Die Produktionsplanung ist immer auf der Suche nach dem Optimum zwischen

  • den sinkenden Stückkosten bei großen Mengen,
  • den steigenden Lagerkosten großer Lose und
  • den Anforderungen des Vertriebs an die Lieferfähigkeit.

Abb. 1: Produktionsplanung

Das lässt den Kostenverantwortlichen aufhorchen, wenn negative Veränderungen am Markt für das Unternehmen drohen: Vieles hängt von den Produktionsmengen ab, diese verändern sich bei sinkenden Absätzen. Die Gesamtmenge für den Markt sinkt, die Nachfrage konzentriert sich auf preiswertere Produkte. Damit verändert sich auch der Produktionsmix und es ergeben sich Chancen zur Kostensenkung. Gleichzeitig bestimmt die Produktion in hohem Maße die Kosten, die für Energie und Wareneinsatz entstehen.

3.1 Zeitvorteil nutzen

Die Lieferfähigkeit als oberstes Ziel der meisten Fertigungsunternehmen baut in Zeiten starker Nachfrage einen enormen Zeitdruck auf. Der wiederum sorgt dafür, dass Kostenoptima in der Produktion nicht eingehalten werden. Mit Überstunden und auf Hochtouren laufenden Maschinen wird produziert, um die Lieferverpflichtungen erfüllen zu können. Durch zurückgehende Absätze lässt der Zeitdruck nach, gleichzeitig verschiebt sich aufgrund steigender Energiekosten und knapper Rohstoffe oder Bauteile das bisher berechnete Optimum. Dies muss für eine Sensibilisierung aller Beteiligten für ein kostenoptimales Verhalten ausgenutzt werden. Die Produktionsplaner können jetzt optimale Kostenverhältnisse erreichen, wenn der Termindruck nicht mehr ganz so stark ist und die Kostenoptimierung nicht mehr überdeckt. Der Controller findet mit den Planern den richtigen Augenblick während einer Krise, um die Zielsetzung in der Planung zu verändern.

  • Maschinen werden nicht mehr mit der größtmöglichen, sondern mit der optimalen Geschwindigkeit genutzt, in der Energie- und Hilfsstoffverbrauch minimiert werden. In der Praxis werden so erhebliche Kosten eingespart, in der Energiekrise besonders wichtig.
  • Durch die größere Sorgfalt und die optimale Maschineneinstellung lässt sich der Materialverbrauch senken. Der größte Erfolg in dieser Kostenart ist dann zu erzielen, wenn sich die Mitarbeiter in der Produktion gemeinsam mit dem Controller aktiv mit der Materialeinsparung beschäftigen, diese ausdrücklich beeinflussen und nicht nur die automatisch eintretenden Effekte mitnehmen. Damit kann auch den steigenden Materialkosten aufgrund von Störungen in den Lieferketten entgegengewirkt werden.
  • Die größte Kosteneinsparung in der Produktion bringt die Senkung des Ausschusses mit sich. Unbrauchbare fertige Produkte haben Materialkosten verursacht, Fertigungskosten verbraucht und Kapazitäten belegt. Die schonendere und zeitlich weniger unter Druck stehende Fertigung verringert den Ausschuss und senkt die Kosten, vor allem für Energie und Materialeinsatz.

Durch die beschriebenen Maßnahmen sinken die variablen Stückkosten der Produkte. Leider können die Fixkosten der Produktion nicht so schnell angepasst werden. Da diese jetzt auf weniger Einheiten verteilt werden, steigen die Stückkosten wieder.

3.2 Losgrößen der Nachfrage anpassen

Die sinkende Nachfrage nach Produkten beeinflusst bei gleichen Losgrößen die Lagerdauer der Waren. Jetzt dauert es länger, bis die eingelagerten Artikel abgesetzt werden können. Dadurch entsteht nicht nur ein Platzproblem im Lager, auch die Komponente der Lagerkosten in der Formel für die Berechnung der optimalen Losgröße verändert sich. Der Trend wird zu geringeren Losgrößen gehen und damit zu weiter steigenden Stückkosten. In der Summe der Lager- und Stückkosten wird sich aber eine Reduktion ergeben, wenn die Losgrößen in der Fertigung der neuen Nachfragesituation angepasst werden.

3.3 Verschobene Engpässe ausnutzen

In jeder Produktion gibt es Engpässe, die in die Produktionsplanung einfließen. Der Produktmix bestimmt,

  • welche Maschine zu sehr belastet ist,
  • welche Mitarbeiter Mehrarbeit leisten müssen oder
  • wo nicht genügend Kapazität vorhanden ist.

Nachfragemengen verändern sich

In der Krise verändern sich die Mengen der nachgefragten Produkte, sodass sich plötzlich neue Engpässe ergeben und alte sich entschärfen. So werden z. B. vermehrt Produkte ohne aufwendige Lackierung nachgefragt, was den Anspruch an Trockenplätzen reduziert. Der Mietvertrag für zusätzliche Trockenräume kann daher gekündigt werden, was wiederum Kosten senkt.

Andere Beispiele für die Senkung von Kosten sind

  • reduzierte Wochenarbeitszeiten für Mitarbeiter,
  • die Stilllegung einer alten Maschine, deren Kapazität nicht mehr für bestimmte Produkte benötigt wird, oder
  • der Verkauf von Fahrzeugen, wenn der Transport von Bauteilen zu einem zusätzlichen Bearbeitungsschritt überflüssig wird.

Das alles schafft sofort Kostenvorteile, die nun bei einer neuen Berechnung von Engpässen genutzt werden können.

3.4 Die Nutzung der verlängerten Werkbank optimieren

Das Auslagern von Fertigungsschritten zu externen Partnern geschieht aus zwei Gründen:

  • Zum einen kann der Partner die Leistung preiswerter anbieten, als diese in der Produktionsabteilung des Unternehmens erledigt werden kann.
  • Zum anderen erfolgt die Auslagerung, wenn in der Produktion die Kapazitäten nicht mehr vorha...

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