Einleitung Zum Thema generell siehe "Korruption verhindern: Grundlagenwissen und Verhaltensregeln".
Bestechung durch den Einkauf? Der Einkauf ist vor allem Bestechlichkeitsrisiken ausgesetzt. Wenn es um knappe Ressourcen (z. B. Rohstoffe, plötzlicher Nachfrageanstieg), schnelle Liefertermine oder das Verschaffen vertraulicher Informationen geht, kommt es auch zu Bestechungsfällen durch den Einkauf.
Von Regelverstoß zur Bestechlichkeit

Problem:

  • Bei persönlichen Geschäftsbeziehungen von über 2 Jahren erhöht sich das Bestechlichkeitsrisiko.
  • Die Stichworte "Anfüttern" und "Gelegenheit macht Diebe" beschreiben den Weg vom einzelnen Verstoß gegen Geschenk- und Einladungsregeln, zur Gewöhnung und – in einigen Fällen – schlussendlich zur Bestechlichkeit.

Lösungsvorschlag:

  • Auf Vier-Augen-Prinzip und aktive Urlaubsvertretung achten.
  • Rotation wird als Gegenmittel empfohlen, ist aber häufig nur schwer umsetzbar.
  • Mitarbeitern gegenüber verdeutlichen, dass ein isolierter Verstoß gegen Geschenk- und Einladungsregeln noch "kein Beinbruch" ist, aber sofort gemeldet werden sollte, weil möglicherweise der Beginn einer gefährlichen Entwicklung.
"Intelligente" Korruption

Problem:

  • Direkte Bestechungen durch Bargeld aus der privaten eigenen Tasche sind in größerem Umfang eher selten.
  • Geber und Nehmer halten das Entdeckungsrisiko bei Zahlungen auf Drittkonten für niedriger als bei Direktzahlungen.
  • Geber und Nehmer suchen nach Methoden, die eine "ordentliche" Verbuchung der Bestechungszahlungen und deren steuerliche Berücksichtigung als Aufwand ermöglichen.

Vorschlag:

  • Korruptionsprävention und Aufdeckung müssen sich auf "intelligente" Korruptionsmethoden einstellen. Dazu gehören
  • Scheinrechnungen,
  • verdeckte Beteiligung von Kundenmitarbeitern oder Verwandten an Lieferanten, Dienstleistern oder Beratern,
  • Bestechungszahlungen im Dreieck: Ein Unternehmen, das keine Bevorzugung erhält, übernimmt die Zuwendung.
  • Daher: Nicht allein auf die Abzeichnung durch den fachlich Verantwortlichen verlassen.
  • Zumindest in Stichproben sachliche Rechnungsprüfung auf Leistungsinhalt, Leistungserbringung und Leistungserbringer.
  • Strikte Beachtung der internen Regeln für Kreditorenmanagement und Zahlungsverkehr.
  • Neu aufgenommene Adressen prüfen, insbesondere bei Beratungs-, Ingenieur- und Marketingunternehmen oder Namensähnlichkeit mit vorhandenen Kreditoren.
  • Ergänzend können IT- unterstützte Analysen sinnvoll sein (z. B. Benford'sches Gesetz).
  • "Schwarze Kassen" durch Rabatte und Rückvergütungen

Problem:

  • Wer bestechen will, braucht Gelder, die verdeckt eingesetzt werden können.
  • Rabatte und Vergütungen auf Konten, die nicht der normalen Kontrolle durch das Unternehmen unterliegen, können als Untreue strafbar sein, selbst wenn die Gelder für das Unternehmen verwendet werden sollen (Untreue nach § 266 StGB, "Books and Records"-Verstoß nach dem U.S. Foreign Corrupt Practices Act (FCPA))

Vorschlag:

  • Transparente Kontoführung und Kreditorenmanagement,
  • Strikte Einhaltung der Bestimmungen über die Eröffnung, Zeichnungsberechtigung und Kontrolle von Firmenkonten,
  • Eindeutiger Kontenplan auch für interne Konten.
Erhöhte Risikosituationen Bestimmte Einkaufssituationen sind üblich und unterliegen im Regelfall keinen Bedenken, können im Einzelfall aber mit einem erhöhten Korruptionsrisiko verbunden sein oder darauf hinweisen:
  • "Single Source"-Letter, Einzelquellenbeschaffung

Problem:

  • Vermehrte Anforderungen auf Einzelquellenbeschaffung von bestimmten Mitarbeitern, Abteilungen oder gegenüber bestimmten Lieferanten können Ausdruck einer wettbewerbsschädlichen Gewöhnung, von Interessenkonflikte oder Bestechlichkeit sein.

Vorschlag:

  • Anforderungen auf Einzelquellenbeschaffung sollten überprüft werden, ob sie bei bestimmten Mitarbeitern, Abteilungen oder Lieferanten besonders häufig vorkommen.
  • Wenn ja, Prüfung, ob die vermehrten Single Source-Anforderungen durch besondere Anforderungen gerechtfertigt sind.
  • Directed Buys

Definition:

  • Der Besteller gibt dem Lieferanten vor, dass dieser bestimmte Vorprodukte oder Bestandteile seines Produktes von Lieferanten beziehen soll, die der Besteller bestimmt. Aus Qualitätsmanagement-, Supply-Chain-, Kontroll-, Konditions- oder Rationalisierungsgründen sinnvoll und nicht unüblich.

Problem:

  • In Einzelfällen ein möglicher Weg für Bestechung innerhalb der Lieferkette "über die Bande": Der vorgegebene Sublieferant übernimmt die Bestechung an den Endabnehmer.

Vorschlag:

  • Bei "directed buys" besonders auf Zahlungen auf Zweitkonten mit abweichender Kreditorenbezeichnung und neue zusätzliche Kreditoren achten.
  • Reaktion des Marktes auf Ausschreibungen (nur geringer Teilnehmerkreis, hohe Preisspannen)

Problem:

  • Der Markt realisiert schnell, wenn ein Unternehmen einen Lieferanten oder Dienstleister unsachlich bevorzugt.
  • Andere Wettbewerber nehmen dann an Ausschreibungen dieses Unternehmens nicht mehr teil oder nur noch "pro forma" höflichkeitshalber.
  • Ein andauerndes, deutliches Missverhältnis zwischen der Zahl potentieller und tatsächlicher Anbieter deutet auf di...

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