Entwickler verstehen sich zu Recht als kreative Köpfe, die maßgeblich für die Innovationskraft des Unternehmens verantwortlich sind.

Es wird in diesem Zusammenhang immer wieder befürchtet, dass diese Kreativität durch administrative Tätigkeiten wie Projektplanung oder Budgetverfolgung massiv beeinträchtigt wird. Besonders die Zeiterfassung ist in diesem Zusammenhang unbeliebt – ein aufgrund des hohen Personalkostenanteils vieler Projekte essenziell wichtiger Kernbestandteil des Projekt-Controllings.[1]

Vorurteile abbauen und Vertrauen schaffen

Überzogene Befürchtungen

Bei maßvoller Begleitung von F+E-Projekten durch Methoden des Projektmanagements und -Controllings und Unterstützung der Forscher und Entwickler durch interne Dienstleister wie z. B. das Projekt-Controlling ist solch eine Beeinträchtigung der Kreativität nicht zu befürchten. Die Praxis zeigt, dass die Forscher und Entwickler die Vorteile des Projektmanagements und -Controllings durchaus zu schätzen lernen, sobald ihnen Informationen und Analysen zur Verfügung gestellt werden. Doch wichtig im Umgang mit hoch ausgebildeten Mitarbeitern ist, diesen die einzuführenden Methoden durch ausführliche Erklärungen über Sinn und Zweck der Maßnahmen nahezubringen – Forscher und Entwickler wollen durch Argumente überzeugt werden, Anweisungen von oben helfen nicht weiter.

Zudem wird die Kreativität der Forscher und Entwickler durch ein sinnvolles Projektmanagement und -Controlling zum Wohle aller Beteiligten in marktorientierte, wertschöpfende Bahnen gelenkt.

[1] Siehe z. B. Schmitt (2008).

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