Digitale Transformation als Herausforderung für die Methodenkompetenz

Die immer stärkere Digitalisierung aller Lebensbereiche führt zu einer stetig ansteigenden, gigantischen Datenflut. Information ist zu einer strategischen Ressource geworden.[1] Die Fähigkeit, diese Daten nutzbar zu machen und in Wettbewerbsvorteile umzusetzen, ist zunehmend wettbewerbskritisch.[2]

Die Entwicklungen rund um die Themen BI/Big Data und digitale Transformation der Unternehmen stellen das Controlling jedoch vor völlig neue Herausforderungen. Das Controlling ist hierbei in doppelter Hinsicht betroffen: Einerseits verändert die Digitalisierung massiv Geschäftsmodelle, Geschäftsprozesse, Strukturen und Produkte und damit die erforderliche Methodenkompetenz in seiner Rolle als Partner der Fachbereiche ("Veränderungen im Bereich Business"). Andererseits verändern sich aber im Zuge der zunehmenden Digitalisierung die Möglichkeiten des Umgangs mit Informationen. Es entstehen völlig neue Technologien, neue Datengrundlagen und neue Analysemethoden ("Veränderungen im Bereich Daten/Analytik"), die Rolle und Methodenkompetenz des Controllings dramatisch beeinflussen.

Ausgehend von einer Darstellung der Herausforderungen der digitalen Transformation beschreibt der Beitrag anhand des Beispiels der BASF die Implikationen für Aufgaben, Rollen und Methodenkompetenzen des Controllings.

[1] Vgl. Ghasemkhani et al., 2014; Soule et al., 2014.
[2] Vgl. Brynjolfsson et al., 2011; Seufert/Sexl, 2011.

1.1 Veränderungen im Bereich Business

1.1.1 Treiber und ökonomische Wirkungen der digitalen Transformation

Treiber der digitalen Transformation

Wesentlicher Treiber der Datenflut sind technologische Innovationen hinsichtlich der Generierung und Vernetzung neuer digitalen Daten. Hierbei können verschiedene Phasen unterschieden werden.[1]

Phase 1 – Internet der Menschen: Technologien im Umfeld Social Networking führen, z. B. basierend auf neuen (mobilen) Devices, zu einem massiven Anschwellen der Datenvolumina durch Generierung und Vernetzung des sog. "User Generated Content". Dies kann direkt erfolgen, z. B. durch aktive Nutzung von Chat-, Foto- oder Videofunktionen. In immer stärkerem Maße erfolgt dies aber auch indirekt, durch automatische Aufzeichnungen von Position und Umgebungsbedingungen. Beispielsweise im Rahmen von Navigationsprofilen oder Biotracking/Quantified Self mit Hilfe der eingebauten Sensorik (z. B. Bewegungen, Temperaturen, Puls etc.).

Phase 2 – Internet der Dinge (Internet of Things/IoT): Wesentlich umfangreichere Datenmengen werden allerdings zusätzlich durch die gerade erst am Anfang stehenden Entwicklungen im Bereich der Erfassung und Vernetzung von Maschinendaten erwartet. Diese sog. Machine-to-Machine Kommunikation soll es ermöglichen, Maschinendaten in Echtzeit zu vernetzen und in Wertschöpfungsprozesse zu integrieren. Schlagworte in diesem Kontext sind z. B. Industrie 4.0 i. e. S. (Smart Factory), vernetztes Zuhause (Smart Home), vernetzte Energieerzeugung und Verteilung (Smart Grids), oder vernetztes Automobil/Fahren.

Ökonomische Wirkungen der digitalen Transformation

Die Auswirkungen dieser zunehmenden Digitalisierung haben erhebliche ökonomische Auswirkungen. Zum einen auf die Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, zum anderen aber auch auf die Wertketten und Geschäftsmodelle.

Steigende Informationsintensität in den Produkten/Services: Einerseits steigt in den eigentlichen Produkten bzw. Dienstleistungen die Informationsintensität. Traditionelle physische Produkte werden zunehmend durch Technologien wie z. B. Sensorik angereichert und vernetzt. Diese sog. smarten Produkte wie (z. B. Smartphone, Smart-TV aber auch Connected Car Dienste) können Information generieren und verarbeiten. Häufig sind sie jedoch auch nur eine Zwischenstufe zu vollständig digitalen Produkten, die ehemals physische oder smarte Produkte substituieren. Zu beobachten ist dabei, dass die Umwandlung ehemals physischer Produkte in digitale Produkte und Dienstleistungen immer schneller neue Bereiche erfasst (z. B. Musik, Filme, Bücher, Vermittlungsdienste, digitale Assistenten etc.). Treiber dieser Entwicklung sind komparative Vorteile digitaler Produkte im Vergleich zu physischen Produkten.[2]

Steigende Informationsintensität in der Wertkette: Darüber hinaus ist eine immer stärkere Digitalisierung der Wertketten bzw. einzelner Wertschöpfungsstufen zu beobachten. Dies führt in einer ersten Stufe zu einer immer stärkeren Verlagerung von Kundenkontakten, Distribution und Vertrieb in die Informationssphäre. Zudem werden die Arbeitsteilung und Vernetzung massiv vorangetrieben. Dies führt zu einer Neuorganisation von Wertschöpfungsstufen. Teilweise fallen einzelne Stufen der Wertschöpfung komplett weg, z. B. da Hersteller den direkten Kontakt zu den Endkunden suchen, andererseits kommen neue Marktteilnehmer hinzu, die sich mit digitalen Services/Produkten gezielt in bestimmte Bereiche von Wertketten drängen (z. B. Uber, Airbnb). Insgesamt wird die Leistungserstellung im Rahmen von Wertschöpfungsnetzwerken immer unabhängiger von bestehenden Unternehmensgrenzen in flexibler ...

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